zum Hauptinhalt

Wellness: Bad mit Seele

Alle wollen Wellness, aber bitteschön im richtigen Hotel. Wie man das findet? Eine Anleitung zur Suche.

Wenn Kollegen einer Kollegin zum runden Geburtstag etwas Besonderes schenken wollen, kommt oft ein Gutschein dabei heraus. Für ein Wohlfühlwochenende. Da kann man doch nichts falsch machen, lautet die Devise. Kann man doch. Denn: Welches Hotel soll es denn sein? Gibt man bei Google das Stichwort „Wellnesshotel“ ein, bekommt man 590 000 Ergebnisse. Fügt man noch den Zusatz „Deutschland“ hinzu, sind es immer noch 490 000. Auf diese Weise lässt sich die Spreu vom Weizen kaum trennen. Kein Wunder also, dass unter Freundinnen nichts so hoch gehandelt wird wie ein guter Tipp für ein Wellnesshotel. Im Wesentlichen gilt dann: Regional ist erste Wahl. Wer ein Wellnesswochenende verbringen möchte, will am liebsten binnen zwei, allenfalls vier Stunden am Ort sein. Berliner konzentrieren sich daher gern auf Brandenburger Adressen. Und da läuft viel über Mund-zu-Mund-Propaganda. Gern empfohlen wird das mit Auszeichnungen überhäufte Hotel Zur Bleiche im Spreewald, das allerdings auch preislich hoch oben rangiert. Ein kleines Doppelzimmer kostet pro Person und Nacht 170 Euro, wer es geräumiger möchte, bezahlt 220 Euro. Auch die Anwendungen schlagen kräftig zu Buche. Ein fünfstündiges Bademenü mit Peeling, Kräuterbad und Ganzkörpermassage kostet 220 Euro. In Alt Madlitz hat sich Gut Klostermühle zur starken Konkurrenz gemausert. Noch kann man hier erheblich günstiger logieren, ab 72 Euro pro Person im Doppelzimmer werden fällig. Eine Reihe von Wohlfühlarrangements sind im Angebot, zudem setzt das Hotel Maßstäbe in puncto Medical Wellness. Im Übrigen ist Bad Saarow oft Ziel von Entspannungsgästen, die dann vor allem das Arosa-Resort oder das Hotel Esplanade buchen. Als Alternative punktet das Resort Mark Brandenburg mit der Fontane-Therme. Da gibt es einen geräumigen Ruhebereich, und die rundum verglaste Sauna auf dem See ist beeindruckend. „Zur Abkühlung kann man dann sogar in den See springen“, schwärmt Stammgast Andreas. Seine Frau Sylvia liebt Thalassoanwendungen und fährt deshalb an die Ostsee. „Im Hotel Neptun in Warnemünde weiß ich, was ich habe“, sagt sie. Freundinnen konnte sie davon noch nicht überzeugen. Denen sei der hohe Betonklotz am Strand suspekt, sie hätten gern was „Kuschligeres“. Das müsste doch einfach zu finden sein. Eine Reihe von Internetseiten verspricht Hilfe. Wagen wir einen ersten Fahndungsversuch bei www.wellness-hoch3.de. Da findet man etwa das Hotel Ambiente in Bad Wilsnack, ein Vier-Sterne-Superior-Haus. Zwei Übernachtungen mit Frühstück werden hier ab 111 Euro angeboten, das Vier-Stunden-Ticket für die Soletherme am Ort inklusive. Könnte man mal ausprobieren. Auch das Waldschlösschen Kyritz macht unter der Webadresse auf sich aufmerksam. Zwar kann man dort eine „ganzheitliche energetische Massage (anderthalb Stunden) für 45 Euro buchen, einen Wellnessbereich hat das Hotel anscheinend jedoch gar nicht. Gibt man bei www.wellness-hoch3.de als Land Mecklenburg-Vorpommern ein, wird man nach bizarren Einleitungsworten „Streunende Strandspaziergänge mit zehenumschmeichelndem Sand ...“ über ein paar Klicks weitergeleitet zur Webseite www.ostsee-urlaub-usedom.de. Dort wird der Suchende auf „ein ungewöhnliches Hotel“ in Ahlbeck auf Usedom aufmerksam gemacht. Dass es am autofreien Abschnitt der Strandpromenade liegt, erfährt man noch, den Namen des Etablissements hingegen nicht. Auf Rügen ist dann etwa das eher unbekannte VCH-Hotel Atrium am Meer in Juliusruh, unweit der Kreidefelsen, im Angebot. Für das Haus spricht, dass dort eine Heilpraktikerin und staatlich anerkannte Masseurin im Wellnessbereich tätig ist. Denn wichtiger als die Größe der Zimmer ist vielen Urlaubern die Qualität der Anwendungen.

Detaillierte Auskünfte zu Wellnesshotels erhält man auf der Webseite www.w-h-d.de. Dahinter verbirgt sich die Wellness Hotels GmbH in Düsseldorf, ein Qualitäts- und Marketingverbund von überwiegend deutschen Wellnesshotels, der sich 1997 gegründet hat. Er erfand die Marke „Wellnessbaum“, die für gute Qualität bürgen soll. Zu den geforderten Merkmalen gehören unter anderen ein „4- bis 5-Sterne-Niveau“, „herausragende Gastlichkeit“, „attraktive, gepflegte Spa- und Wellnessbereiche mit Pool, Saunen und Beautybereichen“ sowie eine „Wellness-Vital-Küche auf Gourmetniveau“. 50 Hotels sind dort zur Zeit Mitglied. „Aufgrund der strengen Kriterien müssen immer wieder Bewerber abgelehnt werden“, sagt Sprecherin Agnes Plümer. Und manche, wie etwa das Hotel Zur Bleiche, sind ausgetreten, weil sie den werbenden Dachverband „nicht mehr nötig“ haben. Allemal verwirrend für den Wohlfühlurlauber. Manche vertrauen deshalb auf den Relax-Guide, der kritische Bewertungen von Wellnesshotels in Buchform herausbringt und die einzelnen Häuser mit Lilien benotet. Vier Lilien bedeuten die höchste Auszeichnung, bei einer Lilie steht neben Lob auch Kritik, viele Häuser kommen – ohne Lilie – nur mit einer knappen Beschreibung weg. Grundsätzlich gilt: Was mancher lobt, wird andere stören. Die einen mögen’s cool, die anderen kuschelig.

Zur Startseite