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Treppenhäuser können verwirrend sein

© Charisius/dpa

Sparkolumne: Verloren im Treppenhaus

Wie meine Tochter beinahe gespart hätte

Von Andreas Austilat

Meine Tochter hat die Führerscheinprüfung bestanden, damit hat sie einiges gespart, die Wiederholung hätte ganz schön gekostet. Anschließend kam die Frage, ob sie sich den Schein im Labo, dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, abholen oder ihn sich nach Hause schicken lassen wolle. Sie bezahlte 4,85 Euro fürs Verschicken.

4,85 Euro? Ja , hat sie gekontert, die Führerscheinstelle ist in der Puttkamer Straße, und die Fahrt hin und zurück kostet mit öffentlichen Verkehrsmitteln 5,40 Euro. 55 Cent gespart! Und dann noch die Zeit, Zeit ist ja bekanntlich auch Geld.

Nach fünf Wochen hat sie mal nachgefragt, wann denn das Ding komme. Gar nicht, beschied man ihr recht knapp, der Schein müsse abgeholt werden. Sie kam gerade noch dazu, „Aber…“ zu sagen, da wurde auf der anderen Seite auch schon aufgelegt.

Neuer Versuch. Ging keiner mehr ran. Am nächsten Tag dann: „Ich habe doch fürs Verschicken bezahlt?“ Ja, Pech gehabt, das gehe jetzt nicht mehr. Der Schein liege im Labo, die verschicken nicht. Sei wohl ein Fehler vom Bürgeramt gewesen.

"Bist du denn schon 18?"

Sie ist dann für 5,40 Euro zum Labo. Erste Station, der Empfang: „Bist du denn schon 18?“ Meine Tochter ist 20. „Kannst du schon übers Lenkrad gucken?“ Der Pförtner saß auf einem Stuhl, schwer zu sagen, über was er alles hinwegsehen kann. Den Schein gab es im ersten Stock. Und wo bekommt man die 4,85 Euro erstattet, für die nicht erbrachte Leistung „Verschicken“? Erstatten? „Machen wir hier nicht.“ Sie solle oben im vierten fragen.

Vierter Stock, falsches Zimmer. Nebenan ist keiner. Wieder runter zur Information. Nee, sie muss in den vierten, Zimmer ist immer noch zu, wahrscheinlich alle „zu Tisch“.

Aufgeben? Einen anderen Tag wiederkommen? Kostet ja noch mal 5,40! Auf die 4,85 verzichten? Niemals.

Gelöscht im Bürgeramt

Tatsächlich erschien dann eine sehr nette Frau. Warum denn der Führerschein nicht verabredungsgemäß geschickt worden sei? Da müsse wohl ein Fehler passiert sein. Außerdem stimmte die Adresse nicht, das „b“ hinter unserer Hausnummer fehlte. Ein häufiger Fehler, wie die nette Frau erklärte, der Computer im Bürgeramt soll im Frühjahr alle Buchstaben hinter den Hausnummern gelöscht haben.

Inzwischen war meine Tochter ziemlich genervt. Sie wollte endlich die 4,85 zurück. Oder die 5,40 Fahrgeld. Oder beides, als Entschädigung. Die nette Frau kopierte die Quittungen und versprach, den Vorgang zu prüfen. In Abstimmung mit dem Bürgeramt. Schließlich sei nicht klar, welche der beiden Behörden den Fehler begangen habe.

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