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Radreisen: Einfach auf die Gleise

Der Radtourismus boomt. Die Bahnen in Europa tragen dem Rechnung – und nehmen Velos mit. Wer ein paar Tipps beherzigt, kommt mit Rad und Zug gut klar - und auch ans Ziel.

Radurlauber haben meist ein eher ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein. Deswegen nimmt die Bereitschaft unter Reisenden zu, das Rad nicht mehr mit dem Auto in den Urlaub zu transportieren, sondern auf den Zug umzusteigen. Das erscheint zeitaufwendig und nervenaufreibend, doch wer sich ein bisschen Muße für die Planung nimmt und einige Tipps beherzigt, kommt mit dem Rad im Zug gut klar. Und dabei relativ unkompliziert ans Ziel – selbst wenn es ins Ausland geht.

Deutschland: Die Deutsche Bahn (DB) muss immer wieder Kritik einstecken, weil sie in ihren ICEs keine Fahrräder mitnimmt. Die Kosten für die Umrüstung der Waggons seien zu hoch, verteidigt Bahn-Sprecher Andreas Fuhrmann sein Unternehmen. Außerdem entstünden längere Wartezeiten an den Bahnhöfen durch das Aus- und Einladen, und die Räder würden zu viel Platz wegnehmen. Der DB-Sprecher empfiehlt deswegen Nachtzüge innerhalb Deutschlands und auch im grenzüberschreitenden Verkehr. Das Extraticket fürs Rad kostet zehn Euro und ist reservierungspflichtig. Wer tagsüber fährt, muss mit häufigem Umsteigen und längeren Reisezeiten rechnen, im schlimmsten Fall sogar auf den Regionalverkehr ausweichen. „Dann wird es in der Tat kompliziert“, sagt sogar der Bahn-Sprecher.

Je nach Bundesland gebe es unterschiedliche Tickets und Bedingungen. In weiten Teilen Bayerns war der Radtransport vor gut einem Jahr noch gratis. Jetzt sind 4,50 Euro pro Tag fällig. Es gibt allerdings auch Karten für Kurzstrecken ab 70 Cent. Reisende informieren sich am besten vorab im Internet über die Bedingungen in den einzelnen Bundesländern. Mehr dazu im Internet: www.bahn.de

Österreich: Immer mehr österreichische Bundesländer setzen auf Radtourismus. Was mit dem Donauradweg seinen Anfang nahm, setzt sich in Tirol (Mountainbike) oder der Steiermark (Genussradeln) fort. Die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) hat für ausländische Touristen das „IC-Biking-Ticket“ eingeführt. Für zwölf Euro fährt das Rad einen ganzen Tag lang nach und durch Österreich, der reservierte Sitzplatz ist inkludiert.

Mit Einführung des aktuellen Fahrplans hat die ÖBB einige ihrer Züge umgerüstet: In umgebauten Waggons finden Urlauber jetzt je zwei Fahrradplätze in unmittelbarer Sitznähe. Hier ist jeder selbst verantwortlich für das Ein- und Ausladen seines Bikes. In den klassischen Gepäckwagen hingegen gibt es noch Helfer, die das übernehmen. Insgesamt kommen ÖBB-Züge auf bis zu 30 Fahrradplätze.

Wer schon im Österreichurlaub weilt, der kann das „Einfach-Raus-Ticket“ nutzen. Für zusammen 35 Euro reisen fünf Personen und ihre Räder einen Tag lang in Nahverkehrszügen durch die Alpenrepublik. In Regionalzügen dürfen Räder grundsätzlich mitfahren, eine Reservierung ist nicht nötig. „Zu Pendlerzeiten ist die Mitnahme aber nicht gestattet“, erklärt ÖBB-Sprecher Thomas Berger. Es gebe vielleicht mal die ein oder andere Ausnahme. „Aber, wenn 20 Radler am Bahnhof stehen und der Zug schon bumsvoll ist, geht sicher nichts mehr.“ Mehr dazu im Internet: www.oebb.at

Schweiz: Die Schweiz ist bei ausländischen Touristen hoch geschätzt, was den Service in Sachen Rad betrifft. Und das zu Recht: Die Beschilderung der Radwege ist einheitlich und flächendeckend und der Radtransport mit den öffentlichen Verkehrsmitteln so problemlos wie in keinem anderen europäischen Land. Laut Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) besteht in 95 Prozent der Züge die Möglichkeit, Räder mitzunehmen. Einschränkungen sind im Online-Fahrplan und auf der Faltkarte „Velo und Zug“ verzeichnet.

Zwischen dem 21. März und 31. Oktober besteht Reservierungspflicht in Intercity-Neigezügen (ICN). Am Bahnsteig weiß der Reisende sofort, wo er hinmuss, weil die Fahrradplätze auf dem Zuginformationsplan vermerkt sind. Zwar sind Kurzstrecken für Velos mit bis zu zehn Franken im internationalen Vergleich eher teuer. Eine Tageskarte für längere Strecken kostet ab zehn Franken. Es gibt aber zwei interessante Angebote für Radreisende: den „Ein-Jahres-Velo-Pass“ für 195 Franken (135 Euro) oder eine Multitageskarte, die an sechs frei wählbaren Tagen gilt und 60 Franken (40 Euro) kostet. Wer mit dem Zug nach Italien, Österreich oder Deutschland reist, benötigt eine internationale Fahrradfahrkarte und eine Reservierung für 20 Franken (14 Euro).

Eine interessante Alternative ist der „Veloversand“ nach Österreich und Deutschland: Am Gepäckschalter größerer Bahnhöfe kann man sein Rad für 30 Franken allein auf die Fahrt schicken. Die Reise dauert vier Arbeitstage und das Fahrrad wird direkt an die Domiziladresse geliefert. Internet: www.sbb.ch

Italien: Wer mit dem Rad nach Italien will, erwischt meist einen Zug der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB), der in München startet und über den Brenner zum Beispiel nach Verona fährt. Ab München gibt es nur eine tägliche Direktverbindung der Trenitalia über Bologna und Florenz nach Rom, in der Reisende für zwölf Euro ihr Rad mitnehmen können. Der Fahrradplatz im Gepäckwagen oder im Waggon ist dann automatisch reserviert. Allerdings kann man diese Reservierung für die Rückfahrt nur am italienischen Schalter tätigen.

Im Regionalverkehr können Urlauber dann für 3,50 Euro eine Tageskarte fürs Velo kaufen und es im Gepäckraum unterbringen, der in der Regel direkt hinter der Lok ist. Welche Züge Velos mitnehmen, erfährt man vorab im Internetauftritt von Trenitalia.

Eine Reservierung für Zweiräder ist im Inland weder nötig noch möglich. Wenn der Gepäckwagen voll ist, darf man das Fahrrad auch mit in den Waggon nehmen, solange niemand dadurch behindert wird.

Diese italienische Freizügigkeit gilt auch für die nationalen Züge, wenn der betreffende Gepäckvorraum des Waggons schon voll ist. Hier gibt es jedoch die Vorschrift, dass die Velos in speziellen Fahrradsäcken transportiert werden müssen, die Reisende im Sportfachhandel kaufen können. Dafür fährt das Rad auf diese Weise auch kostenlos mit. Mehr im Internet unter: www.trenitalia.it

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