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Wie verwunschen: Rochlitzer Steinbrüche. Seit 1947 wird hier nichts mehr abgebaut.

© Alma/Wikipedia

Rochlitzer Steinbrüche: Könige mochten's in Farbe

Roter Porphyr schmückt viele sächsische Bauten. Eine Tour durch die Rochlitzer Steinbrüche.

Gut eine halbe Autostunde südöstlich von Leipzig, und schon ist alles wie gemalt. Die Landschaft wellt sich hügelauf- und hügelab. Wiesen, Wälder, Felder - und ab und zu ein stilles Dorf. Grün ist die vorherrschende Farbe in der Gegend, doch immer wieder sehen Besucher rot. Rot sind die zahlreich verbliebenen Postmeilensäulen und Sühnekreuze, rot die Viadukte, Kirchen und Türme. "Fast jedes Fenster in dieser Region hat einen roten Steinrahmen", sagt Naturführerin Ines Keller. Und hat uns eben dort hingelotst, wo das Rot seinen Ursprung hat: auf den Rochlitzer Berg. Von hier stammt "der Stein der sächsischen Könige".

Seit 2005 existiert ein Lehrpfad, der sich durch die aufgelassenen Steinbrüche schlängelt. Eine gute Stunde braucht man für den knapp drei Kilometer langen Rundweg. Man muss ja immer wieder stehenbleiben und staunen. Steile Wände kann man hinaufschauen und tiefe Schluchten hinunter. Halb verfallene Unterstände sind zu besichtigen, in Fels gehauene Fratzen, zurückgelassene Kräne und Steinsägen. Am Gleisbergbruch zeugen eingravierte Zahlen, wann wo gearbeitet wurde. Ganz oben steht die Zahl 1929, damals fing alles an. Dann geht es schichtweise hinunter in den Jahren 1936, 1940, 1942 und schließlich 1947. Dann war Schluss.

Stolze Wächter am Berg
Stolze Wächter am Berg

© Hella Kaiser

Der Rochlitzer Porphyrtuff entstand vor rund 275 Millionen Jahren aus der Asche eines Vulkans. Sie verdichtete sich und formte einen 350 Meter hohen Berg. Durch Verkieselung ist das leuchtend rote Gestein von weißen und hellroten Äderchen durchzogen. Wie Marmor. "Ein typischer Bildhauerstein", sagt Ines Keller. Vor allem aber nutzte man das auffällige Gestein für große, beeindruckende Bauten: Für Schloss Rochlitz wurde es benutzt, das Grassimuseum in Leipzig schmückt es und die Thomaskirche in Leipzig. Sogar bis München wurde der Rote Porphyr transportiert - für ein Bismarckdenkmal. In Berlin bildet er die Fundamente fürs Brandenburger Tor.

Die böse Hexe verwandelte Kinder in Singvögel

Viel schöner als die geologische Erklärung ist natürlich die Sage zum Rochlitzer Berg. Eine Hexe soll dort gelebt und spielenden Kindern aufgelauert haben. Die verwandelte sie dann in Singvögel und braute ihnen Tee aus den Früchten eines Zauberstrauchs. Am Ende wurde die Hexe getötet, ihr Blut versickerte im Gestein - das sich für alle Zeiten rot färbte. Auch ohne solche Märchen mögen Kinder das Terrain. Alles so spannend! An einer Stelle gibt’s sogar die Möglichkeit, sich selbst als Steinmetz zu versuchen. Professionelles Werkzeug ist vorhanden. Da es streng verboten ist, in den Steinbrüchen herumzuklettern, hat man den Kindern in der Nähe einen herrlichen Abenteuerspielplatz gebaut.

Schon im Zeitalter der Romantik hatte man den Rochlitzer Berg als Wander- und Ausflugsziel entdeckt. 1815 wurde eine erste Unterkunft, die sogenannte Einsiedelei, gebaut, deren Reste noch gut auszumachen sind. Ein Holzgerüst mit einer Plattform wurde aufgestellt, um Besuchern einen besseren Ausblick zu bescheren.

1860 dann konnte ein respektabler, 28 Meter hoher Aussichtsturm, natürlich aus Rotem Porphyr, eingeweiht werden. Der Bau sollte auch König Friedrich August II. ehren, der 1854 in Tirol tödlich verunglückt war. In ganz Sachsen hatte man Spenden eingesammelt, um das begehbare Denkmal errichten zu können.

Noch heute ist es schmuck. Zwei stattliche rote Löwen bewachen die Pforte zur steilen Treppe. 127 Stufen sind es zum grandiosen Rundumblick. Der Kamm des Erzgebirges etwa ist gut zu erkennen. "Bei klarem Wetter sieht man sogar das Völkerschlachtdenkmal", sagt Ines Keller. Dem grauen Koloss hätte Rochlitzer Porphyr auch gut gestanden.

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