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Ein dick eingepackter Pendler geht am Morgen durch Chicago.

© Rich Hein/Chicago Sun-Times/AP/dpa

Update

USA: Acht Tote wegen arktischer Kälte im Mittleren Westen

Die extreme Kältewelle in den USA führt zu ersten Todesfällen. Im Bundesstaat Minnesota sank die Temperatur auf minus 40 Grad. Notstandsmaßnahmen sind in Kraft.

Die arktische Kälte hält den Mittleren Westen der USA weiter fest im Griff. US-Medien berichteten nach dem eisigen Mittwoch von acht Toten im Zusammenhang mit den extremen Niedrigtemperaturen. Der Nationale Wetterdienst (NWS) sowie Ärzte und Nothelfer warnten am Mittwoch (Ortszeit) vor „lebensbedrohlichen“ Bedingungen. Mindestens drei Bundesstaaten riefen den Katastrophenfall aus.

Landesweit fielen mehr als 2700 Flüge aus, davon mehr als 1800 an den beiden großen Airports von Chicago. In sechs Bundesstaaten wurde die Post nicht zugestellt, in Chicago blieben die Regionalzüge stehen.

Zum Mittleren Westen der USA werden Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Michigan, Minnesota, Missouri, Nebraska, North Dakota, Ohio, South Dakota und Wisconsin gezählt.

In der Kleinstadt Mahnomen im Nordwesten des Bundesstaats Minnesota fiel das Barometer am Mittwoch um 6 Uhr morgens auf minus 40 Grad Celsius. Die Behörden in den Bundesstaaten Illinois, Wisconsin und Michigan hatten Notstandsmaßnahmen in Kraft.

In Grand Forks im Bundesstaat North Dakota sank das Thermometer auf minus 37 Grad, die gefühlte Temperatur lag sogar bei minus 52 Grad. Zahlreiche Schulen, Behörden und Geschäfte blieben geschlossen. Tausende Flüge wurden gestrichen, davon allein mehr als 1500 an den beiden Airports von Chicago. Auch auf kanadischen Flughäfen wurden zahlreiche Flüge abgesagt.

Chicago, am Michigan-See im Norden der USA gelegen, stand im Zentrum der großen Kälte. In der drittgrößten Stadt der USA sanken die Temperaturen am Morgen auf minus 30 Grad. "Das ist offensichtlich eine historische Kälte", sagte Bürgermeister Rahm Emanuel. "Die Temperaturen sind lebensgefährlich und wir müssen dementsprechend handeln." Bewohner schützten ihre Gesichter mit Skimasken, wenn sie ihre Wohnungen verließen. Für die 16.000 Obdachlosen von Chicago richteten die Behörden mehr als 270 Wärmestuben ein. Dazu wurden in Chicago und Minneapolis auch Busse als vorübergehende wärmende Zufluchtsorte eingerichtet. Zusätzlich nahm jede Polizeidienststelle Menschen auf, die sich vor der Kälte schützen wollten.

In Michigan ordnete die Gouverneurin Gretchen Whitmer die Schließung aller nicht-essenziellen Behörden bis Freitag an. Auch die Schulen blieben angesichts der am Donnerstag erwarteten Temperaturen von bis zu minus 40 Grad geschlossen.

Im Carroll County in Indiana starb örtlichen Medien zufolge ein Zebra auf einer Privatfarm in der Kälte. Die Tageszeitung „USA Today“ warnte Haustierbesitzer, ihre „pelzigen Freunde“ möglichst drinnen zu behalten oder sie, etwa beim Gassigehen, ebenfalls warm anzuziehen. „Wenn es zu kalt für dich ist, ist es zu kalt für sie.“

Bis Mittwochabend entfielen oder verzögerten sich Tausende Flüge in den USA. Die Flughäfen kamen teils mit dem Enteisen der Maschinen nicht nach. Das Bahnunternehmen Amtrak sagte am Mittwoch alle Zugverbindungen von und nach Chicago ab. In der Stadt legten die Nahverkehrsbetreiber Feuer an einigen Gleisen, wie der Sender CNN berichtete. Bei der extremen Kälte ziehe sich das Metall zusammen, was dazu führe, dass sich Schienenteile voneinander lösten. Die Wärme des Feuers sollte das Metall wieder ausdehnen, so dass Schäden repariert werden könnten. Die Flammen stammten demnach aus an den Gleisen verlaufenden Heizgasleitungen.

Räumfahrzeuge beseitigen Schnee bei minus 33 Grad Celsius in der Stadt Bismarck in North Dakota.
Räumfahrzeuge beseitigen Schnee bei minus 33 Grad Celsius in der Stadt Bismarck in North Dakota.

© Tom Stromme/The Bismarck Tribune via AP/dpa

Der Wetterdienst warnte vor Erfrierungen auf ungeschützter Haut innerhalb von Minuten. Verantwortlich für diese „arktische Kälte“ ist der sogenannte Polarwirbel - ein Band kalter Westwinde, das normalerweise über dem Nordpol kreist. Wird der Wirbel geschwächt, kann die Luft in niedrigere Breiten entweichen.

Die arktische Winterkeule reichte bis in den Nordosten des Landes hinein. In Metropolen wie New York und Philadelphia trieben Sturmböen den Schnee durch die Luft und vernebelten so immer wieder minutenweise die Sicht. In Pennsylvania wurden laut CNN gleich 26 Fahrzeuge in einen Unfall verwickelt, nachdem sich die Sicht auf einer Fernstraße plötzlich verschlechtert hatte.

Grund für die Kältewelle ist arktische Luft, die sich von dem normalerweise um den Nordpol kreisenden sogenannten Polarwirbel gelöst hat. Für diese Abspaltung könnte laut einer wissenschaftlichen These die Klimaerwärmung verantwortlich sein. (AFP,dpa)

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