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Tipps: Reiseliteratur

"Die Wette" gilt: Einmal um die Welt soll’s gehen, der eine nach Westen, der andere nach Osten, keiner darf in ein Flugzeug steigen und wer als Erster zurück ist, erhält eine Flasche Whisky.

Aber eigentlich ist der Preis nur ein Vorwand, ein paar unbekannte Länder zu besuchen, zu sehen, wie es dort gerade steht, neue alkoholische Frühstücksgetränke zu verkosten und sich als der Coolere von zwei Freunden zu präsentieren.

Und so sieht die Geschichte denn auch aus: Autor Vali scheitert in Mexiko am Raketenrucksack, raucht in Rio im Kreis einer Graffiti-Gang seine erste Zigarette, trinkt sich während der französischen Wahlen durch die Cocktails des Ritz, kämpft gegen Abzocker in Kairo und missachtet von Anfang an souverän das Flugverbot.

Schreiber Steve entdeckt an Bord der deutschen „Hanjin Athens“ die Mysterien des Labskaus, kotzt in der Pekingoper nach dem Genuss von Entenfüßen, verliebt sich in Stockholm und trifft in den Abruzzen Verwandte.

Beide Autoren schreiben eigentlich Drehbücher in Hollywood. Berufsbedingt dient ihnen die ganze Welt als Rohstofflager für Pointen. Ein Gag jagt den nächsten, was manchmal sehr witzig, zuweilen recht ermüdend wirkt, und der Leser ist richtig dankbar, wenn die Witzmaschine für einen Moment aussetzt.

Am Ende braucht Steve 50, Vali 52 Tage. Und da, wie man weiß, am Schluss jedes Drehbuchs aus Hollywood eine Portion Sentimentalität und Patriotismus zu stehen hat, endet das Buch denn auch mit einem Hohelied auf „grundehrliche Leute“ wie Fernfahrer Bill, die „ihre Arbeit ernst nehmen und fest an ganz einfache Werte glauben“, und von denen es in Amerika „mehr gibt als anderswo auf der Welt“. F. L.

— Steve Hely & Vali Chandrasekaran: Die Wette. Übersetzt von Ilja Braun und Jochen Schwarzer. Mare Verlag, 2009, 416 Seiten, gebunden, 19,90 Euro

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