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Auch in die USA – hier Manhattan – zieht es viele Auswanderer aus Deutschland.

© REUTERS/Mike Segar

Studie zu deutschen Aus- und Rückwanderern: Junge und qualifizierte Deutsche suchen ihr Glück im Ausland

Ein besser bezahlter Job ist einer der Hauptgründe für Menschen, Deutschland zu verlassen. Viele Hochqualifizierte kommen allerdings auch zurück.

Wer wandert aus Deutschland aus – und wer kommt zurück? Die erste repräsentative Studie zu dieser Frage zeigt: Deutsche Auswanderer sind jung, hochqualifiziert und verlassen Deutschland in der Regel für einen besser bezahlten Job. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung aus Wiesbaden stellte am Mittwoch seine Studienergebnisse in Berlin vor. Demnach haben über 70 Prozent der deutschen Auswanderer einen Hochschulabschluss. Jährlich wandern etwa 180.000 Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit ins Ausland ab – und 130.000 kehren pro Jahr zurück.

In die Schweiz wanderten 200.000 Deutsche aus.
In die Schweiz wanderten 200.000 Deutsche aus.

© A. Brühl, Redaktion: D. Loesche/Quelle, Statistisches Bundesamt

Beliebtestes Ziel der Auswanderer war die Schweiz – jeden fünften von ihnen zog es in die Eidgenossenschaft. Es folgten Österreich, die USA und Großbritannien. Fast 60 Prozent der Studienteilnehmer verließen Deutschland der Studie zufolge aus beruflichen Gründen. Die Frage nach den Gründen der Auswanderung bewegt die Politik schon lange, jetzt gibt es erstmal repräsentative Erkenntnisse. Sie decken sich Erkenntnissen aus bisherigen Versuchen, etwas über Aus- und Rückwanderer herauszufinden.

Ein wichtiges Motiv für viele Auswanderer war demnach auch die Verwirklichung eines bestimmten Lebensstiles. Sie hofften auf eine andere Mentalität oder ein anderes Klima im Zielland. Jeder dritte Auswanderer zog wegen eines Familienmitglieds oder Partners ins Ausland. Ein Fünftel gab an, für ein Studium im Ausland zu leben. Nur eine Minderheit der Befragten gab als Motiv an, von Deutschland enttäuscht zu sein.

Laut den Studienautoren gewinnt internationale Mobilität insbesondere für junge Menschen an Bedeutung. Demnach sind die meisten deutschen Auswanderer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.

Keine Abwanderung, sondern ein Kreislauf von Kompetenz

„Es gibt sicher auch Rentner die auswandern, aber das ist nicht eine typische Gruppe, sondern typisch sind die Menschen, die kurz nach Beendigung ihrer Ausbildung am Anfang ihrer Karriere ins Ausland gehen und dort neue Chancen suchen und finden“, sagte Marcel Erlinghagen vom Institut für Soziologie der Universität Duisburg-Essen bei der Präsentation der Studie.

„Wichtig ist allerdings, dass wir auch entsprechende Rückwandererzahlen haben. Das heißt, die Hochqualifizierten kommen zurück – von einem dauerhaften Verlust können wir hier nicht sprechen“, betonte Erlinghagen. Bei der Abwanderung von Fachkräften handele es sich daher nicht um einen „brain drain“, sondern um eine „brain circulation“ – also nicht um eine Abwanderung von Kompetenz, sondern um einen Kreislauf.

Mehr als 10.000 Aus- und Rückwanderer befragt

An der Studie des Bundesinstituts in Zusammenarbeit mit Soziologen der Universität Duisburg-Essen nahmen über 10.000 deutsche Aus- und Rückwanderer aus 169 Ländern teil. Die Autoren der Studie untersuchten, wer sich in Deutschland abmeldete und welche Motive und individuellen Konsequenzen damit verbunden sind.

Um die jeweiligen Vor- und Nachteile von Auswanderung zu erfassen, befragten die Studienautoren erst seit kurzem im Ausland lebende Menschen. „Über 60 Prozent der Befragten gaben an, ihr Nettohaushaltseinkommen im Ausland sei im Vergleich zu ihrem Gehalt ein Jahr zuvor 'besser' oder 'viel besser'“, sagte Andreas Ette vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.

40 Prozent finden, soziale Kontakte hätten sich im Ausland verschlechtert

Durchschnittlich verdienten die Ausgewanderten jährlich 12.000 Euro mehr. Bei Frauen und der Gruppe geringer Qualifizierter zeigte sich dieser Gehaltsunterschied noch deutlicher.

Allerdings berichteten die Auswanderer auch von eher negativen Erfahrungen. So verschlechterten sich für 40 Prozent der Befragten im Ausland die sozialen Kontakte. (AFP)

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