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Tattoo-Vorschläge: Obamas Kraftprobe

Der US-Präsident ist in Sorge, seine Töchter könnten sich tätowieren lassen. Nun hat er gedroht: Wenn ihr mit so was kommt, machen wir Eltern es nach. Doch welche Motive würden perfekt zur Familie Obama passen?

Ob Barack Obama ein guter Präsident gewesen sein wird, weiß man noch nicht. Dass er ein ideenreicher Pädagoge ist, steht fest. Barack Obama hat seinen Töchtern für den Fall, dass sie sich tätowieren lassen, versprochen, dass er und seine Frau Michelle sich dann genau das gleiche Tattoo stechen lassen, an genau der gleichen Stelle.

Damit läuft jeder jugendliche Versuch, anders zu sein, ins Leere. Wenn der Vater des Punks sich ebenfalls einen Hahnenkamm frisieren lässt und ein Hundehalsband anlegt, was bleibt da noch? Wenn die Mutter des 16-jährigen Mädchens, welches sich nach mütterlicher Ansicht mit zweifelhaften Typen aus dem Drogenmilieu einlässt, morgens ebenfalls mit einem 19-jährigen Kleindealer aus der Hasenheide am Frühstückstisch sitzt, was dann? Kinder wollen sich irgendwann von den Alten absetzen. Das geht nicht, wenn die Alten einfach hinterherlaufen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die Methode stößt an ihre Grenzen, wenn das Kind zum Beispiel rechtsradikal wird oder gewalttätig. Obama wird sich, alles in allem, wohl kein Hitlerbild über den Schreibtisch hängen können. Michelle, die körperlich dazu vermutlich in der Lage ist, kann unmöglich mit einer Mädchengang vor dem Weißen Haus Rentner verprügeln. Es könnte also sein, dass die Zahn-um-Zahn-Pädagogik das Problem verschärft, weil es Kinder zwingt, Zonen zu betreten, die den Alten wirklich unzugänglich sind. Was macht man, wenn das Kind zehn Stunden täglich am Computer hockt? Wenn die Eltern dies auch tun, kriegt es das Kind ja gar nicht mit.

Die Gegenstrategie der Jungen hat mir mein Sohn vorgeführt. Mein Sohn erklärte mir eines Tages, er war 15 oder 16, dass er sich die Haare färben wird, bunt, und dass er sich tätowieren lässt. Ich fand das nicht dramatisch, man ist ja locker, nicht wahr. Aber so richtig einverstanden war ich auch nicht. Folglich habe ich auf ihn eingeredet. Wie weh es tut, sich ein Tattoo wieder entfernen zu lassen. Wie sehr sich der persönliche Geschmack im Laufe des Lebens ändert. Ich war besorgt, aber um Freundlichkeit bemüht. Schließlich lachte mein Sohn und sagte, er habe das alles gar nicht vor. Er habe nur mal ausprobieren wollen, wie ich reagiere. Jemanden ins Leere laufen zu lassen, das geht immer.

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