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Divi-Divi-Bäume, Johannisbrotgewächse, gedeihen vornehmlich auf Aruba.

© pa

Karibik: Klappern zwischen den Kakteen

Aruba lockt mit Strand und Riff. Manch Gast kommt auch wegen einer Schlange.

Lautes Rasseln – die Botschaft ist unmissverständlich: „Pass auf, wo du hintrittst!“ Doch vor der Aruba-Klapperschlange muss auf der Karibikinsel gleichen Namens eigentlich niemand Angst haben. Kriechen doch allenfalls noch 230 Exemplare dieser meist nur 60 Zentimeter langen Schlange über ein Eiland, das mit 179 Quadratkilometern nur knapp die Fläche einer Stadt wie Potsdam erreicht. Auf das Reptil zu treffen, könnte man auch als Glücksfall begreifen, denn es ist vom Aussterben bedroht.

Allein, bei Regen macht es sich leider nicht bemerkbar – die Warnung fällt dann aus, weil nasse Hornschuppen einfach nicht rasseln. Doch keine Sorge, schließlich regnet es auf der Insel nur selten. Aruba liegt nämlich just 40 Kilometer vor der Küste im Nordwesten Venezuelas und ist chronisch regenarm. Das Nass, das kurze Schauer bringt, verdunstet bei Tagestemperaturen knapp über der 30-Grad- Marke zudem rasch.

Genau wie die zu den Johannisbrotgewächsen gehörenden Divi-Divi-Bäume müssen demnach alle Pflanzen äußerst sparsam mit Wasser umgehen und möglichst größere Mengen davon speichern, um die oft langen Dürreperioden zu überstehen. Im Besucherzentrum des Nationalparks Arikok erklärt Ranger Neohmar Maduro solche Zusammenhänge gern und enthüllt auch mehr zur Inselgeschichte, wenn die Besucher auf einem der kurzen Wanderwege im Park unterwegs sind.

Im Laufe von Millionen Jahren wurde der Vulkan zur Insel

Große Felsbrocken zwischen dieser Trockenvegetation stammen noch aus der Zeit, als Aruba gerade geboren wurde: Damals, vor 90 bis 95 Millionen Jahren, schob sich hier glühende Lava aus dem Erdinneren an die Oberfläche, später erstarrte die zähflüssige Masse zu hartem Gestein. Und im Laufe der Jahrmillionen formten Niederschläge, Wind und Wellen aus dem mächtigen Vulkan die Insel, die heute Aruba heißt. Große Felsen im Inneren und wilde Landschaften aus riesigen Steinbrocken an der Küste weisen noch heute auf diese Vergangenheit hin.

Wie bei den meisten Vulkaninseln der Tropen wuchsen bald Korallenriffe bis an die Meeresoberfläche. Zwar erreichen Hurrikane diese Region heute so gut wie nie. Doch Wind und Wellen schlagen immer wieder Lücken in die Riffe und zermahlen den Korallenschutt langsam zu feinem Sand, der bald wieder an die Küsten des alten Vulkans angeschwemmt wird. So entstehen mit der Zeit die nahezu schneeweißen Sandstrände der Karibik, von denen Aruba einige besonders schöne Exemplare abbekommen hat.

Strände und Korallenriffe unter der warmen Tropensonne ziehen natürlich auch Touristen an. Bis zu 1,5 Millionen Besucher zählt Aruba jedes Jahr, vornehmlich aus den USA, etliche jedoch auch aus dem unmittelbar benachbarten Venezuela. Neben Besuchern aus dem niederländischen Mutterland haben inzwischen allerdings auch zunehmend andere Mitteleuropäer die Insel für sich entdeckt. Auch wenn die karge Halbwüste im Landesinneren spannend sein kann, Strände und Tauchrevier an den Riffen bleiben die Hauptattraktionen. Und Aruba pflegt diese Schätze. So ist beispielsweise bereits in den 1990er Jahren die Unterwasserwelt unter Schutz gestellt worden. Schließlich ist der Tourismus der wichtigste Stützpfeiler der Inselwirtschaft.

Ruinen aus Tagen des Goldrauschs sind noch zu bestaunen

Das war nicht immer so. Denn die Kräfte des Erdinneren haben nicht nur Lava an die Erdoberfläche befördert, sondern auch Gold. 1824 entdeckte William Rasmijn in einem ausgetrockneten Flussbett einen Quarzbrocken, in dem ein wenig des wertvollen Stoffs eingeschlossen war. Bis 1915 war der Goldbergbau dann der wichtigste Wirtschaftszweig auf Aruba. Zunächst holten die Männer das Edelmetall aus den Flussbetten, später folgten die Bergarbeiter den Quarzadern und trieben Minen ins Gestein. Seit das Geschäft 1916 als unrentabel aufgegeben wurde, zerfallen die Anlagen. Kandelaber-Kakteen und Divi-Divi-Bäume überwuchern die Ruinen aus den Tagen des Aruba- Goldrausches. Und wieder schießen die Urlauber Fotos, die später in der Heimat zeigen, dass Aruba ganz anders ist als die meisten anderen Karibikinseln.

Nur in der Fontein-Höhle an der Küste des Arikok-Nationalparks ist Schluss mit der Knipserei. Leider. Denn in dieser Tropfsteinhöhle raubt nicht allein die schwül-heiße Luft den Besuchern den Atem. Sie müssen immer tiefer gebückt ins Dunkel des einstigen Korallenriffs tappen, bis sie schließlich nur noch robbend vorankommen. Fledermäuse flattern im fahlen Schein der Taschenlampe gekonnt zwischen den Tropfsteinen zu ihren Ruheplätzen in den unzugänglichen Teilen der Höhle.

Die Hauptattraktion sind allerdings die einfachen Zeichnungen an der Decke der Fontein- Höhle. Die Arawak-Indianer haben sie vor rund 1000 Jahren dort hinterlassen. Fotoblitze würden diese Spuren aus der insgesamt 4500 Jahre alten Besiedlungsgeschichte von Aruba zerstören, sind deshalb strikt verboten. Auch diese Relikte machen Aruba zu einer Insel, die viel mehr bietet als Strand, klares Wasser und tolle Schnorchel- und Taucherlebnisse.

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