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Die Dauerkrisen belasten vor allem Mädchen psychisch stark (Symbolbild).

© dpa/Nicolas Armer

„Stiller Hilfeschrei“: Krankenhausbehandlungen von Mädchen mit Angststörungen nehmen zu

Mädchen seien durch die Dauerkrisen stark belasten, geht aus einem DAK-Bericht hervor. Sie plagen unter anderem Angst- und Essstörungen sowie Depressionen.

Die Dauerkrisen belasten vor allem Mädchen psychisch stark. Im Jahr 2022 wurde ein Drittel mehr Teenagerinnen zwischen 15 und 17 Jahren mit einer Angststörung in Kliniken versorgt als im Vor-Corona-Jahr 2019, wie die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Donnerstag in Hamburg in einer Sonderanalyse ihres Kinder- und Jugendreports mitteilte.

Hochgerechnet auf alle Jugendlichen in dieser Altersgruppe kamen im vergangenen Jahr bundesweit rund 6900 Mädchen mit einer Angststörung ins Krankenhaus. Das entspricht einem Anstieg von 35 Prozent im Vergleich zu 2019 und markiert demnach einen neuen Höchststand. Insgesamt wurden 8500 Jugendliche stationär wegen Angststörungen behandelt.

Auch bei Essstörungen und Depressionen nahmen die Krankenhausbehandlungen jugendlicher Mädchen zu. So stieg die Zahl der Klinikaufenthalte im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 bei Essstörungen um mehr als die Hälfte, bei Depressionen nahmen die Behandlungszahlen um gut ein Viertel zu.

Von insgesamt 4300 Jugendlichen, die 2022 mit einer Essstörung ins Krankenhaus kamen, waren 4200 weiblich. Von 19.500 Jugendlichen mit einer stationären Behandlung aufgrund von Depressionen waren drei Viertel Mädchen. Bei Schulkindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren zeigt sich den Angaben zufolge ein ähnliches Bild.

Die massive Zunahme von schweren Ängsten und Depressionen bei Mädchen ist ein stiller Hilfeschrei, der uns wachrütteln muss.

DAK-Chef Andreas Storm

„Die massive Zunahme von schweren Ängsten und Depressionen bei Mädchen ist ein stiller Hilfeschrei, der uns wachrütteln muss“, erklärte DAK-Chef Andreas Storm. Die andauernden Krisen hinterließen „tiefe Spuren in den Seelen vieler junger Menschen, wobei die aktuellen Krankenhausdaten nur die Spitze des Eisbergs sind“.

Mädchen ziehen sich eher zurück, Jungen werden aggressiv

Mädchen zögen sich mit Depressionen und Ängsten eher in sich zurück, während Jungen tendenziell häufiger ein nach außen gerichtetes Verhalten, also zum Beispiel aggressive Verhaltensmuster, zeigten, erklärte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Dies sei durch die Pandemiesituation nochmals verstärkt worden. „Depressionen, Angst- und Essstörungen sind häufig in stationärer Behandlung, während gerade die Verhaltens- und emotionalen Störungen im ambulanten Bereich versorgt werden.“

Insgesamt wurden 2022 weniger Kinder und Jugendliche mit psychischen oder Verhaltensstörungen in Kliniken behandelt als vor der Corona-Pandemie.

Zusammengefasst ergibt sich bei Diagnosen, die psychische und Verhaltensstörungen beschreiben, bei Jugendlichen ein Rückgang von 15 Prozent im Vergleich zu 2019. Bei Grundschul- und Schulkindern steht ein Minus von je 23 Prozent. Die Experten führen dies auf geringere Kapazitäten in den Kliniken während der Pandemie zurück.

Für die DAK-Sonderanalyse untersuchten Experten Abrechnungsdaten von rund 786.000 bei der DAK versicherten Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren. Analysiert wurden Krankenhausdaten aus den Jahren 2018 bis 2022. (AFP)

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