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Zwei nackte Badende. Die Skulptur von Harald Stephan wurde 1982 aufgestellt.

© Ernesto Uhlmann

Untertauchen in Chemnitz: Baden mit Stil

Touristen in Chemnitz sollten unbedingt Badezeug dabei haben. Denn das Stadtbad ist grandios. Original Bauhaus – behutsam und edel restauriert.

Im Chemnitzer Stadtbad möchte man lange nur auf dem Rücken dümpeln. Denn so lässt sich die Decke aus gläsernen Rechtecken gebührend bewundern, durch die – wie weich gezeichnet – Tageslicht strömt.

1929 hatte der Bau des Bades begonnen, das einer boomenden Industriemetropole würdig war. Stadtbaudirektor Fred Otto hatte es zeitgemäß im Bauhausstil entworfen. Als es im Frühjahr 1935 eröffnete, gehörte es mit dem 50 Meter langen Becken zu den größten und modernsten Hallenbädern Europas.

Perfekt. Die Schwimmhalle in Chemnitz mit ihrem 50-Meter-Becken wurde 1935 eröffnet.
Perfekt. Die Schwimmhalle in Chemnitz mit ihrem 50-Meter-Becken wurde 1935 eröffnet.

© Ernesto Uhlmann

Und nun? Unbeschadet hatte der Bau den Zweiten Weltkrieg überstanden – und wurde danach weiter als Schwimmbad genutzt. Lediglich „normaler Verschleiß“ war zu verzeichnen, sagt Tobias Morgenstern, Leiter der Denkmalpflege in Chemnitz. Noch hängt in der großen Schwimmhalle die originale Uhr mit den zwölf Tierkreiszeichen, auch am respektablen Entrée hat sich nichts verändert.

1980 kam das Bad auf die Liste der denkmalgeschützten Gebäude. Die Bauhaustradition habe man zu DDR-Zeiten „schon hochgehalten“, betont Morgenstern. 1983 wurde das Gebäude erstmals saniert. Fliesen in den Sanitärbereichen wurden ersetzt, Duschköpfe und Armaturen erneuert. 2010 wurde erneut renoviert. In den Umkleiden etwa stehen nun Bänke aus Edelholz.

Architektur ohne Schnörkel. Auch von außen ist das Schwimmbad eine Augenweide.
Architektur ohne Schnörkel. Auch von außen ist das Schwimmbad eine Augenweide.

© Ernesto Uhlmann

Auch von außen ist der weiße Gebäudekomplex gelungen. Rund um die Sockel von vier Fahnenmasten auf dem Vorplatz drängeln sich bronzene Wassertiere, entworfen von Bruno Ziegler in den 30er Jahren. 1982 kam die – gut passende – Skulptur von zwei nackten Badenden von Harald Stephan hinzu.

Warum baut man heute nicht mehr solche Bäder mit lichten Decken? Morgenstern nennt Stichworte wie „Splitterschutz“ und „feuerfestes Glas“. Umso glücklicher taucht man unter in der Ästhetik der Bauhauses.

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