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Ein Foto des russischen Präsidialamtes zeigt Wladimir Putin in der besetzten Stadt Mariupol.

© Imago/Tass/Russian President Press Office/Uncredited

Spekulationen nach Krim- und Mariupol-Besuch: Waren Putins Doppelgänger unterwegs?

Hat der russische Präsident Doppelgänger – und wenn ja, wie viele? Sein überraschender Besuch in den besetzten Gebieten der Ukraine lässt erneut Spekulationen aufflammen.  

Die Auftritte von Wladimir Putin fernab seiner Heimat werden immer mehr zum Problem für den Kreml. Der russische Präsident hatte sich am Wochenende – für viele Beobachter überraschend – das erste Mal seit Kriegsbeginn in den besetzten Gebieten der Ukraine gezeigt.

Eine demonstrative Geste, denn erst kurz zuvor hatte der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen ihn erstellt, was für weltweites Aufsehen und Diskussionen sorgte.

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Sein Besuch in der aus russischer Sicht „befreiten“ Stadt Sewastopol auf der Krim und in der fast komplett zerstörten Hafenstadt Mariupol hätte nicht gewagter sein können. Und er steht auch im Kontrast zu der Visite des ukrainischen Präsidenten im befreiten Cherson vergangenen November. Umgeben von seinem Team schritt Wolodymyr Selenskyj da bei Tageslicht durch das Stadtzentrum und ließ sich als Volksheld feiern, stimmte die Nationalhymne an und hielt eine eindrückliche Rede.

Putin reiste hingegen ohne Ankündigung und entsprechende Vorbereitungen an. In Sewastopol besuchte er kurz eine Schule, in der kein einziges Kind zu sehen war, und streichelte ein Spielzeug.

In Mariupol traf er nachts mit dem Hubschrauber ein, sprach dort mit einer Handvoll Einwohner und ließ, am Steuer sitzend, seine Halbglatze filmen, während er nachts durch leere Straßen fuhr. Dabei wurde ihm offenbar berichtet, wie es mit dem Wiederaufbau vorangehe.

Als „Potemkinsches Dorf, das vom russischen Verteidigungsministerium gebaut wird”, bezeichnete dies Petro Andryushchenko, ein Berater des Bürgermeisters von Mariupol, der auf seinem Telegram-Kanal täglich Bilder der zerstörten Stadt teilt.

Ukraine spottet über Putin-Doppelgänger

Insbesondere in der Ukraine wurde über Putin gespottet, er habe wohl einen Doppelgänger zu seinem Hochrisikobesuch geschickt, hieß es.

Anton Gerashchenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums, postete auf Twitter drei Bilder, die Putin jeweils in Moskau und bei seinen Besuchen in Sewastopol und Mariupol von der Seite zeigen sollen. Und er stellte dazu die Frage: „Wer glauben Sie, ist der Echte?”

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Der Kreml selbst teilte in Online-Kanälen ein Video mit einer Szene aus Mariupol, die als „Gespräch mit Einwohnern“ deklariert wurde. Im Hintergrund hört man eine Frau rufen: „Das ist alles Lüge! Das ist alles inszeniert!” Das Video war zuvor auf die Webseite der Präsidialverwaltung gestellt und dann wieder gelöscht worden.

Stephen Hall, Dozent für russische und postsowjetische Geschichte an der Bath University, kommentierte auf Twitter: „Putin hat viele Doubles, und die dankbaren Bewohner waren wahrscheinlich Sicherheitspersonal in Zivil!”

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Auch in Russland gibt es Zweifel

Einige Beobachter glauben, dass die Gerüchte bewusst von ukrainischer Seite gestreut werden, um Putins Besuch zu diskreditieren. Doch auch in Russland ist sich manch einer sicher, dass Putin es nicht wagen würde, selbst in die besetzten Gebiete zu reisen.

Wenn ich einen vermeintlichen Putin in einer Menschenmenge sehe, ist mir sofort klar, dass das ein Double ist.

Igor Girkin, russischer Militärblogger und Putin-Kritiker

So kommentierte einer der bekanntesten russischen Militärblogger, Igor Girkin, auf seinem Telegram-Kanal: „Putins Double trifft Leute, hält Reden und vergibt Aufträge. Der Echte schaut mit einem Fernglas vom Ende des Tisches zu.”

Girkin, bekennender Nationalist, ehemaliger Geheimdienstoberst und einer der schärfsten Kritiker Putins, erklärte weiter: „Wenn ich einen vermeintlichen Putin in einer Menschenmenge sehe, ist mir sofort klar, dass das ein Double ist. Und was das Double sagt, weiß niemand. Das muss Kauderwelsch sein.“

Er spielt damit auf eine für den Staatschef untypische Art an, die bei den inszenierten Treffen zu sehen ist: Putin wirkt dort fast schüchtern und spricht leise.

Auch der Kreml-kritische Telegram-Kanal „General SVR“ ist überzeugt, dass Putin weder in Sewastopol auf der Krim noch in Mariupol gewesen ist. Er beruft sich auf Insider-Informationen, wonach ein Double zu Video- und Fototerminen angereist sei. Diesem seien längere „sinnvolle Gespräche“ und lange Meetings untersagt worden.

„Das ganze Land lacht bereits über die Inkonsistenz der Zweitbesetzung mit dem Original, nicht nur beim Aussehen, sondern auch beim Verhalten“, heißt es auf dem Kanal.

Würde er wirklich so ein Sicherheitsrisiko eingehen?

Auf einem Video, das Putin auf der besetzten ukrainischen Halbinsel Krim zeigen soll, will ein weiterer Kritiker einen Doppelgänger erkannt haben. Der Ex-Geheimdienstoberst und ehemalige Duma-Abgeordnete Gennadi Gudkow, dem 2012 das Parlamentsmandat entzogen wurde, schrieb auf Twitter: „Hört, echt jetzt? Statt Putin ein Mann in seiner Maske?”

Der Ex-Politiker, der vom Kreml als „Innoagent”, also als ausländischer Agent, eingestuft wird, glaubt nicht, dass der Staatschef dieses Risiko eingehen würde.

Gudkow kann sich nicht vorstellen, dass Putin, der, „bis heute beispiellose Sicherheitsmaßnahmen unter der eigenen Bevölkerung innerhalb Moskaus vornimmt, jetzt sein Leben riskiert, indem er mit dem Hubschrauber in ein Kriegsgebiet, noch dazu nach Mariupol, fliegt“. In Mariupol lasse sich die Situation zudem nicht kontrollieren. Es könnte „jemand aus irgendeinem Keller auf ihn schießen“.

Und jetzt soll er mit einem Auto ohne Begleitung durch Mariupol fahren – und niemand wurde vorher informiert? Das ist doch ein Witz.

Sergei Schirnow, Ex-Agent des sowjetischen Geheimdienstes

Ein weiterer Ex-Agent des sowjetischen Geheimdienstes, Sergei Schirnow, sagte, er glaube nicht, dass Putin selbst kurzfristig und ohne Ankündigung plötzlich auf die Krim oder nachts nach Mariupol reist. „Als Putin nach Wolgograd gefahren ist, wurde eine Woche lang alles vorbereitet. Und am Tag seines Besuchs wurde der gesamte Verkehr lahmgelegt: Alles wurde gestoppt, man konnte weder fahren noch laufen. Und jetzt soll er mit einem Auto ohne Begleitung durch Mariupol fahren - und niemand wurde vorher informiert? Das ist doch ein Witz.”

Putin im Theater von Mariupol.
Putin im Theater von Mariupol.

© dpa/AP/Russian TV/Uncredited

Was Schirnow ebenfalls seltsam vorkommt, ist, dass es keine Versammlung oder Rede gegeben hat. Wenn das Staatsoberhaupt zum neunten Jahrestag der Annexion in das Gebiet fahre, das an die russische Föderation angegliedert werden soll, „dann muss es doch irgendeine Versammlung geben, eine Rede gehalten werden, die ganze Sache groß gefeiert werden, das Militär gewürdigt werden und so weiter”.

Wir wissen von drei Doppelgängern, die wiederholt auftauchen.

Generalmajor Kyryll Budanov, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes

Neu ist die Doppelgänger-Theorie jedenfalls nicht: Schon bei seinem Iran-Besuch im Juli 2022 wurde spekuliert, Putin sei gar nicht selbst vor Ort gewesen. Generalmajor Kyryll Budanov, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, erklärte der britischen Zeitung „Daily Mail“, dass der russische Präsident ein Team von Doppelgängern einsetze, um Putins Kontrollverlust im Kreml zu vertuschen.

„Wir wissen von drei Doppelgängern, die wiederholt auftauchen”, sagte Budanov. Sie alle hätten chirurgische Eingriffe gehabt, um wie Putin auszusehen. Die Doppelgänger, so Budanow, seien früher nur bei „besonderen Anlässen“ als Stellvertreter Putins aufgefallen, aber seit dem Einmarsch in die Ukraine „übliche Praxis“. Budanow stellte in dem Interview sogar infrage, ob Putin noch lebt.

Auch der britische Geheimdienst behauptete, dass Putin sehr krank sein könnte und der Kreml im Falle seines Todes die Information bewusst vertuschen werde, um einen potenziellen Putsch zu verhindern. Beweise gibt es allerdings keine.

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