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Kultur: 250 000 Künstler - und ihre Bedeutung für die kleine Ewigkeit Das 37-bändige Standardlexikon "Thieme-Becker" als Neuausgabe

1907 war es soweit. Über zehn Jahre Vorarbeit hatten Ulrich Thieme und Felix Becker benötigt, um mit Band 1 des bis heute bedeutendsten Projektes der Kunstwissenschaft an die Öffentlichkeit zu treten: dem "Allgemeinen Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart", kurz "Thieme-Becker" oder "TB".

1907 war es soweit. Über zehn Jahre Vorarbeit hatten Ulrich Thieme und Felix Becker benötigt, um mit Band 1 des bis heute bedeutendsten Projektes der Kunstwissenschaft an die Öffentlichkeit zu treten: dem "Allgemeinen Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart", kurz "Thieme-Becker" oder "TB". Mit diesem neuartigen Lexikon hielt in der Kunstgeschichtsschreibung die Jahre zuvor von Theodor Mommsen für Altertumsfächer erfolgreich propagierte Großwissenschaft ihren Einzug. An dem Projekt arbeitete eine Redaktionsgruppe von anfangs zehn Gelehrten in hierfür eigens eingerichteten Büros. Am TB war fast alles neu. Fast alle Beiträge wurden von den Autoren signiert. Auch die Mitarbeit von 400 Fachgelehrten aus aller Welt stellte ein Novum dar. Neu war die Einbindung außereuropäischer Künstler, die im Beidruck mit Originalnamenschriften erschienen. Der Aufwand lohnte. Den ersten Band nahm die Fachwelt mit Begeisterung auf. Der Kunsthistoriker Max J. Friedländer war sich sicher, daß der TB "für eine kleine Ewigkeit" von Bedeutung sein werde.

Bis heute gibt es im Buchmarkt nichts Gleichwertiges: Hier können Angaben zu 250 000 Künstlern nachgeschlagen werden. Immer noch ist dieses opus magnum das lexikographische Standardwerk der Kunsthistoriker. Unter größten Schwierigkeiten wurde es 1950 mit Band 37 im Leipziger Seemann-Verlag abgeschlossen. Bis heute überragt der TB ähnliche Werke an Fülle und Genauigkeit. Nachdem die erste Taschenbuchausgabe (DTV) seit Jahren vergriffen ist, erscheint bei Seemann dieser Tage die neue Edition. Der verlegerische Schritt zeigt, wie groß das Vertrauen in den TB immer noch ist. Im Gegensatz zu seinem seit 1983 heranwachsenden Nachfolger, dem "Allgemeinen Künsterlexikon" (der mit Band Nr. 22 "Cu" erreicht) ist der TB vollständig. Daran wird sich so bald nichts ändern.Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Seemann, Leipzig. 1490 DM; ab 1. 2. 2000 1590 DM.

Olaf Matthes

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