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Kultur: 50. Deutscher Filmpreis: Chrom ist dem Glamour äußerst förderlich - Die Verleihung in der Staatsoper

Die Oscar-Verleihung? Für ihn, so diktierte Kulturstaatsminister Michael Naumann es dem Deutschlandradio gestern früh extra noch mal ins Mikrophon, gehöre sie "zweifellos zu den langweiligsten Ereignissen der Filmbranche".

Die Oscar-Verleihung? Für ihn, so diktierte Kulturstaatsminister Michael Naumann es dem Deutschlandradio gestern früh extra noch mal ins Mikrophon, gehöre sie "zweifellos zu den langweiligsten Ereignissen der Filmbranche". Die Verleihung des Deutschen Filmpreises dagegen ... Na, na, na, da hat der Gute aber recht heftig die Werbetrommel gerührt, damit es, so kurz vor der festlichen Zeremonie in der Staatsoper Unter den Linden, auch alle, alle noch mal hörten. Schade, dass bei so viel Vorschusslorbeeren in eigener Sache wenig später signalisiert werden musste, dass eine weitere ministerielle Aktion, das optische Gegenstück zu der Sottise gegen Hollywood, ausfallen würde. Gestern gegen 19 Uhr wollte Minister Naumann mit einer Vespa, hinten drauf Lieselotte Pulver, durchs Brandenburger Tor knattern, frei nach Otto Ludwig Piffl alias Horst Buchholz in "Eins, zwei, drei". Gestern Nachmittag wurde die dekorative Aktion ohne Angabe von Gründen wieder gestrichen - das Wetter, so ist zu vermuten.

Denn während sich im Vorfeld der Verleihung auch alles so zu entwickeln schien wie im Vorjahr - derselbe Ort, dieselbe Zeremonie, fast dieselben Gesichter -, das Wetter sollte nicht so gut mitspielen wie 1999. Schwitzen würden allenfalls die Gäste drinnen, nicht die Zaungäste draußen.

Gegen 18.30 Uhr, so hieß es im fein ausgeklügelten Zeitplan, sollten die Stars heranrollen, in einem von Mercedes-Benz gesponsortem Autocorso, weitgehend neueste Modelle, mit einer Handvoll Oldtimern zur Auflockerung der Optik, die ja durch massenhaft glitzernden Chrom gleich an Erhabenheit gewinnt.

Überhaupt, die Erhabenheit, der Glamour, der Glanz! Man kann davon gar nicht genug bekommen, und um den deutschen Film recht zu würdigen, ist ein einziger Abend viel zu kurz. So wurden denn im Vorfeld reichlich Pappfiguren verschickt, die Statuette ist auf gut zwei Meter gewachsen und mit einer 100-Watt-Birne von innen beleuchtet. Jeder Kinobesitzer, der wollte, konnte sie sich zur Einstimmung auf das Ereignis rechtzeitig kommen lassen, innerhalb kürzester Zeit gingen über 1000 Bestellungen ein. Auch Zeitungsredaktionen wurden mit dem PR-Mittel bedacht, mancher Artikel, der den 50. Deutschen Filmpreis würdigt, entstand also mit der noch namenlosen Preisfigur im Rücken. Ungemein inspirierend!

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