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Eher leicht zu beschaffen: ein süßes Lebkuchenherz vom Münchner Oktoberfest.

© p-a/dpa

Neue Mitbringselbörse: Bring mir was mit

Wie man via Internet zum Souvenir kommen kann.

Es gibt Dinge, die muss man einfach haben. Zum Beispiel diese Pralinen, die man im Urlaub in Brasilien zum Geburtstag bekommen hat. Doch was tun, wenn die köstliche Spezialität hierzulande einfach nicht zu erstehen ist? Worüber man sich früher die Haare raufte, hilft jetzt die neue Webseite BringWasMit.de. Der Clou: Niemand muss selbst in den Flieger steigen, um die begehrten Auslandsprodukte zu bekommen – das erledigen andere Urlauber für einen.

„Täglich reisen so viele Menschen um die Welt. Man muss sie nur ansprechen“, sagt Jennifer Schietzel. Die 25-Jährige kam auf die pfiffige Idee, eine Plattform zu gründen, die Reisende mit Suchenden vernetzt. Gemeinsam mit Kollegen am Institut für Multimediatechnik in Wismar hat sie das Konzept umgesetzt. Seit acht Monaten ist BringWasMit online. Das Prinzip ist einfach: anmelden, Wunschliste anlegen oder die geplante Reise angeben und sich als Bote anbieten. Und schon ist man mittendrin auf dem bunten Mitbringsel-Markt. Ob Kaffee aus Äthiopien, Designerschuhe aus Italien, eine Flammenbaum-Schote aus Teneriffa oder ein Lebkuchenherz vom Münchner Oktoberfest: An dieser Börse liegt kein Wunsch zu fern. Finden sich Interessent und jener Urlauber, der das Ersehnte mitbringen kann, wird der Deal ausgehandelt. „Beide Parteien einigen sich vorher auf einen Höchstpreis und einen Obolus, je nach entstandenem Aufwand“, erklärt Schietzel. Die Kaufabwicklung erfolgt bequem über das Bezahlsystem Paypal. Für die erfolgreiche Vermittlung streicht BringWasMit zehn Prozent Provision vom Gesamtpreis ein.

Eine Hürde sind die Zollvorschriften. „Innerhalb der EU ist das Mitbringen kein Problem“, sagt Schietzel. Waren, die eine Person aus einem Drittland quasi gegen Entgelt einführt, seien – im Gegensatz zu Geschenken bis zu einem Wert von 430 Euro – nicht zollfrei. In diesem Fall müsse der Reisende das im Ausland Gekaufte beim heimischen Zoll anmelden. „Es obliegt dann dem Zollbeamten, ob die Sachen verzollt werden müssen oder nicht. Meistens sind sie gut gesonnen“, sagt Schietzel. Um böse Überraschungen zu vermeiden, können sich Nutzer schon im Vorfeld an BringWasMit wenden. „Wir klären dann alle Fragen direkt mit dem Zoll.“

So weit, so gut. Doch wer hat schon Lust, seine kostbare Urlaubszeit damit zu verbringen, die Basare dieser Welt nach Souvenirs für Unbekannte zu durchstöbern? „Sicher nicht jeder“, sagt Schietzel. Wer im Urlaub Ruhe sucht, wird das Ansinnen Wildfremder wohl dankend ablehnen. Andererseits gehört ein Einkaufsbummel für viele Reisende ohnehin zum Urlaub dazu. Warum also nicht bei Gelegenheit ein Mitbringsel für andere besorgen und so die eigene Reisekasse etwas aufstocken? Zumal man auf diesem Weg auch neue Bekanntschaften schließen kann. Das dürften sich auch die 6000 Nutzer denken, die mittlerweile angemeldet sind. Schietzel ist überzeugt: „Die meisten sind am sozialen Kontakt interessiert.“

Mit diesem Community-Gedanken trifft die Plattform den Zeitgeist. Denn das sogenannte Mitmach-Internet findet inzwischen großen Zuspruch. Diverse Online-Marktplätze, auf denen privat getauscht wird, haben auch Eingang in die Reisebranche gefunden. Dienste wie Airbnb.de, wo Personen ihre Privatwohnungen günstig an Urlauber vermieten, oder Mitfahrgelegenheit.de, wo man einen freien Autositzplatz buchen kann, verändern die Reisegewohnheiten. BringWasMit will auf dieser fairen Konsumwelle mitschwimmen und kann zudem lokale Händler unterstützen.

Eine Chance für den Massentourist, der mit seinem eher umweltschädlichen Lebensstil zunehmend in die Kritik gerät, sein schlechtes Image aufzupolieren? Vielleicht.

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