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Kultur: 15 Minuten Ruhm

In der Zeitschrift „New Yorker“ ist eine Zeichnung erschienen, auf der man zwei Schuljungen auf dem Nachhauseweg sieht. Sagt der eine: „Diese Sache mit dem Ruhm für 15 Minuten, den jeder Mensch einmal erreichen kann – die kommt aus der Bibel, oder?

In der Zeitschrift „New Yorker“ ist eine Zeichnung erschienen, auf der man zwei Schuljungen auf dem Nachhauseweg sieht. Sagt der eine: „Diese Sache mit dem Ruhm für 15 Minuten, den jeder Mensch einmal erreichen kann – die kommt aus der Bibel, oder?“ Der Erfinder dieser Redewendung, Andy Warhol, lacht sich im Himmel wahrscheinlich schlapp, dass er jetzt schon für den Autor der Bibel gehalten werden kann.

Die Schriftstellerin Zadie Smith hat nun einen Roman geschrieben, der sich um das Thema Ruhm um jeden Preis dreht, und es war eine gute Wahl, in den Mittelpunkt einen etwas dicklichen Jungen zu stellen, dessen Beruf genau dies widerspiegelt: Alex-Li Tandem ist Ende 20 und Autogrammhändler. Er verkauft also, wenn man so will, die einfachste Darstellungsform von Ruhm. Sein größter Traum: in den Besitz einer Autogrammkarte eines B-Movie-Stars namens Kitty Alexander zu gelangen. Dafür riskiert Alex-Li Tandem eine Menge, und wer sich von den ersten, etwas verwirrenden Seiten nicht abschrecken lässt, der begleitet den Autogrammhändler durch sein Leben in London, erfährt vom Ärger mit Freunden und Freundin, von seinen Ängsten und Hoffnungen, und davon, was ihm im Leben wirklich wichtig ist. „Der Autogrammhändler“ ist Zadie Smiths zweites Buch nach ihrem Bestseller-Debüt „Zähne zeigen“, das sie selbst mit einem Schlag berühmt machte. Die Autorin, Jahrgang 1975, kennt sich aus mit ihrem Thema, und immer wieder ahnt man, welche Spuren der Erfolg bei ihr hinterlassen hat. Dieses liebevoll geschriebene Buch zeigt: Sie selbst wird nicht als One-Hit-Wonder enden.

Zadie Smith: Der Autogrammhändler. Roman. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Droemer, München. 480 Seiten, 22, 90 €.

Christoph Amend

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