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Der Berliner Modedesigner Michael Michalsky verbringt verlängerte Wochenenden gern auf Ibiza.

© Alexander Gnädiger

Wo Promis Urlaub machen: M. Michalsky reist ...

Sushi in L.A., Party auf Ibiza – nur wenn der Modedesigner ins Umland will, braucht er Hilfe. Prominente checken mit uns ein. Teil 1 der neuen Serie.

Die Ferien meiner Kindheit

Das war der Klassiker der frühen 80er Jahre: Italien, Gardasee. Morgens fuhren wir von Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein mit unserem braunen Saab 99 los. Vorne meine Eltern, hinten mein Bruder und ich, zwischen uns die Armlehne als Barriere. Kurz vor Hannover gab es den ersten Krach, weil ich meinen Bruder so lange gepiesackt hatte, bis eine Grenze überschritten war. Als wir durch Hessen fuhren, sprach mein Vater das erste Machtwort, nachdem wir die Musik auf seiner Kassette kritisch kommentiert hatten. Hinter Frankfurt schimpfte meine Mutter, dass sie irgendwas mit den Kindern falsch gemacht haben müsse. Wenn die Sonne zu stark schien, begann ich zu diskutieren: Kriege ich durch das Fenster einen Sonnenbrand? Ich lag meinem Vater so lange in den Ohren, bis er anhielt und ein Handtuch vor die Scheibe hängte.

Abends kamen wir erschöpft in München an, blieben zwei Tage bei Freunden und fuhren dann über die Berge. Sobald wir den Gardasee von oben sahen, war alles vergessen. Wir sind fast nie an denselben Ort gefahren, immer in unterschiedliche Städte.

Für mich konnte kein Urlaub exotischer sein. Wir haben in kleinen Vorstadthotels übernachtet, ohne Pools, dafür wurde portionierte Orangenmarmelade zum Frühstück serviert. Ich weiß noch, am Ufer gab es einen Kieselstrand mit einem Strandbad. Die ganze Zeit lief Italo-Pop, Gazebo mit „I Like Chopin“, „Vamos a la Playa“, und die Jugendlichen hatten dazu den passenden Look: Fiorucci-T-Shirts, Jeans. Das fand ich sensationell.

Natürlich. Am Gardasee brauchte man als Kind keinen Pool.
Natürlich. Am Gardasee brauchte man als Kind keinen Pool.

© Alamy

Der Traum meiner Jugend

Als ich begann, mich für Bands wie Culture Club, Duran Duran oder Spandau Ballet zu begeistern, wurde London mein Traumziel. Alle wichtigen Popmusiker, außerdem Zeitschriften wie „The Face“ oder „i-D“, kamen von dort. Ich habe mir die Stadt exzentrisch vorgestellt und gleichzeitig mit runtergerocktem Charme. Ich wusste, London war groß gedacht, weil es mal Zentrum eines Empires war, das es nicht mehr gibt. Mit 16 fuhr ich zum ersten Mal hin. Ich habe mir alles angeguckt, Buckingham Palace, Tower, Westminster Abbey. Mir war sofort klar, hier möchte ich öfter hinfahren und später mal leben. Verkauft habe ich das meinen Eltern als Wunsch, in den Herbst- und Osterferien Sprachreisen nach London zu machen. Zwei Wochen freiwilliges Lernen in den Ferien!

Ich habe mir natürlich die Schule ausgesucht, in der ich so wenige Anwesenheitsstunden wie möglich brauchte und die gleichzeitig am zentralsten lag – nämlich am Oxford Circus. Wie passend, dass alle guten Läden und Clubs in der Nähe waren.

Mein Wochenendtrip

Ich plane keine Ausflüge, bin aber oft spontaner Begleiter. Seit zwei Jahren habe ich kein Auto mehr. Den Wagen habe ich damals bewusst abgeschafft. Allerdings hat ein guter Freund von mir einen und dazu noch Abenteuerlust am Wochenende.

Manchmal verspürt er den Drang, am Sonntag rauszufahren. Einen Abend vorher ruft er mich an: „Geh bitte heute nicht raus, wir fahren morgen irgendwohin.“ Ich will bei den Touren etwas entdecken, keine Spreekahnfahrten machen. Mir gefallen alte Schlösser und ganz besonders Sanssouci. Dieser Rokoko-Kitsch fasziniert mich.

Das DC 10 ist der beste Club der Welt

Praktisch. Gleich neben der Sprachschule lagen Londons angesagteste Clubs.
Praktisch. Gleich neben der Sprachschule lagen Londons angesagteste Clubs.

© Mauritius

Mein Rückzugsort

Verlängerte Wochenenden verbringe ich gern auf Ibiza. Seit 25 Jahren kann ich hier entspannen und komme meiner Leidenschaft, der Musik, nach. Das DC 10 ist für mich der beste Club der Welt. Die DJs spielen unter freiem Himmel House-Musik, wer will, kann in einer Location direkt am Flughafen sogar montags und tagsüber zur Circoloco-Party gehen. Da meine Freunde ein Haus auf Ibiza haben, kann ich spontan hinfahren. Früher sind wir zuerst in die Altstadt von Ibiza-City gegangen, haben uns in den kleinen Bars in den Gassen getroffen und anschließend ein Taxi raus zum Flughafen genommen. Inzwischen gehen wir lieber vorher in ein interessantes Restaurant auf dem Land wie das Can Balafia, zehn Leute an einem Tisch, wir essen drei Stunden, trinken Wein und ziehen dann los (Sant Joan Road, etwas mehr als 14 Kilometer außerhalb von Ibiza-Stadt).

Vergnüglich. Ibiza ist Rückzugsort und Partymeile zugleich.
Vergnüglich. Ibiza ist Rückzugsort und Partymeile zugleich.

© AFP

Mein Lieblingshotel

Ich mag alte Grandhotels, weil sie den Glamour der Vergangenheit bewahren. Das Chateau Marmont ist so ein Mythos aus den 1920er Jahren, eine Oase an den Hügeln Hollywoods. Jim Morrison hat hier gelebt, John Belushi verbrachte in diesem Haus seine letzten Stunden. Das Chateau gibt mir das Gefühl, selbst in einem alten Hollywoodfilm zu sein, der mit kreativen Leuten aus der Jetzt-Zeit besetzt ist. Es ist das einzige Hotel der Erde, dem ich verzeihe, dass es furchtbar altmodische Badezimmer hat. Das Haus stammt ja aus den 1920er Jahren, damals gab es nur kleine Bäder wie in Berliner Altbauwohnungen.

Meine kulinarische Entdeckung

Das Matsuhisa in Beverly Hills ist mein absolutes Lieblingsrestaurant. Der japanische Koch Nobu Matsuhisa hat es in den 80er Jahren am La Cienega Boulevard gegründet, danach hat er mit Robert de Niro die Luxusrestaurantkette Nobu eröffnet. Ich finde das Matsuhisa toll, weil es japanische Traditionsgerichte mit amerikanischen Einflüssen verbindet.

Wenn es geht, esse ich mich zusammen mit Freunden durch die gesamte Karte, die Gerichte sind sowieso zum Teilen gedacht. Vom Thunfisch-Tataki über die Königskrabben mit Ingwer-Salsa bis hin zum japanischen Wagyu-Rind. Köstlich!

Eine schwule Kreuzfahrt: Nie wieder!

Köstlich. Shoppen in Hollywood und Dinner in Beverly Hills.
Köstlich. Shoppen in Hollywood und Dinner in Beverly Hills.

© Alamy

Meine größte Enttäuschung

Lange habe ich mich dagegen gewehrt, eines Abends saß ich mit Freunden zusammen bei einem Glas Wein. Der Alkohol in Kombination mit dem Frühbucherrabatt und schwupps, hatte ich eine Gay Cruise gebucht – eine schwule Kreuzfahrt. Wir waren eine Gruppe von 20 Leuten, kamen in Venedig an Bord, sind acht Tage einmal um Italien geschippert und in Rom wieder an Land gegangen. Naja, nicht mal Rom, sondern Civitavecchia, ein hässliches Containerterminal 60 Kilometer entfernt. Auf das Schiff passten 4500 Gäste, das Riesending wirkte, als hätte man die Hochhäuser an der Leipziger Straße auf einen Ponton gestellt. Die Passagiere sahen alle gleich aus, Männer, die fünf Mal die Woche ins Gym gehen, um eine Woche lang ohne T-Shirt rumzurennen.

Jeden Abend gab es Themen-Events, auf denen die ganze Zeit grausige und laute elektronische Tanzmusik lief. Man konnte sich überhaupt nicht verstehen. Es war schlimm, mit all diesen Leuten auf dem Schiff gefangen zu sein. Wir waren außerdem komplett überwacht. Auf dem Oberdeck hatten wir mehrere Suiten gebucht. Da haben wir auf dem Balkon geraucht, weil wir nicht in die dafür vorgesehene Lounge gehen wollten. Am nächsten Tag gab es deshalb Ärger mit dem Kapitän. Nie wieder!

Mein Shoppingtipp

Der beste Laden ist Maxfield in West Hollywood, direkt an der Melrose Avenue. Das Geschäft sieht wie einer der Libeskind-Würfel am Jüdischen Museum aus, ein Quader aus Sichtbeton, in den eine Glasfassade mit Schaufenstern eingezogen ist. Vor 25 Jahren begann ich nach Los Angeles zu fahren, um als Designmanager die Levi’s-Kampagnen zu begleiten.

Damals mochte ich die Stadt nicht. Es gab die Filmindustrie, Hip-Hop und Rock, interessierte mich alles nicht. Mittlerweile ist L.A. sehr einflussreich in der Mode und Kunst geworden. Tom Ford hat sein Designteam vor Ort. Die spannendsten Labels kommen inzwischen aus der Stadt, einige wie Fear of God und Faith Connection gibt es auch bei Maxfield, Saint Laurent und Gucci natürlich auch.

Meine Reise-Accessoires

In meinen kleinen Rimowa-Koffer packe ich immer die gleichen Sachen. Meine Erste-Hilfe-Tasche, einen Filzstift, falls ich eine Idee habe, meine Lesebrille, eine Sonnenbrille, ein Desinfektionsgel und Feuchttücher. Wenn ich Langstrecke fliege, ziehe ich mir ein Kapuzenshirt mit Reißverschluss an. Sobald sich die Temperatur verändert, die Klimaanlage wieder zu heiß oder zu kalt ist, kann ich den Hoodie schnell an- und ausziehen.

Protokolliert von Ulf Lippitz.

Von Michael Michalsky ist gerade das Buch „Lass uns über Style reden“ (Edel Books, 17,95 Euro) erschienen.

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