
© AFP/Andriy Andriyenko
Ukraine-Invasion, Tag 1377: Welchen Effekt die russischen Vermögenswerte haben könnten
Witkoff und Trump-Schwiegersohn treffen sich mit Putin, Russlands Präsident droht Europa, Ukraine dementiert russische Einnahme von Pokrowsk. Der Überblick am Abend.
Stand:
Der erste Entwurf des US-russischen „Friedensplans“ sah vor, dass die Ukraine ihre Truppen aus den Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson zurückzieht – das, was der russische Präsident Wladimir Putin fordert, seitdem Russland diese Gebiete unrechtmäßig annektiert hat. Anderenfalls würde seine Armee so lange kämpfen, bis sie diese Gebiete eingenommen hat, sagte Putin. Doch ist das überhaupt realistisch?
Der US-amerikanische Militäranalyst Rob Lee, der die Front regelmäßig besucht, sagt dem britischen „Independent“: Russland schreite in diesem Jahr zwar schneller voran als im Vorjahr. Aber es sei nicht selbstverständlich, dass Moskau 2026 das verbleibende Drittel der Region Donezk einnehmen werde.
„Wo immer Russland vorrückt, konzentriert sich die Ukraine auf die Verteidigung und kann sich lange halten, aber dann rückt Russland in andere Richtungen vor“, sagt Lee und beschreibt damit Moskaus Vormarsch durch Donezk, indem es gleichzeitig in mehrere Richtungen vorrückt.
Entscheidend ist aber: Eine effektive Verteidigung kann die Ukraine voraussichtlich nur dann sicherstellen, wenn der Westen weiterhin viel Geld bereitstellt. Allein schon, um eine Armee der derzeitigen Größe von etwas mehr als einer Million Soldaten aufrechtzuerhalten.
Denn: Seit Beginn des Krieges hat die Ukraine fast ihre gesamten Steuereinnahmen für die Versorgung, Bekleidung, Unterbringung und Bewaffnung ihres Militärs ausgegeben. Die übrigen Ausgaben wurden durch westliche Zuschüsse und Darlehen finanziert.
Die künftige Leistungsfähigkeit der ukrainischen Armee hänge davon ab, was mit den eingefrorenen Vermögenswerten Russlands geschehe, sagt Glib Buriak, Wirtschaftsprofessor an der ukrainisch-amerikanischen Concordia-Universität in Kiew. „Wie diese Vermögenswerte verwaltet werden, wird die finanzielle Lage der Ukraine in den kommenden Jahren bestimmen“, sagt er.
Sollte sich der Westen nicht verständigen, hätte Putin wohl auf kurz oder lang dann doch leichtes Spiel dabei, die Gebiete im Osten der Ukraine einzunehmen.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Der Sondergesandte von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner haben sich am Dienstag in Moskau aufgehalten, um anderem mit dem russischen Präsidenten Putin über eine mögliche Beendigung des Kriegs in der Ukraine zu sprechen. Mehr dazu hier.
- Putin lehnt die jüngsten Änderungen am 28-Punkte-Plan ab. Die Vorschläge Europas zielten darauf ab, den Friedensprozess zu blockieren, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge. „Wir haben nicht vor, mit Europa zu kämpfen, das habe ich schon 100 Mal gesagt. Aber wenn Europa wiederum kämpfen will und anfängt, dann sind wir dazu sofort bereit“, sagte er. Mehr dazu im Newsblog.
- Das russische Militär hat dem Kreml zufolge die seit etwa einem Jahr umkämpfte ukrainische Bergarbeiterstadt Pokrowsk im Donezker Gebiet vollständig eingenommen. Der ukrainische Generalstab widersprach jedoch. Mehr dazu hier.
- US-Außenminister Marco Rubio hat in einem ungewöhnlichen Schritt seine Teilnahme an einem lange geplanten Nato-Treffen in Brüssel abgesagt. Ein Sprecher Rubios teilte mit, es wäre völlig unrealistisch, Rubio bei jedem Treffen zu erwarten. Mehr dazu hier.
- Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat sich optimistisch über die Bemühungen der USA geäußert, den Ukraine-Krieg zu beenden. „Ich bin zuversichtlich, dass diese anhaltenden Bemühungen letztendlich den Frieden in Europa wiederherstellen werden“, sagte Rutte am Dienstag in Brüssel.
- Im Schwarzen Meer ist mutmaßlich erneut ein russisches Schiff mit einer Drohne angegriffen worden. Das berichtete die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass. Kiew wies zurück, damit etwas zu tun gehabt zu haben. Moskau könne den Vorfall selbst inszeniert haben, hieß es. Mehr dazu hier.
- Das EU-Land Belgien könnte mit seiner Blockadehaltung, eingefrorene russische Vermögenswerte zur Unterstützung der Ukraine zu nutzen, Verbündete in der US-Regierung haben. Das berichtet „Politico“. Demnach plant Washington, die Vermögenswerte Russlands nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zurückzugeben.
- Die ukrainischen Streitkräfte haben im November mindestens acht russische Ölraffinerien mit weitreichenden Drohnen angegriffen. Insgesamt seien 88 Ziele beschädigt worden, um die russischen Kriegsanstrengungen zu schwächen, sagt der hochrangige Drohnen-Kommandeur Robert Browdi.
- Russland soll bislang im Krieg gegen die Ukraine mehr als 18.000 ausländische Staatsangehörige aus 128 Ländern eingesetzt haben. Das teilte der Leiter des ukrainischen Sekretariats des Koordinierungsstabs für den Umgang mit Kriegsgefangenen, Bohdan Ochrymenko, mit. Den Angaben zufolge liegen der Ukraine Belege über den Tod von 3388 solcher Kämpfer vor.
- Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums haben russische Streitkräfte im November mehr als 3500 gelenkte Fliegerbomben auf ukrainische Stellungen und frontnahe Städte abgeworfen. In den ersten elf Monaten dieses Jahres sollen den Angaben zufolge fast 44000 solcher Bomben eingesetzt worden sein.
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