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Familie und Freunde tragen die Särge.

© Marco Ugarte/AP/dpa

Trauer um drei Frauen und sechs Kinder: Opfer des grausamen Überfalls auf Mormonen in Mexiko beigesetzt

Noch ist unklar, was hinter der brutalen Attacke steckt. Die Familien glauben nicht, dass die Opfer zufällig zwischen die Fronten von Drogenkartellen gerieten.

Nach dem tödlichen Überfall auf zwei Mormonen-Familien in Mexiko sind die ersten Opfer beigesetzt worden. Angehörige versammelten sich am Donnerstag unter einem großen weißen Zelt in Rancho La Mora und spendeten einander Trost. "Dawna war voller Leben. Sie hat die Menschen geliebt", sagte Karen Woolley, Mutter von Dawna Langford, mit gepresster Stimme. Die 43-jährige Langford wurde zusammen mit ihren Söhnen, dem elfjährigen Trevor und dem zwei Jahre alten Rogan, begraben.

Bei dem Angriff am Montag waren drei Frauen und sechs Kinder getötet worden. Sechs weitere Kinder wurden verletzt, darunter ein drei Monate altes Baby. "Du kannst Dir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die so etwas Furchtbares tun können. Unschuldige Frauen, unschuldige Kinder", sagte Kenneth Miller, dessen Schwiegertochter Rhonita zusammen mit ihren vier Kindern getötet wurde.

Das Drogenkartell La Línea aus dem mexikanischen Bundesstaat Chihuahua habe eine Todesschwadron in die bergige Region zwischen Chihuahua und dem benachbarten Bundesstaat Sonora entsandt, um das Eindringen der rivalisierenden Gang Los Salazar zu verhindern, sagte Armee-Generalstabschef Homero Mendoza. Dabei seien die Mormonen-Familien offenbar zwischen die Fronten geraten.

Zunächst hatten die Behörden eine andere kriminelle Bande namens Los Jaguares für die Tat verantwortlich gemacht. Nach Angaben von Sicherheitsminister Alfonso Durazo fanden die Ermittler am Tatort mehr als 200 Patronenhülsen des US-Herstellers Remington vom Kaliber 200.223, die üblicherweise in Sturmgewehren eingesetzt wird.

Die beiden Familien der Todesopfer sind aber überzeugt, dass ihre Angehörigen gezielt ermordet wurden. Ein Angehöriger der Todesopfer, Lafe Langford, schilderte auf CNN, nachdem die Angreifer die Autos der Familien mit Kugeln durchlöchert und eines in Brand gesteckt hätten, hätten sie aus einem anderen Auto die Überlebenden gezogen und ihnen gesagt, sie sollten fliehen.

Zwei Jugendliche halfen ihren verletzten und blutenden Geschwistern ins Unterholz, dann holte einer der Jugendlichen Hilfe. Obwohl die Kinder verletzt gewesen seien und sich in den Bergen einsam gefühlt hätten, hätten sie sich gegenseitig getragen und am Leben erhalten, sagte Langford. Niemand könne sich vorstellen, "was diese Kinder durchgemacht haben".

"Also wo ist da eine Verwechslung? Das hier war kein Irrtum"

Lafe Langford junior sagte der Nachrichtenagentur AFP, es habe keine Auseinandersetzung von zwei Drogenkartellen gegeben und "kein Kreuzfeuer, in das unsere Familie geriet". "Sie wurden ermordet - massakriert - allein durch ein Kartell, das von Chihuahua aus agiert."

Adrán LeBarón, Vater und Großvater von einigen der Opfer, sagte dem mexikanischen Fernsehsender Televisa, zwei der überlebenden Kinder hätten berichtet, dass ihre Tante mit erhobenen Händen aus ihrem Geländewagen ausgestiegen sei. Trotzdem sei sie erschossen worden. "Also wo ist da eine Verwechslung? Das hier war kein Irrtum", versicherte LeBarón.

Die Vorfahren der Familien waren im 19. Jahrhundert aus den USA geflohen

Der mexikanische Sicherheitsminister Durazo kündigte an, Mexiko und die USA würden bald ein bilaterales Programm gegen die Einfuhr von US-Waffen in sein Land starten. Nach seinen Angaben stammen 70 Prozent der Waffen bei Straftaten in Mexiko aus den USA. US-Präsident Donald Trump hatte nach dem Angriff zum "Krieg" gegen die Drogenkartelle in Mexiko aufgerufen und die Unterstützung seines Landes angeboten.

Die zwei betroffenen Familien waren bereits in der Vergangenheit von kriminellen Banden angegriffen worden. Benjamín LeBarón, Gründer einer Vereinigung zur Bekämpfung von Bandenkriminalität namens SOS Chihuahua, wurde 2009 ermordet. Er hatte Proteste gegen die Entführung seines 16-jährigen Bruders angeführt. Dieser wurde freigelassen, nachdem seine Familie die Zahlung eines Lösegeldes verweigert hatte.

Die Mormonen sind straff hierarchisch organisiert

Die betroffene Mormonen-Gemeinde besteht aus Nachfahren von Mormonen, die im 19. Jahrhundert wegen Verfolgung aus den USA geflüchtet waren. Die Betroffenen hatten die Staatsangehörigkeit beider Länder. Die Glaubensgemeinschaft der Mormonen bezeichnet sich selbst als "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage". Weltweit gehören ihr nach eigenen Angaben mehr als elf Millionen Menschen an; gut die Hälfte lebt in den USA. In Deutschland bekennen sich rund 36.000 Menschen zum Mormonentum. Die Mitglieder sind für eine intensive Missionstätigkeit bekannt. Die Mormonen sind straff hierarchisch organisiert; an der Spitze der Gemeinschaft steht derzeit Präsident Gordon B. Hinckley. (AFP; Tsp)

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