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Grüne Wonne. Die Landesgartenschau in Prenzlau wurde zwischen Stadtmauer und Wehranlagen eingerichtet. Sie dauert noch bis zum 6. Oktober.

© p-a/dpa

Gartenschau Prenzlau: Für jeden ist ein Kraut gewachsen

Farbenprächtig lockt die Landesgartenschau nach Prenzlau. Und Pflanzen sind auch essbar. Das zeigen pfiffige Köche der Region.

Gegen alles ist ein Kraut gewachsen. Zumindest, wenn es nach Elfriede Schrodt alias Hexe Klex geht. Kratzen im Hals? Da kann Salbei helfen. Schlaflosigkeit? Versuchen Sie es mal mit Melissentee! Im groben Leinenkleid mit aufgesetzten Flicken und Schlapphut steht die eigenwillige Uckermärkerin an der Kräuterteebar der Landesgartenschau von Prenzlau und führt vor, wie aus Unkraut eine Gesundheitskur wird: Bärlauch, Löwenzahn, Schafgarbe, Brennnessel, Taubnessel und Giersch kommen in einen Mixer, ein bisschen Kefir und Wasser dazu, dann wird alles ordentlich durchgemischt und zum giftgrünen Smoothie. „Äußerst schmackhaft“, finden die Besucher. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut ich vom Unkraut in meinem Garten lebe“, schwärmt Elfriede Schrodt und freut sich, weil sich so viele Neugierige um sie scharen.

Die „Kräuterwochen“ sind zweifellos ein besonderes Schmankerl der Landesgartenschau (Laga). Aber die Hauptattraktion ist natürlich der See- und Stadtpark. Ganze 13 Hektar zwischen historischer Stadtmauer, Wehranlagen und Unteruckersee wurden in eine „grüne Wonne“ – so das Motto der Schau – verwandelt. Allein 80 000 Stauden, Gräser und Farne, 2500 Hecken- und tausend Kletterpflanzen füllen die Themengärten, die große Blumenhalle, den Rosenrausch und den Weingarten, wo erste Rebstöcke der Traubensorte Regent sprießen. Und am Ufer des Unteruckersees kann man sich in Leihboote setzen und sich die Blütenpracht vom Wasser aus ansehen.

„Die Laga ist aber vor allem auch ein wichtiger Beitrag zur Stadtentwicklung“, erklärt Gartenschauexperte Michael Steinland. Dass Prenzlau durchaus noch ein bisschen verschönert werden könnte, bleibt keinem verborgen. Von Weitem mögen die imposanten Türme der Marienkirche noch so vielversprechend grüßen, beim Näherkommen erkennt man schnell, dass die tiefen Wunden, die der Zweite Weltkrieg und die DDR-Zeit der Stadt zugefügt haben, nur sehr allmählich vernarben. Nicht alles ist so vorbildlich saniert wie das Dominikanerkloster, das mit Museum, Stadtbibliothek, Galerie und Café zum einladenden Kunstort wurde. Noch bis Anfang September geht auch der Kultursommer im Klostergarten über die Bühne. Immerhin hat sich die Stadt durch die Laga weiter zum See geöffnet, auch der jüdische Friedhof wurde hergerichtet.

Doch bei einer Landpartie in die „Po- und Busenlandschaft“, wie Ministerpräsident Platzeck die sanft hügelige Uckermark umschreibt, gibt es noch viele andere Gärten zu entdecken, die sich nicht nur an den Tagen der Offenen Gärten im Juni und September öffnen. Zum Beispiel die Bioland Rosenschule in Radekow, wo 18 000 dieser Naturblumen wachsen. Oder die Kräutergärtnerei Helenion in Grünow bei Prenzlau, wo allein 60 Minzsorten und Wildkräuter wie Bachbunge, Barbarakraut oder Bibernelle gedeihen. Auch essbare Chrysanthemen hat die Gärtnerei im Sortiment – genau das Richtige, um die daheimgebliebenen Freunde mal mit einem exotischen Salat zu überraschen.

Gänseblümchen aus der Adelsküche

"Hexe Klex".
"Hexe Klex".

© Wiebrecht

Fast zu schade zum Verzehren sind indessen die Blüten, die der Obstgarten Uckermark in Potzlow vertreibt. Die kandierten Veilchen, Wildrosen und Malven gleichen kleinen Kunstwerken. Monatelang sind sie haltbar. „Wir haben lange experimentiert, bevor wir herausgefunden haben, wie man sie so verzuckert, dass Aussehen, Farbe und Aroma erhalten bleiben“, erzählt Anja Merkel, die ursprünglich Landschaftsarchitektin ist, aber irgendwann etwas Neues ausprobieren wollte. Aus ihrer Geschäftsidee hat sich ein schwunghafter Handel entwickelt. Bis nach Österreich und in die Schweiz liefert sie die filigranen Dekoobjekte – viele landen auf Hochzeitstorten.

Ob sich die Potsdamerin durch Daisy von Arnim inspirieren ließ? Deren Erfolgsstory begann damit, dass sie vor vielen Jahren Äpfel, die oft genug rechts und links der Landstraße vergammelten, auflas und zu köstlichem Most verarbeitete. Bald machte sie auch anderes aus dem Obst. Mit Kreationen wie Apfelchutney, -karamell, -chips oder -likör hat sie sich weit über die Uckermark hinaus als Apfelgräfin einen Namen gemacht, so dass viele Ausflügler auf kurvenreicher Straße durchs Boitzenburger Land fahren, um in ihrem Hofladen einzukaufen. Inzwischen können Besucher hier auch länger verweilen. Nachdem die tatkräftige Gräfin kürzlich ihr Apfelcafé eröffnet hat, kann man sich hier hausgemachten Kuchen mit Blick auf einen über hundert Jahre alten Kastanienbaum schmecken lassen. Wer sich gar nicht mehr losreißen kann, mietet sich in einer der hübschen Ferienwohnungen in Haus Lichtenhain ein.

Ein paar Kilometer weiter, in Blankensee, hat sich eine weitere Adelsfamilie niedergelassen, um biologischen Landbau zu betreiben. Mittlerweile hat das gräfliche Ehepaar Hahn auch die alte Ölmühle des Guts Blankensee zu neuem Leben erweckt. „Wir wollen jetzt die Ölscheichs der Uckermark werden“, schmunzelt die Forst- und Wildbiologin und zeigt stolz das Sortiment an naturbelassenen, nicht gefilterten Ölen, die aus dem gepresst wurden, was ihr Mann anbaut: Mohn, Walnüsse, Sonnenblumen und Bucheckern. Wer will, kann das „flüssige Gold“ gleich im Hofladen probieren.

Für den größeren Hunger empfiehlt sich ein Abstecher nach Ringenwalde. Auch im Landgasthof Zum grünen Baum arbeiten Katharina und Markus Räthel mit Mohnblumen. Zusammen mit lila Taubnesseln und weißen Gänseblümchen bilden die knallroten Blüten nicht nur einen schönen Kontrast zur grünen Einrichtung, sie sind auch die geschmackliche Krönung von frischem Salat, Gemüseauflauf und Schweinebraten – und einem Ausflug in die Gartenlandschaften der Uckermark.

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