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Kenia

© AFP

Kenia: Die Obama-Route

Im Dorf von Obamas Großmutter gibt es kein Hotel. Das soll sich ändern. Wie der Tourismus in Kenia von Amerikas Präsidenten profitieren will.

Diese Chance wollen sich Kenias Tourismusmanager nicht entgehen lassen. Der Sieg von Barack Obama bei den US-Wahlen soll den eingebrochenen Urlaubermarkt rasch beleben. Die Rechnung ist einfach. Jetzt wollen viele Menschen die Wurzeln Obamas in der Heimat seines Vaters erkunden, glaubt nicht nur der Chef des Kenya Tourist Board, Ongong’a Achieng. US-Urlauber könnten bald die größte Gruppe von Touristen stellen. Tourismusminister Najib Balala hat gar angekündigt, dass es künftig eine sogenannte Obama- Route durchs Land geben soll.

„Es gibt viele Anfragen von Reiseveranstaltern. Ein Büro aus New York hat mir schon eine Mail geschrieben, dass sie eine elftägige Presidential Heritage Safari anbieten wollen“, sagt der quirlige grauhaarige Achieng. Die bekannten Ziele wie Mount Kenya und die Masai Mara seien ebenso enthalten wie zwei Tage in Kisumu am Viktoriasee. Von dort aus sollen die Besucher nach Kogelo fahren, wo Barack Obamas Vater geboren wurde und wo er auch auf dem Grundstück von Baracks Großmutter, Mama Sarah, begraben liegt. Auch lokale Anbieter wollen in das Obama- Geschäft einsteigen.

Das neue Business wird das verschlafene Nest eine gute Autostunde von Kisumu entfernt von der Steinzeit in die Zukunft katapultieren. Mancher hatte dort bis vergangene Woche noch nie einen Weißen gesehen. Achieng und der für Tourismus zuständige Staatssekretär haben sich nun selbst nach Kogelo aufgemacht, um zu gucken, was möglich sein wird. Ein Hotel gibt es in dem Dorf nicht – jedenfalls nichts, was auch nur annähernd dem entsprechen würde, was man in Europa selbst bei einfacher Ausstattung so nennen würde. „Vielleicht können wir dort ein Zelt-Camp einrichten“, macht Achieng bei einem Abendessen in Nairobi erste Pläne. Am Viktoriasee in Kisumu und in den Nationalparks gibt es bereits recht luxuriöse Zelt-Hotels.

Kenia kann einen Aufschwung gebrauchen. Die Wirtschaft, so kündigte Finanzminister John Michuki gerade an, werde in diesem Jahr nur halb so viel wachsen wie ursprünglich prognostiziert. Er rechnet mit knapp fünf Prozent Wachstum anstelle von acht. Für das kommende Jahr aber hat er jetzt neun Prozent als Ziel ausgegeben. Dazu soll die Tourismusbranche beitragen. Sie war nach den Unruhen infolge der kenianischen Wahlen Anfang 2008 praktisch komplett zusammengebrochen.

„Die Ankünfte aus Deutschland sind um 55 Prozent zurückgegangen“, sagt Tobias Hannemann, deutscher Vertreter des Kenya Tourist Board. 2007 kamen etwa 84 000 Deutsche nach Kenia. Seit Juni gehe es langsam wieder aufwärts. Aber noch sind die früheren Zahlen nicht wieder erreicht.

„Der Sommer ging voll in die Hose. Wenn wir im ersten Quartal 2009 mit minus 20 Prozent rauskommen, wäre ich eigentlich schon fast zufrieden“, sagt Hannemann, der gerade in Kenia zu Besuch ist. Insgesamt verzeichnete das ostafrikanische Land bisher ein Minus von 35 Prozent in diesem Jahr, 2007 kamen rund eine Million Touristen aus aller Welt.

„Die einheimischen Urlauber haben es rausgerissen“, sagt Achieng strahlend. Ohne sie sähe die Bilanz noch bitterer aus. Aber auf die Kenianer allein will und kann er sich künftig nicht verlassen. Und er träumt von enormen Steigerungsraten.

„Der Obama-Faktor bedeutet eine Menge für dieses Land und seine Wirtschaft. Das Image hat sich völlig verändert“, sagt Achieng. Er findet, dass sich Kenia zu lange mit all den Querelen rund um die Wahlen aufgehalten und zu wenig Energie in sein Fortkommen investiert hat. Nun appelliert er an Investoren, die Situation zu nutzen und ins Tourismusgeschäft einzusteigen. „Die Ausführung werden wir dem privaten Sektor überlassen.“ Der wird sich wohl nicht lange bitten lassen, denn das Obama-Geschäft verspricht guten Ertrag.

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