
© AFP/Jim Watson
Guter Gangster, böser Gangster: Trump geht es nicht um den Kampf gegen Drogen
Der US-Präsident versucht, sich mit einem harten Kampf gegen Drogen zu profilieren. Jetzt aber will er einen verurteilten Ex-Präsidenten aus Honduras begnadigen. Wie das zusammenpasst? Gar nicht.

Stand:
„Wir werden den Gringos Drogen in die Nasen schieben.“ Das hat einem Zeugen zufolge Juan Orlando Hernández, der Ex-Präsident von Honduras, gesagt. Wegen seiner Verstrickungen im Drogenhandel und illegalen Waffengeschäften wurde Hernández in den USA vergangenes Jahr zu 45 Jahren Haft verurteilt. Jetzt soll er begnadigt werden – vom US-Präsidenten höchstpersönlich.
Dabei war es niemand Geringerer als Donald Trump, der den „Kampf gegen die Drogen“ ausgerufen hat. Der Kriegsschiffe und Kampfjets in die Karibik schickte, um den Drogenhandel zu stoppen. Der mehr als 20 Boote abschießen und mehr als 80 Menschen ermorden ließ, weil sie angeblich Kokain in die USA schmuggelten, die mit jedem Boot „mehr als 25.000 Amerikaner töten würden“.
Trump, der Venezuelas autoritären Machthaber Nicolás Maduro seit Monaten massiv in Bedrängnis bringt und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hat, weil er angeblich der Boss eines Drogenkartells ist. Jetzt will der US-Präsident ausgerechnet einen Mann begnadigen, der genau dafür verurteilt wurde.
Wie passt das zu seinem „Kampf gegen die Drogen“? Gar nicht. Weil es dem US-Präsidenten, wie er spätestens mit dieser Aktion zeigt, um etwas ganz anderes geht.
Würde Trump es ernst meinen, bliebe Hernández hinter Gittern. Schließlich machte er Honduras während seiner Regierungszeit von 2014 bis 2022 zu einem „Narco-Staat“. Er ließ sich von Drogenbossen wie dem berüchtigten Mexikaner Joaquín „El Chapo“ Guzmán bestechen und sorgte dafür, dass sie Hunderte Tonnen von Kokain unbehelligt Richtung USA liefern konnten.
Trump behauptete am Freitag auf seiner Onlineplattform Truth Social dagegen, der honduranische Ex-Präsident sei „nach der Meinung vieler Menschen, die ich sehr schätze, sehr hart und ungerecht behandelt“ worden. Er wolle ihn „vollständig und umfassend“ begnadigen.
Trump versucht es mit Wahlbeeinflussung
Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Am Sonntag wählte Honduras einen neuen Präsidenten. In demselben Post stellte Trump Honduras große Unterstützung in Aussicht, sollte der konservative Kandidat Nasry „Tito“ Asfura künftig das Land regieren. „Sollte er nicht gewinnen, werden die Vereinigten Staaten einer schlechten Sache kein gutes Geld hinterherwerfen“, schrieb Trump.
Alle anderen, teils linken Kandidaten nennt Trump „Narco-Kommunisten“. Beweise dafür liefert er keine. Asfura wiederum, der in den Auszählungen bislang vorne liegt, ist ein Parteifreund des verurteilten Drogenhändlers Hernández. Aber der 67-jährige Honduraner steht für einen US-freundlichen Kurs, er möchte die Beziehungen beider Länder wieder vertiefen.

© AFP/JOHNY MAGALLANES
Das offenbart, worum es Trump eigentlich geht: Geschäfte. Honduras ist dafür nicht das erste Beispiel in Lateinamerika.
Seit seinem Amtsantritt im Januar hofiert Trump rechte und populistische Präsidenten wie Javier Milei aus Argentinien oder Nayib Bukele aus El Salvador.
Ersterem half er bei Parlamentswahlen im Oktober mit einer ähnlichen Drohung wie jetzt an Honduras, mit Letzterem machte er dreckige Deals zur Rückführung von in den USA verurteilten Drogenbossen. Mehrere Recherchen weisen darauf hin, dass Bukele vor Jahren mit ihnen Geschäfte gemacht hatte, um sich seine Wiederwahl in El Salvador zu sichern.
Und: Während des Gerichtsverfahrens wegen eines Putschversuches gegen Brasiliens Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro versuchte Trump, die „Hexenjagd“ gegen ihn mit Strafzöllen zu unterbinden.
Linke Staatschefs wiederum bezichtigt Trump, in den Drogenhandel verwickelt zu sein: Nicht nur Venezuelas Maduro, sondern auch demokratisch gewählte Politiker wie Kolumbiens Gustavo Petro oder Honduras’ amtierende Präsidentin Xiomara Castro. Gegen sie geht er mit Strafzöllen, Sanktionen oder verbalen und militärischen Drohungen vor.
Trump will wieder mehr Einfluss in Lateinamerika – nicht zuletzt wegen Bodenschätzen. In den vergangenen Jahrzehnten haben Russland und China ihre Macht in der Region massiv ausgebaut. Um ihnen die Stirn zu bieten, sucht der US-Präsident die Nähe zu denen, die ihm wohlgesonnen sind. Dabei ist ihm ein Gangster anscheinend lieber als der andere. Es geht ihm allein ums Geschäft.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false