zum Hauptinhalt
Hulya Yilmaz und ihr Baby Ayse Vera werden nach 29 Stunden unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes gerettet.

© picture alliance / AA / AytugCan Sencar

Update

Wundersame Rettungen und wie sie abliefen: Brüder nach 82 Stunden aus den Trümmern befreit

Ein wenige Stunden altes Baby ist aus den Trümmern eines Hauses in der syrischen Region Afrin geborgen worden. In der Türkei wurde ein Baby nach 58 Stunden aus den Trümmern gerettet.

| Update:

Einsatzkräfte haben zwei fünf und elf Jahre alte Brüder in der Südosttürkei nach 84 Stunden aus den Trümmern gerettet. Der elfjährige sei Autist - beide Kinder seien ins Krankenhaus gebracht worden, berichtete der Sender NTV am Donnerstag.

Auf Bildern war zu sehen, wie die Brüder in Wärmedecken gepackt und weggetragen wurden. Die Retter in der Provinz Kahramanmaras hätten zunächst Stimmen gehört und ihre Arbeiten dann auf das eingestürzte Gebäude konzentriert, unter dem die Brüder begraben waren.

Auch aus der Provinz Hatay gab es am Donnerstag gute Nachrichten: Drei Menschen wurden dort nach 84 Stunden unter den Trümmern lebend geborgen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Die Rettungskräfte kämpfen gegen die Zeit: Nach mehr als drei Tagen und dem Richtwert von 72 Stunden, die ein Mensch eigentlich höchstens ohne Wasser auskommen kann, geht die Hoffnung auf weitere Überlebende verloren.

Es ist ein schrecklicher Start ins Leben und zugleich ein Wunder: Im Erdbebengebiet im Nordwesten Syriens ist aus den Trümmern eines Hauses am Donnerstag ein Baby gerettet worden, das durch die Nabelschnur noch mit seiner durch die Katastrophe umgekommenen Mutter verbunden war.

Das neugeborene Mädchen ist die einzige Überlebende ihrer Familie. Auch sein Vater, seine drei Schwestern, sein Bruder und seine Tante konnten nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden.

Das vierstöckige Wohnhaus der Familie im Ort Dschandairis in der Region Afrin stürzte wegen des heftigen Erdbebens am Montag ein. Angehörige suchten daraufhin nach der verschütteten Familie. „Dann haben wir ein Geräusch gehört und wir gruben“, erzählt einer von ihnen, Chalil Sawadi, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. „Wir haben Trümmer weggeräumt und diese Kleine gefunden, gelobt sei Gott.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das Neugeborene war noch durch die Nabelschnur mit seiner Mutter verbunden, die es nun niemals kennenlernen wird. „Wir haben die Nabelschnur durchtrennt und mein Cousin hat das Baby ins Krankenhaus gebracht“, schildert Sawadi die wunderbare Rettung. Vermutet wird, dass die Mutter kurz nach der Geburt starb.

Zustand des Neugeborenen ist stabil

In Online-Netzwerken verbreitete sich ein Video, in dem ein Mann inmitten von Trümmern ein nacktes, mit Staub bedecktes Baby in die Höhe hält, an dessen Bauch noch der Rest seiner Nabelschnur hängt. Schnell wurde das Neugeborene im Internet als „Wunderbaby“ bezeichnet.

Angesichts von Temperaturen um den Gefrierpunkt bringt jemand eine Decke, um das Neugeborene darin einzuwickeln. Das Baby wurde in ein Krankenhaus in der nahegelegenen Stadt Afrin gebracht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dort kam die Kleine in einen Inkubator und erhielt Infusionen mit Vitaminen. „Sie wurde mit vor Kälte starren Gliedern eingeliefert, ihr Blutdruck war gefallen“, sagt ihr Arzt Hani Maaruf der AFP. „Wir haben Erste Hilfe geleistet und ihr Infusionen gegeben, weil sie lange keine Milch bekommen hatte.“

Das Kind ist die einzige Überlebende ihrer unmittelbaren Familie, die alle durch das Erdbeben getötet wurden.
Das Kind ist die einzige Überlebende ihrer unmittelbaren Familie, die alle durch das Erdbeben getötet wurden.

© AFP/RAMI AL SAYED

Das Baby hat zwar einige gebrochene Rippen, aber der Zustand des 3175 Gramm schweren Neugeborenen sei stabil, ergänzte der Arzt im Gespräch mit der dpa. Nach seiner Einschätzung ist das Baby etwa sieben Stunden nach dem Erdbeben zur Welt gekommen.

„Nur eine Stunde länger und es wäre gestorben“, sagte Maruf. Die Mitarbeiter des Krankenhauses gaben dem Mädchen den Namen Aja.

Familie floh wegen des Bürgerkriegs nach Afrin

Die Bergung der übrigen Familienmitglieder des Babys in Syrien dauerte Stunden. Ihre Leichen wurden vor einem Nachbarhaus aneinandergereiht und mit Tüchern in unterschiedlichen Farben abgedeckt. Sawadi zählt die Namen der Verstorbenen auf und berichtet vom ohnehin schweren Schicksal der Familie, die aus ihrer Heimatregion fliehen musste.

Sie hatten wegen des Bürgerkriegs die instabile Region Deir Essor weiter im Osten in der Hoffnung verlassen, in Dschandairis, einem von der Armee der Türkei und pro-türkischen Rebellen kontrollierten Ort, in Sicherheit zu sein. Für viele Menschen wurde Dschandairis nun aber zur Todesfalle. Etwa 50 Gebäude stürzten dort ein.

Die Lage der Überlebenden in Syrien ist verzweifelt. Das Land ist ohnehin schon durch den 2011 begonnenen Bürgerkrieg gezeichnet und in Gebiete, die von der Regierung in Damaskus kontrolliert werden, und in von Rebellen beherrschte Territorien gespalten. Internationale Hilfe für die Erdbebenopfer auf der syrischen Seite der Grenze läuft daher sehr zögerlich an.

Die an den Bergungsarbeiten beteiligten Weißhelme mahnten am Dienstag dringende humanitäre Hilfe aus dem Ausland an. „Die Zeit drängt“, erklärte die Nichtregierungsorganisation. „Hunderte Menschen sind immer noch unter den Trümmern verschüttet.“

Auch in der Türkei werden Kinder lebend gerettet

Italienische Feuerwehrleute haben in den Trümmern eines eingestürzten Hauses in der Türkei einen Jungen lebend entdeckt. Wie die Feuerwehr am Mittwoch mitteilte, wurde er in der Stadt Antakya lokalisiert.

Gegen Mittag waren die Spezialkräfte demnach dabei, den Jungen unter den Ruinen des Wohnhauses herauszuholen.

Die italienische Feuerwehr hatte am Dienstag rund 50 Mitglieder einer Such- und Rettungseinheit sowie modernes Gerät nach Adana nahe Antakya an die türkische Mittelmeerküste geflogen.

In der Nacht konzentrierten sich die Helfer samt Suchhunden dann auf ein fünfstöckiges Wohnhaus, das wegen des Erdbebens eingestürzt war.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Rettungskräfte retteten im südtürkischen Hatay nach 58 Stunden unter Trümmern ein vier Monate altes Mädchen. Die Helfer stiegen in eine Lücke zwischen den eingestürzten Hauswänden, wickelten das Baby in eine Decke und hoben es heraus, wie Aufnahmen zeigten. Die Kleine wimmerte. Die Retter versuchten, den Säugling zu beruhigen.

Die Suche nach den Eltern geht nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA weiter.

In Kahramanmaras wurde ein einjähriges Kind mit seiner schwangeren Mutter nach 56 Stunden lebend unter den Trümmern hervorgeholt, wie DHA berichtete. Das Gesicht des Mädchens war weiß vor Staub. Der Vater war schon zuvor lebend gerettet worden.

In den beiden Ländern wurden bereits tausende Todesopfer geborgen. Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. (AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false