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Der deutsch-französische Schriftsteller und Journalist Joseph Breitbach. Nach Breitbach, der am 9. Mai 1980 starb, ist der höchstdotierte deutsche Literaturpreis benannt. 

© dpa / picture-alliance

20 Jahre Breitbach-Preis: Gute Güte

Bevor er den höchstdotierten deutschen Buchpreis stiftete, war Joseph Breitbach selbst in finanziellen Nöten: 20 Jahre Breitbach-Preis im Literarischen Colloquium Berlin.

Das Mäzenatentum ist ein feudales Relikt. Überlebt hat es im 20. Jahrhundert in Form privater Unterstützungsleistungen wohlhabender Philanthropen an notleidende Künstler und Schriftsteller. Danach wurde es überführt in ein weitverzweigtes System von Stipendien und Preisen. Von seinem Produkt, seinen Büchern, korrigierte Michael Krüger anlässlich der 20-Jahres-Feier des Joseph-Breitbach-Preises im Literarischen Colloquium Berlin die landläufige Meinung, könne jedenfalls kaum ein Autor leben.

Dem 1903 in Ehrenbreitstein bei Koblenz geborenen Joseph Breitbach waren die Umwege und Verhinderungen auf dem Weg in die Kunst nicht unbekannt. Wegen seines Erstlingsromans „Rot gegen Rot“ aus dem Kaufhaus in Augsburg entlassen, war er immer wieder in finanziellen Nöten. 1937 gab der frankophile Breitbach, der auf der Liste der Nazis für die Bücherverbrennung stand, seinen deutschen Pass zurück und ging zur Fremdenlegion. Dass er später als erfolgreicher Fabrikant einmal den mit 50 000 Euro bestdotierten deutschen Literaturpreis stiften würde, war kaum absehbar, auch wenn die Generosität gegenüber seinen Künstlerfreunden bei Breitbach schon früh ausgeprägt war.

Freundliche Feieratmosphäre

„Güte walten lassen und Geduld“ habe Breitbach seinem Freund André Gide bescheinigt, so Wolf Lepenies, habe damit aber eher sich selbst charakterisiert. Der ebenfalls in Koblenz geborene Soziologe hatte den etablierten Gönner noch in Paris besucht. In seinen launigen Erinnerungen sieht er den jungen Mann beim intimen Diner mit Breitbach, umgeben von den Insignien selbstverständlichen Geschmacks und beredter Weltläufigkeit. Lepenies war dadurch eingeschüchtert, überdies ließ ihn auch noch der weiß behandschuhte Butler beim Servieren seine Deplatziertheit spüren.

Den Breitbach-Preis zu bekommen, so wie aktuell die Dramatikerin und Autorin Dea Loher, bedeutet, sich Freiräume verschaffen zu können. Dass er bei seiner Etablierung 1998 in den Feuilletons kontrovers diskutiert wurde, die Auswahl der Preisträger nicht immer Zustimmung fand, war in der freundlichen Feieratmosphäre am Wannsee keine Erinnerung wert. In der Hierarchie der Preise steht er inzwischen ganz oben. Doch immer, wenn der erlösende Anruf von der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz kommt, so Michael Krüger, ist da der kleine Schrecken: Wer war eigentlich Joseph Breitbach?

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