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Fallschirmjäger des Regiments 31 aus Seedorf (Niedersachsen) gehen auf dem Ostseeflughafen an Bord einer Transportmaschine vom Typ Airbus A 400 der Bundeswehr. (Symbolbild)

© dpa/Bernd Wüstneck

Offiziere diskutierten Taurus-Lieferung: Verteidigungsministerium prüft Verdacht, dass die Luftwaffe abgehört wurde

Der russische Staatssender hat eine Aufzeichnung einer internen Besprechung von Luftwaffen-Offizieren geleakt. Das Verteidigungsministerium ist alarmiert und hält die Aufnahme für authentisch.

Das deutsche Verteidigungsministerium prüft nach Vorwürfen aus Moskau, ob die Kommunikation im Bereich der Luftwaffe abgehört wurde. „Das Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst (BAMAD) hat alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet“, teilte eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Freitag mit.

Zuvor hatten russische Medien über ein möglicherweise abgehörtes Gespräch berichtet. Darin sollen Offiziere der Bundeswehr zu hören sein, wie sie über theoretische Möglichkeiten eines Einsatzes deutscher Taurus-Raketen diskutieren.

Nach Angaben des „Spiegel“ ist das Verteidigungsministerium wegen des Falls alarmiert, da es möglich sei, dass noch weitere interne Kommunikation abgefangen wurden. Das virtuelle Meeting der Offiziere fand dem Bericht zufolge nicht über eine gesicherte Leitung, sondern über die leicht abhörbare Plattform WebEx statt.

Intern gehe der Bundeswehr-Geheimdienst nach einer ersten Analyse demnach davon aus, dass das Band der Besprechung authentisch sei. Eine KI-gestützte Fälschung soll nach einer ersten Einschätzung weitgehend ausgeschlossen worden sein.

Das russische Außenministerium forderte nach dem angeblich abgehörten Gespräch von ranghohen Bundeswehroffizieren eine Erklärung der Bundesregierung. „Versuche, um Antworten herumzukommen, werden als Schuldeingeständnis gewertet“, schrieb Moskaus Außenamtssprecherin Maria Sacharowa auf ihrem Telegram-Kanal.

Audiomitschnitt geleakt

Zugleich veröffentlichte Margarita Simonjan, die Chefin des russischen Staatssenders „Russia Today“, einen Audiomitschnitt des rund 30-minütigen Gesprächs. Wie Simonjan an die Aufnahmen gekommen ist, sagte sie nicht.

Wie der „Spiegel“ berichtet, soll sich der Luftwaffen-Chef Ingo Gerhartz mit mehreren hochrangigen Offizieren über Taurus-Raketen unterhalten haben. Teilnehmer der Unterhaltung seien demnach ein weiterer General und mehrere weitere Offiziere.

In dem Mitschnitt soll es unter anderem um die Frage gehen, ob Taurus-Raketen technisch theoretisch in der Lage wären, die von Russland gebaute Brücke zur Halbinsel Krim zu zerstören. Ein weiterer Punkt im Gespräch ist demnach, ob die Ukraine den Einsatz ohne Bundeswehrbeteiligung bewerkstelligen könnte, was wohl bejaht wird.

Dies würde der Darstellung des Kanzlers Olaf Scholz widersprechen, der seine Weigerung, den Marschflugkörper zu liefern immer wieder damit begründet hat, dass dann die Bundeswehr aktiv in der Ukraine werden müsste und womöglich gar Soldaten zum Programmieren des Taurus zu entsenden.

Allerdings ist in dem Mitschnitt auch zu hören, dass es auf politischer Ebene kein grünes Licht für den Einsatz gibt. (dpa, Tsp)

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