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Kolumne: Von TISCH zu TISCH: Cape Town

Manche Restaurants senden Signale aus, die deutlich machen, dass sie mehr wollen, als Geld am Kunden zu verdienen. Zum Beispiel das Cape Town.

Manche Restaurants senden Signale aus, die deutlich machen, dass sie mehr wollen, als Geld am Kunden zu verdienen. Dort kann man sich in der Regel beruhigt niederlassen. Der Wirt vom Cape Town ist so ein Typ, dem man glaubt, dass er mehr auf Applaus aus ist als auf den schnellen Euro. Ihm geht es offensichtlich darum, etwas von dem südafrikanischen Lebensgefühl zu vermitteln, das er selbst in seinen Wanderjahren genossen hat. Das Lokal ist in behaglichen Brauntönen eingerichtet, große Spiegel lockern schmale Bereiche des Restaurants auf, hinten gibt es eine Lounge, und überall hängen südafrikanische Bilder und Collagen an den Wänden. Windlichter ergänzen etwas unzureichend das schummrige rötliche Licht, das die Lektüre der orange eingefärbten Karten etwas mühsam macht.

Rasch merkten wir, dass dies ein guter Ort ist für Südafrika-Fans, die nach den fruchtig vollen Weinen dürsten, aber kein Vermögen dafür ausgeben wollen. Man kann sie auch mit nach Hause nehmen. Uns wurde der eiskalte Sekt vom Kap gleich am Tisch in hübsche Gläser eingeschenkt (5,50 Euro).

Die Weinkarte ist zwar nicht riesig groß, bietet aber einen guten Einstieg. Wir wurden später ziemlich glücklich mit einem als „tiefgründig“ beschriebenen, tatsächlich samtig warmen und gleichzeitig fruchtigen Merlot vom Weingut Jordan, Stellenbosch, für 19,90 Euro. Schön auch, dass die Weingüter und ihre Betreiber kurz vorgestellt werden. Den Merlot wollte der etwas pädagogische Wirt noch atmen lassen, aber wir bedienten uns aus der offen stehenden Flasche einfach selber. „Haben Sie ihn auch vorher probiert?“, fragte er streng. Ja, aus vollen Gläsern, war in Ordnung so.

Vorweg gibt es gutes, weiches, krustiges, dunkles, hausgebackenes Brot. Fruchtig und scharf war die Tomaten- Chilisuppe mit frittierter Ananas drin. Auch die Kürbis-Mangosuppe mit frischen Walnüssen und Sauerrahm war großzügig bemessen, sehr dickflüssig und hatte ebenfalls diesen Geschmack von fruchtig scharfer Fülle, der typisch ist für die Kap-Region (5,60 Euro).

Große Portionen sind der Stolz des Hauses, das ist ganz offensichtlich. Die kräftigen Jungs am Nachbartisch schienen das auch sehr zu schätzen. Wer einen Hang zu exotischen Fleischsorten hat, findet unter den Spezialitäten des Hauses den herzhaften Fleischtopf mit Gnu, Springbock und Strauß (9,90 Euro). Der Salat mit gemischten Blättern, reichlich rosa Schinkenstreifen, vielen Scheiben von etwas zu festem Ziegenkäse, jeder Menge Würfel vom gebratenen Kürbis und einer Portion Extra-Dressing war gut, aber überproportioniert (12,90 Euro). Auch die kreolische Gemüsepfanne war riesig, trotzdem gut, sie enthielt bissfeste Paprika, Lauchstreifen, dicke Zucchini-Scheiben, Tomaten und reichlich Würfel von frittierter Ananas. Dem Rat des Wirts, auf jeden Fall die Variante mit Putenbrust zu wählen, verdankten wir einige Scheiben vorbildlich zarten Fleisches. Die dunkle, malerisch rund um den Tellerrand verteilte Sauce wirkte etwas willkürlich, störte aber nicht weiter. Dass die Gemüsestücke so unterschiedlich bis manchmal sogar unpraktisch groß waren, werteten wir als weiteres gutes Signal. Wo frisch gekocht wird, können Maschinen keine gleichmacherische Normen-Tyrannei ausüben (8,50 Euro). Wir hätten locker mit halben Portionen auskommen können, die wurden aber nicht angeboten. Immerhin fragte der Wirt, ob er uns Doggy Bags für den Heimweg fertig machen solle. „Keine falsche Scham, in Südafrika ist das Usus und hier auch.“

Auf einen Nachtisch ließen wir uns trotzdem noch ein. Gebackenes Vanilleeis, das eiskalt aus einem dicken, süßen Marzipanmantel in die rote Sauce aus Kirschen und Beeren rann (6, 80 Euro). Eigentlich gut. Allerdings wäre es besser, wenn man sich hier doch ein bisschen auf modernes Sättigungs-Management einstellen würde. Die Tapa- und Meze-Kultur hat in den ethnischen Lokalen weite Kreise gezogen. Vielleicht wäre das ja eine Herausforderung für den ambitionierten Betreiber, die Rezepte diesem Trend anzupassen und seinen Gästen künftig auch Nasch-Menüs anzubieten.

Cape Town, Schönfließer Straße 15, Prenzlauer Berg, Telefon 400 57 658, offen täglich // ab 18 Uhr.

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