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Unterstützer Erdogans feiern seinen Sieg.

© REUTERS/Hannah Mckay

Update

Chef der Wahlbehörde gibt bekannt: Erdoğan gewinnt die Präsidentschaftswahl in der Türkei

Der Amtsinhaber ging als klarer Favorit in die Stichwahl. Am späten Sonntagabend bestätigte dann auch das Wahlamt, was die Hochrechnungen bereits andeuteten.

| Update:

Bei der Präsidentenwahl in der Türkei hat Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan in der zweiten Runde gewonnen. Erdogan sei zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt worden, sagte der Chef der Wahlbehörde Ahmet Yener am Sonntag in Ankara.

Der 69-Jährige entschied am Sonntag eine Stichwahl gegen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (74) für sich. Erdogan erhielt 52,14 Prozent der Stimmen, Kilicdaroglu 47,86 Prozent, wie die Wahlbehörde nach Auszählung von 99,43 Prozent mitteilte.

Erdoğan hatte noch vor Auszählung aller Stimmen den Sieg für sich beansprucht. „Wir werden das Land in den kommenden fünf Jahren regieren“, rief er am Sonntagabend vom Dach eines Wahlkampfbusses vor jubelnden Anhängern in Istanbul. Er danke allen, die es ihm ermöglicht hätten, die nächsten fünf Jahre zu regieren. 

Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu räumte seine Wahlniederlage vor Bekanntgabe des Endergebnisses indirekt ein. Er bedauere „die weit größeren Probleme“, die das Land nun erwarteten, sagte Kilicdaroglu am Sonntag in Ankara. Damit deutete er an, dass Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan die Stichwahl gewonnen hat, sagte dies aber nicht direkt. 

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur kam der türkische Präsident nach Auszählung von knapp 99 Prozent der Stimmen auf 52 Prozent, Kilicdaroglu auf 48 Prozent. Die oppositionsnahe Agentur Anka verzeichnete fast gleiche Werte. 

Die Wahlbeteiligung lag Anadolu zufolge bei rund 85 Prozent und damit niedriger als bei der ersten Runde mit 87 Prozent. Wahlberechtigte in Deutschland und anderen Ländern haben bereits abgestimmt.

Im ersten Wahldurchgang vor zwei Wochen hatte keiner der Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erhalten. Umfragen vor der ersten Wahlrunde hatten den sozialdemokratischen Oppositionschef vorn gesehen. Anders als vorhergesagt landete Erdoğan im ersten Wahlgang jedoch knapp fünf Prozentpunkte vor Kılıçdaroğlu und verfehlte die absolute Mehrheit nur knapp. In die Stichwahl zog Erdoğan dann als klarer Favorit.

Erdoğan führt die Türkei seit 20 Jahren. 2003 wurde Erdogan zunächst Ministerpräsident, 2014 Staatspräsident. Seit Einführung eines Präsidialsystems 2018 hat er so viel Macht wie nie zuvor. Befürchtet wird deshalb, dass er im Falle eines Wahlsieges noch autoritärer regieren wird. Die Türkei ist Nato-Mitglied, pflegt enge Beziehungen zu Russland ebenso zur Ukraine und ist Akteurin im syrischen Bürgerkrieg.

Die Wahl wurde entsprechend auch international mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Insgesamt waren rund 64 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen, davon rund 3,4 Millionen im Ausland. Im Parlament konnte sich das Bündnis um den türkischen Staatschef nach vorläufigen Zahlen bereits am 14. Mai eine Mehrheit sichern, trotz Verlusten im Vergleich zu 2018.

Bestimmendes Thema im Wahlkampf waren die Themen Migration sowie die kriselnde Wirtschaft und die hohe Inflation. Die Opposition war in einem historisch einmaligen Bündnis aus sechs Parteien angetreten. Sie versprach eine Demokratisierung des Landes und einen harten Kurs gegen Flüchtlinge. Für einen Sieg reichte das aller Voraussicht nach jedoch nicht.

Die Regierung kontrolliert einen Großteil der Medien, entsprechend unfair war nach Angaben von Beobachtern auch der Wahlkampf. Erdoğan konnte zudem auf staatliche Ressourcen zurückgreifen. Im ersten Wahlgang hatte es Berichte über Unregelmäßigkeiten gegeben, die jedoch nichts am Wahlausgang änderten. (dpa/AFP)

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