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Abu Bakr al Baghdadi

© AFP

Exklusiv

Lebenszeichen von IS-Anführer: Sicherheitsbehörden halten Bagdadi-Video für echt

Für die deutschen Sicherheitsbehörden besteht kein Zweifel: Das Propaganda-Video von Abu Bakr al Baghdadi ist echt – und nährt nun globale Befürchtungen.

Von Frank Jansen

Der Aufwand ist beachtlich. Die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern haben nach Informationen des Tagesspiegels das Video geprüft und analysiert, das die Terrormiliz „Islamischer Staat“ am Montag als Lebenszeichen ihres Anführers Abu Bakr al Bagdadi veröffentlichte. Das Resultat: „Wir halten das Video für authentisch“, sagte am Dienstag ein hochrangiger Sicherheitsexperte. Es sei nicht zu bezweifeln, dass sich der selbsternannte „Kalif“ des IS zum ersten Mal seit knapp fünf Jahren präsentiere. Er versuche, nach der Niederlage der Terrormiliz in der Schlacht um den Ort Baghuz, ihre letzten Bastion in Syrien, Kämpfer und Unterstützer zum Durchhalten zu motivieren.

Zuletzt hatte Bagdadi im Juli 2014 in der kurz zuvor vom IS eroberten irakischen Großstadt Mossul eine bizarre Predigt in der An-Nuri-Moschee gehalten. Im Video vom Montag hockt er im Schneidersitz in einem nicht zu identifizierenden Raum. An der Wand neben Bagdadi lehnt ein Sturmgewehr, offenkundig ein älteres Modell. Das Video dauert 18 Minuten, zu sehen sind Bagdadi und manchmal auch drei Kämpfer, die ihm schweigend zunicken.

Das Video sei in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich, sagte der Sicherheitsexperte. Bagdadi schwöre seine Anhänger auf eine langfristige Strategie ein. Der IS-Anführer propagiere einen „Zermürbungskrieg“ und betone, dieser werde „bis zum jüngsten Tag“ geführt. Die Terrormiliz signalisiere, dass sie sich auch nach dem Verlust ihrer Gebiete in Syrien und Irak nicht geschlagen geben. Vielmehr werde in dem Video der Anschlag in Sri Lanka genutzt, um das anhaltende Bedrohungspotenzial zu unterstreichen.

Mit dem Video „wird das globale Bedrohungspotenzial noch unterstrichen“

Bagdadi begrüßt den Angriff auf die Kirchen und Hotels und spricht von  Vergeltung für die Attacken auf das „Kalifat“, also die Herrschaftsgebiete des IS. In dieser Sequenz ist allerdings nur die Stimme des Anführers der Terrormiliz zu hören. Das habe der IS offenbar in das schon fertige Video noch reingeschnitten, „um zu verdeutlichen: wir haben nach wie vor eine internationale Agenda“, sagte der Sicherheitsexperte. Mit der Äußerung von Bagdadi zu Sri Lanka „wird das globale Bedrohungspotenzial noch unterstrichen“. Sicherheitskreise hatten bereits nach dem Angriff, bei dem am Ostersonntag mehr als 250 Menschen starben, von einer „dramatischen“ Bestätigung der anhaltenden Gefahr von schweren Anschlägen durch den IS gesprochen.

Die deutschen Sicherheitsbehörden registrieren auch mit Sorge, dass Bagdadi die Filiale des IS in Westafrika lobt. In Mali sind 1100 Soldaten der Bundeswehr stationiert, als Teil der UN-Mission MINUSMA. Mit ihr soll verhindert werden, dass der Bürgerkrieg mit islamistischen Miliz wieder aufflammt. Dass der IS-Chef nun Westafrika erwähnt, könnte seine Anhänger dort zu weiteren Attacken animieren. Die Bundeswehr und die weiteren Blauhelme von MINUSMA sind zudem Angriffen von Rebellen ausgesetzt, die mit Al Qaida kooperieren.

Dass Bagdadi im Video Deutschland nicht nenne, sei kein Grund zur Entwarnung, betonte der Sicherheitsexperte. Beunruhigend sei vielmehr, dass der IS-Anführer zum Kampf gegen Frankreich aufrufe. Die Terrormiliz hat das Land bereits mehrfach attackiert. Der härteste Angriff ereignete sich im November 2015, als ein Kommando von Selbstmordattentätern Paris überfiel. 130 Menschen wurden getötet.

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