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Lagerfeuerromantik – nach Sonnenuntergang meist nicht gern gesehen.

© dpa-tmn

Wildes Campen: Laue Nacht in Schweden

Für viele ist Campen der Inbegriff von Freiheit. Wildes Campen in Europa: Wo’s erlaubt ist.

Rund 1,7 Millionen deutsche Urlauber ziehen laut ADAC-Reisemonitor Zelt oder Wohnwagen Hotels oder Ferienwohnungen vor. Zeltplätze gibt es in Europa reichlich. Rar werden aber die ruhigen Plätzchen, wo man wild seine Zelte aufschlagen darf.

„Europa ist nicht mehr so wildromantisch, wie es einmal war“, sagt Stefan Thun, Chefredakteur des Camping-Caravaning-Führers vom ADAC in München. In den meisten Ländern ist freies Campen verboten. Nur in Estland, Lettland und Litauen, Norwegen und Schweden sowie in Irland und Spanien ist es noch erlaubt, Zelte mehrere Nächte in der freien Natur aufzustellen.

Doch selbst dort werden die einsamen Plätze rar. Vor allem an den Küsten seien die schönsten Flecken oft gut erschlossen, bebaut oder von Campingplätzen gesäumt, erklärt Thun. Wildes Campieren direkt am See oder am Meer ist dann meist nicht mehr möglich.

Vor allem in den nordischen Ländern gehört das Campen jenseits komfortabler Plätze aber noch zur Campingkultur. Am stärksten ausgeprägt ist diese in Schweden. Im Land von Pippi Langstrumpf kann man, zumindest für eine Nacht, campen und Feuer machen, wie und wo es einem gefällt – auf Privatgrundstücken, am Meer, im Wald. Einfach so, ohne den Grundstückseigentümer zu fragen.

Diese Freiheit geht auf das sogenannte Allemannsrecht zurück. „Das ist ein uraltes Gesetz, ein Jedermannsrecht“, erläutert Viveca Burkhardt, Sprecherin von Visit Sweden in Hamburg. Ein paar Spielregeln gibt es schon: Man darf sich nicht in der Sichtweite von Häusern niederlassen und keine Spuren hinterlassen.

Das Allemannsrecht gilt allerdings nur für Wanderer und Radtouristen. Wer mit seinem Caravan unterwegs ist, darf diesen zur Nachtruhe aber immerhin noch auf öffentlichen Parkplätzen abstellen – also zum Beispiel auf dem Rastplatz, am Ende der Straße oder direkt am Strand, erläutert Burkhardt.

Anders in Dänemark: „Mit Wohnwagen und Campingmobil muss man auf die Campingplätze“, sagt Stefanie Czechowsky von Visit Denmark in Hamburg. Lediglich für das klassische Zelten gebe es mehr Freiheiten. Czechowsky empfiehlt das Zelten in Wald und Feld: „In 40 dafür ausgewiesenen Wäldern ist es erlaubt, mitten in der Natur mit dem Zelt zu übernachten.“ Am Strand und in Touristenorten wie auf der Insel Rømø oder im Nordseestädtchen Løkken muss man aber abends die Zelte abbrechen: Die Polizei patroulliert und verhängt Bußgelder von bis zu 500 Kronen (etwa 75 Euro).

In Frankreich wiederum ist das Campen in der freien Natur erlaubt, wenn der Eigentümer sein Einverständnis gibt. Dies gilt aber nicht an der Küste. Gemäß einem alten Gesetz gehört diese allen Bürgern. „Deswegen kann keiner die Zustimmung geben“, erklärt Nadja Hohmann von Atout France in Frankfurt. Auch in der Nähe klassifizierter Sehenswürdigkeiten ist das Zelten nicht gestattet. Macht man es doch, kassiert die Polizei bis zu 1500 Euro.

Die Polen sind da großzügiger. Zwar ist das „schwarze“ Campen von der Pommerschen Bucht bis in die Waldkarpaten verboten. Aber in 20 Jahren hat man im Tourismusverband noch nicht von einer einzigen verhängten Strafe gehört, berichtet Magdalena Korzeniowska vom polnischen Fremdenverkehrsamt in Berlin. Besonders in Regionen mit viel Natur sei das Zelten an Seen beliebt. Und auch an der Ostseeküste wird trotz Verbots oftmals der Schlafsack ausgerollt. Trotzdem empfiehlt Korzeniowska, beim Bauern auf der Weide die Zelte aufzuschlagen: „Da gibt es frische Eier und polnische Spezialitäten obendrauf.“    

Wer in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit dem Caravan an Bundesstraßen-Raststätten übernachten will, darf dies maximal eine Nacht lang tun, erklärt Manuela Moedlhammer von Austriainfo in Wien. In Spanien darf man einzig in ausgewiesenen Übernachtungszonen die Nacht über parken, sagt Maria Hernández Medina vom spanischen Fremdenverkehrsamt in Berlin.

Besonders streng sind die Regeln laut ADAC in den Niederlanden, Portugal, Griechenland, Kroatien, Serbien und Mazedonien sowie in Rumänien, Russland, Bulgarien, der Slowakei, Slowenien, Ungarn und Tschechien. Dort ist das Campieren nur auf Zeltplätzen erlaubt.

Individualisten müssen dennoch nicht auf Extra-Erlebnisse in der Natur verzichten, sagt ADAC-Experte Thun. „Schöne Alternativen zum wilden Campen sind Plätze mit kleinen Parzellen.“ Kenner können zum Beispiel legal in Dünen zelten: auf Fischland-Darß-Zingst oder auf Europas größter Wanderdüne, der Dune du Pyla an der französischen Atlantikküste bei Arcachon. Nadia-Maria Chaar, dpa

Nadia-Maria Chaar

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