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Stolzer Künstler. Das Liszt-Denkmal im Park an der Ilm in Weimar wurde bereits 1902 enthüllt. Foto: Marlis Heinz

© Marlis Heinz

Franz Liszt: Thüringens Musikhistorie

Im kommenden Jahr feiert Thüringen den 200. Geburtstag von Franz Liszt. Natürlich kommt, wer zu Liszt nach Thüringen reist, an dessen Komponisten- und Musikerkollegen nicht vorbei.

Wer Thüringen hört, denkt – in puncto Musik – vermutlich zuerst an den in Eisenach geborenen Johann Sebastian Bach. Aber die Musikhistorie dieses fürstenreichen Landstriches versammelt auch in späteren Jahrhunderten klangvolle Namen: Wagner, Brahms, Reger. Und Franz Liszt, dessen 200. Geburtstag im kommenden Jahr gefeiert wird.

Das Musikgenie des 19. Jahrhunderts zog es gerade dann nach Weimar, als die Stadt nach dem Tode Goethes in Provinzialität zu versinken drohte. Das wirft Fragen auf: Was bewog den längst umjubelten Star dazu, im kleinen Thüringen seinen Wohnsitz zu nehmen? Welche musikalischen und philosophischen Traditionen nahm er hier auf? Wie lebte er in Weimar? Wie während seiner Besuche auf der Wartburg, in Meiningen oder Sondershausen? Im kommenden Jahr werden all diese Fragen besonders ausführlich und anschaulich beantwortet.

In Weimar soll dies die im Schillermuseum und im Schlossmuseum stattfindende Landesausstellung „Franz Liszt – ein Europäer in Weimar“ leisten. Beide Ausstellungsteile sind vom 24. Juni bis zum 30. Oktober 2011 zu sehen. Im Schiller-Museum geht es vor allem um die Lebensstationen von Liszt, um seine Prägung im multikulturellen Klima der k.u.k. Donaumonarchie, in Paris, der Schweiz, Italien und während seiner Reisen durch ganz Europa. Im Schloss stehen unter dem Motto „Kosmos Klavier“ Liszt und die Entwicklung des von ihm bevorzugten Instruments im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt. Im März wird zudem Liszts Wohnhaus in Weimar nach einer Sanierung wiedereröffnet. Sonderausstellungen gestalten unter anderem das Sondershäuser Schlossmuseum und die Wartburg. „Überlisztet“ heißt das Thüringen-Festival, das vom 18. Juni bis 9. Juli in Weimar, Meiningen, Sondershausen, Eisenach und Erfurt stattfinden wird.

Natürlich kommt, wer zu Liszt nach Thüringen reist, an dessen Komponisten- und Musikerkollegen nicht vorbei. Zu denen zählt Richard Wagner, nicht nur Freund und Mitstreiter sondern auch Schwiegersohn von Liszt. Und so wundert es nicht, dass im Reuther-Wagner-Museum von Eisenach, wo neben vielen kostbaren Dokumenten auch eine Vitrine mit größtenteils kitschigen Wagner-Devotionalien zu sehen ist, ein winziges Liszt-Skulptürchen im Scheinwerferlicht steht.

Wenn sich auf der Wartburg eine Reisegruppe dem Sängersaal nähert, genügt ein Knopfdruck des Museumsführers und wuchtige Töne erfüllen den großen Raum. Motive aus „Tannhäuser“ am Schauplatz der Handlung. Aber es geht nicht nur um Wagner, sondern auch um Walther von der Vogelweide – und auch hier wieder um Liszt, der in diesem Saal sein Oratorium „Die Legende von der heiligen Elisabeth“ dirigierte. Weil ihm die Akustik zu schlecht schien, hatte Liszt in seiner Funktion als Hofkapellmeister eine trapezförmige Kassettendecke einbauen lassen, von der noch heutige Konzertbesucher profitieren.

Auf sich aufmerksam machen 2011 auch die weniger prominenten Liszt-Kollegen. Wer weiß schon um Alexander Wilhelm Gottschalg? Aber ohne ihn würden heutzutage nicht Musik-Gourmets ins Dörfchen Denstedt bei Weimar pilgern und in der Kirche Konzerten lauschen. Auch hier erklingt Liszt: Weich, warm und manchmal ganz leise schenken die Töne dem Gotteshaus eine vierte Dimension. An der Orgel sitzt Michael von Hintzenstern. Er hat die Orgel 1980 wiederentdeckt und kämpft seitdem beharrlich für das Fortleben des Instrumentes und des Gemäuers. Von ihm ist auch die Geschichte zu hören, wie es Liszt hierher verschlagen hatte: „Liszt lernte Gottschalg, den ‚legendarischen Kantor’, wie er ihn später nannte, zufällig kennen. Das war bei einem Spaziergang durch den Tiefurter Park, als er jemanden eines seiner Werke proben hörte. Der Komponist – unzufrieden mit der Interpretation – stieg kurzerhand zu dem Übenden auf die Orgelempore und gab ihm Ratschläge aus erster Hand. Eine kreative Freundschaft begann. Später entdeckten Liszt und Gottschalg gemeinsam diese Orgel hier in Denstedt und organisierten ein reges Konzertleben.“

Sogar Aroma hat die Musikgeschichte. Thüringens Köche tüfteln derzeit angesichts des bevorstehenden Jubiläumsjahres an Liszt-Menüs. Da dem Genie die Gaumenfreuden höchst bedeutsam waren, können sie sich dabei inspirieren lassen von Tagebucheinträgen aus Liszts Bekanntenkreis, die ihn als einen Feinschmecker beschreiben und über seine Tafeleien berichten. Außerdem schickte Liszt reich kommentierte Bestellungen durch die Welt, um seine Speisekammer stets wohlgefüllt vorzufinden. .

Weitere Informationen: Tourist-Information Thüringen, Willy-Brand-Platz 1, 99084 Erfurt, Telefon: 03 61 / 374 20, www.thueringen-tourismus.de; Tourist-Information Weimar, Markt 10, 99423 Weimar, Telefon: 036 43 / 745-0, Internet: www.weimar.de, www.Liszt-2011.de

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