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Kultur: 33 000 Quadratmeter Ausstellungen Die Kunst, die Galerien, Berlin und ihre Liebhaber – eine Umfrage

zum Wirtschaftsfaktor Kunsthandel

„Berlin ist der führende Galerienstandort in Europa“ – so lautet das zentrale Ergebnis einer Umfrage, die der Landesverband Berliner Galerien in den vergangenen Monaten durchgeführt hat. Insgesamt 284 von 350 angefragten professionell arbeitenden Kunsthändlern hatten sich beteiligt und Angaben zu Besucherzahlen, Galeriefläche und Kosten gemacht. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Zusammengerechnet verfügen die Galerien über eine reine Ausstellungsfläche von 33 000 Quadratmetern. Im vergangenen Jahr realisierten sie mit 4260 Künstlern exakt 1988 Ausstellungen und produzierten 568 Künstlerkataloge. Die Galerien beschäftigen neben zahlreichen freien auch 432 festangestellte Mitarbeiter, indirekt sichern sie darüber hinaus Arbeitsplätze in Druckereien, Transport- und Aufbauunternehmen, vergeben Aufträge an Kunsthistoriker oder Fotografen und nicht zuletzt stehen die über 4000 Künstler, die in den Galerien ausstellen und ihre Werke verkaufen in „Lohn und Brot“, so die Analyse des Landesverbands. Die Gesamtkosten für Miete, Personal, Messen und Ausstellungen liegen pro Galerie durchschnittlich bei rund 95 000 Euro.

Galerien helfen, innerhalb der Stadt neue Areale zu erschließen, aber ihre Wirkung reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus: Die befragten Galerien verzeichnen zusammen etwa eine Million Besucher, von denen rund die Hälfte nicht aus Berlin stammt. Zudem nehmen 62 der befragten Kunsthändler regelmäßig an nationalen und internationalen Kunstmessen teil, was insbesondere in Berlin wichtig ist, da die gewachsene Struktur potenter Kunstsammler aus dem Umland – wie es sie etwa im Rheinland gibt – fehlt und die Ankaufsetats der Berliner Museen gleich Null gesetzt sind.

Hier setzt der Landesverband an und regt in einem Arbeitspapier die Berliner Politik zur Kooperation an. Konkret wird beginnend im Jahr 2004 die Förderung der Messeteilnahme von zehn jurierten Berliner Galerien in New York und London vorgeschlagen. Die Idee hat sich bereits bewährt: Vorgemacht hat es Nordrhein-Westfalen, das ansässige Kunsthändler bei der Teilnahme an der Paris Photo fördert und so einen erfolgreichen gemeinsamen Messeauftritt ermöglicht.

Ohne Frage: Galerien sind kommerzielle Unternehmen, keine Wohlfahrtsverbände. Dennoch werden sie langfristig Unterstützung brauchen, um den Kunststandort Berlin in der erreichten Qualität erhalten zu können. Die Argumente für die Unterstützung von internationalen Messeteilnahmen überzeugen, dennoch könnte diese Förderung nur ein Anfang sein. Mindestens ebenso wichtig ist es, den Messestandort Berlin zu stützen. Und so lange die Kunst, die in Berlin produziert und in den Galerien ausgestellt wird, kaum Eingang in die hiesigen Institutionen findet, wird sich ihre Lage nicht substanziell ändern. Den Preis dafür zahlt langfristig die Stadt.

Katrin Wittneven

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