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Der Rapper 21 Savage bei einem Auftritt in Austin, Texas.

© Ralph Arvesen/Wikimedia

21 Savage und der Antisemitismus: Das Gift des falschen Lobes

Der Rapper 21 Savage benutzt auf seinem neuen Album „I Am >I Was“ eine antisemitische Zeile - kein Einzelfall im US-amerikanischen Hip-Hop.

Das neue Album des US-amerikanischen Rappers 21 Savage kam als eine der letzten großen Veröffentlichung des Jahres auf den Markt – und erhielt die verdiente Aufmerksamkeit. Schließlich hat der 1992 als Shayaa Bin Abraham-Joseph geborene Musiker auf „I Am >I Was“ eine Menge aufregendes Material zusammengestellt: Songs mit coolen Gästen wie Childish Gambino oder Offset vom Trap-Trio Migos, ein Eröffnungsstück, auf dem J. Cole die Hörer bittet, für den umstrittenen Rapper Tekashi 6ix9ine zu beten etc.

Zunächst überhaupt nicht diskutiert wurde eine Zeile aus dem Track „ASMR“, die lautet: „We been gettin’ that Jewish money/ Everything is kosher“. Die Verbindung von Juden und Geld – das alte antisemitische Stereotyp, mitten in einem Stück über das Phänomen der sogenannten „Autonomous Sensory Meridian Response“ (ASMR), das die Entspannung beschreibt, die Menschen beim Hören ruhiger Geräusche empfinden.

Für Aufregung sorgte die Zeile erst als der NBA-Superstar LeBron James sie zusammen mit einem Selfie von sich auf Instagram benutzte. Wenig später löschte der Basketballer den Eintrag und entschuldigte sich. Daraufhin gab auch 21 Savage selbst auf Twitter ein Statement ab. Er schrieb: „Die jüdischen Leute, die ich kenne, gehen alle sehr weise mit ihrem Geld um, deshalb habe ich gesagt ,Wir haben das jüdische Geld bekommen‘. Ich hätte nie gedacht, dass sich jemand davon beleidigt fühlen könnte, es tut mir leid, wenn ich jemanden beleidigt habe, das war nicht meine Absicht, ich liebe alle Menschen.“

Professor Griff und Ice Cube rappten judenfeindliche Zeilen

21 Savage ist nicht der erste amerikanische Rapper, der aufgrund von stereotypen Äußerungen über das jüdische Volk kritisiert wird. Schon 1989 machte Professor Griff von Public Enemy in einem „Washington Post“-Interview antisemitische Bemerkungen, was zu seinem Rauswurf aus der Gruppe führte. Ice Cube brachte 1991 den Song „No Vaseline“ heraus, in dem er seine einstige Band N.W.A. attackierte. Eine der Zeilen bezog sich auf deren Manager Jerry Heller, den er als den Juden bezeichnete, der seine Crew zerstört habe. Zudem nannte er ihn einen „white jew telling you what to do“.

Sowohl Professor Griff als auch Ice Cube haben später ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, doch Juden sind nicht aus aus US-Hip-Hop-Tracks verschwunden. Jüdische Anwälte sind beispielsweise ein wiederkehrendes Thema. Rapper wie Kanye West, Jay-Z, Run The Jewels, Vince Staples und Cardi B haben schon damit geprahlt, einen teuren jüdischen Anwalt zu haben, der sie immer wieder raushaut.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte Jay-Z auf seinem viel beachteten Album „4:44“ den Song „The Story Of O.J.“, in dem es heißt: „You wanna know what’s more important than throwin’ away money at a strip club? Credit/ You ever wonder why Jewish people own all the property in America? This how they did it“. Der Text löste sofort Proteste aus. So zeigte sich unter anderem die amerikanische Anti-Defamation League verärgert, die gegen Antisemitismus kämpft. Doch Jay-Z wies die Kritik zurück, schließlich stehe die Zeile in einem Kontext, in dem auch andere Gruppen überzeichnet werden.

Interessanterweise wurde der New Yorker Rapper von dem in Israel geborenen Madonna- und U2-Manager Guy Oseary verteidigt, der auf Instagram schrieb: „Er stellt das jüdische Volk auf übertriebene Weise als Beispiel für eine Gemeinschaft dar, die weise Geschäftsentscheidungen getroffen hat.“ Es ist in der Tat zweifelhaft, dass Jay-Z antisemitisch eingestellt ist. So hat er sich etwa 2006 zusammen mit dem Musikmogul Russel Simmons in einem öffentlich Statement gegen Antisemitismus ausgesprochen. Was die Zeilen aus „The Story Of O.J.“ nicht weniger beleidigend macht. Ein erfahrener Mann wie Jay-Z sollte das verstehen. Und auch sein junger, talentierter Kollege 21 Savage hat eigentlich mehr drauf.

Einav Schiff

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