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Tonleiter. Die Wendeltreppe im Musikinstrumenten-Museum.

© SPK/Tina Willim

100 Jahre Institut für Musikforschung in Berlin: Mehr als nur Archivarbeit

Das Staatliche Institut für Musikforschung feiert sein 100-jähriges Gründungsjubiläum. Mit Lesungen, festlichen Konzerten und spannenden Vorführungen.

„Schönberg bezeichnete gestern Berlin als Unkunst-Stadt“, berichtet der Komponist Anton Webern im Dezember 2011 an seinen Kollegen Alban Berg. „Ja, Berlin ist ohne Kultur; und die scheinbar so große Zivilisation ist lauter Holler!“ Zu erklären, dass „Holler“ der österreichische Ausdruck für „Holunder“ ist, in diesem Zusammenhang aber für „Unsinn“ steht, gehört zu den Aufgaben, die sich den Forschern im Staatlichen Institut für Musikforschung stellen. Denn sie geben den Briefwechsel der Zweiten Wiener Schule heraus, jenes legendären Zusammenschlusses von Avantgardist-Tonsetzern, der die Entwicklung der Kunstmusik im 20. Jahrhunderts wesentlich mitbestimmen sollte.

Wenn das Institut jetzt sein 100. Gründungsjubiläum feiert, werden die Schauspieler Jörg Gudzuhn und Christian Grashof die schönsten Passagen dieser an üblen Schmähungen auch berühmter Zeitgenossen wie Richard Strauss oder Elsa Lasker-Schüler reichen Korrespondenz lesen. Und zwar am Samstag im Musikinstrumenten-Museum, dem öffentlichen Bereich des Forschungsinstituts.

Von mittelalterlichen Instrumenten bis zur Mighty-Wurlitzer-Kinoorgel

Direkt neben der Philharmonie gelegen, geht auch der lang gezogene Gebäudekomplex mit seinem charakteristisch gezackten Dach auf einen Entwurf von Hans Scharoun zurück. Eröffnet werden konnte er allerdings erst 1984. Vorher wurde die beeindruckende Sammlung, die von mittelalterlichen Instrumenten über das klappbare Reise- Cembalo Friedrichs des Großen bis hin zu einer Mighty-Wurlitzer-Kinoorgel reicht, im UdK-Gebäude in der Bundesallee gezeigt.

Ursprünglich begonnen hat aber alles 340 Kilometer von Berlin entfernt, im beschaulichen Bückeburg, wo der Fürst zu Schaumburg-Lippe eine musikgeschichtliche Forschungsstätte ins Leben rief. Die 1935 dann nach Berlin umzog, als man Institute, die sich mit der glorreichen Vergangenheit der deutschen Kulturnation beschäftigten, in der Hauptstadt haben wollte. Nach dem Krieg fanden die Wissenschaftler dann Unterschlupf in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Auch die Ausstellung „Good Vibrations“ ist zu besichtigen

Während die wissenschaftliche Arbeit naturgemäß im stillen Kämmerlein stattfindet, spielt das Musikinstrumenten-Museum mit seinen Jazz- und Alte-Musik- Konzertreihen aktiv in der Berliner Kulturszene mit. Passend zum historisch- analytischen Ansatz der Institution wird auch beim Festkonzert am Freitag nicht einfach nur Chopin gespielt. Der Pianist Hardy Ritter diskutiert zunächst mit dem Musikologen Heinz von Loesch über verschiedene Interpretationsansätze und spielt dann die Werke sowohl auf einem Pleyel-Flügel aus dem 19. Jahrhundert wie auch auf einem modernen Steinway. Am Samstag gibt es dann Führungen, Kinderprogramme und natürlich auch eine Vorführung der Kinoorgel.

Dann ist auch die aktuelle, gar nicht verzopfte Sonderausstellung „Good Vibrations“ zu besichtigen, die sich der Geschichte der elektronischen Musikinstrumente widmet. Wegen des großen Erfolgs gerade auch bei Fans von Pop- und Rock- Bands, die hier begeistert frühe Synthesizer, Sampler, Drumcomputer und das aus Alfred Hitchcocks Thriller „Die Vögel“ bekannte Mixturtrautonium bestaunen, wurde sie gerade bis Ende August verlängert.

Weitere Infos: www.mim-berlin.de

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