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Kultur: Ab ins Kabinett

Berlins Staatliche Museen präsentieren ihre Umbaupläne für das Kunstgewerbemuseum

Mag sein, das Kulturforum ist besser als sein Ruf. Und vielleicht gehört das Kunstgewerbemuseum ja zu den besonders funktionalen und praktischen Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin. Atmosphäre ersetzt das nicht. Schloss Köpenick, der Ende Mai wiedereröffnete zweite Standort des Kunstgewerbemuseums, erwartet in den nächsten Tagen seinen 100000. Besucher. In dem 1985 nach 19-jähriger Planungs-, Umplanungs- und Bauzeit in Betrieb genommenen Stammhaus am Kulturforum langweilen sich dagegen oft mehr Wärter als Gäste.

An der Sammlung kann es nicht liegen: Von hochkarätiger mittelalterlicher Schatzkunst bis zu den Erzeugnissen unmittelbarer Gegenwart findet sich hier alles, was Rang und Namen hat im Reich von Stuhl, Schrank und Schmuck. Dass die Einrichtung des Kunstgewerbemuseums nach zwei Jahrzehnten auch gedanklich verstaubt und verschlissen ist, fiel spätestens seit der – von Fachleuten durchaus nicht nur gelobten – Neupräsentation höfischer Wohnkultur in Köpenick auf. Außerdem soll am Kulturforum zusätzlich die 2003 erworbene Modesammlung Kamer/Ruf ausgestellt werden. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung lobten die Museen darum noch im Mai einen einstufigen Wettbewerb zur inneren Umgestaltung des Gutbrod-Baus aus. Aus über 100 Bewerbern wurden sieben Büros ausgewählt, die nun ihre Ergebnisse präsentieren.

Am Kulturforum denkt man in pragmatischen, ja bescheidenen Schritten. Priorität, so macht Generaldirektor Peter-Klaus Schuster noch einmal unmissverständlich klar, hat weiter die Museumsinsel. Nur 1,85 Millionen Euro – ein Restbetrag aus Sondermitteln für die „vereinigungsbedingte Zusammenführung der Sammlungen“ – stehen derzeit für das Kunstgewerbemuseum bereit. Damit werden die ersten Preisträger, das Architekturbüro Kühn Malvezzi aus Berlin, das auch den Umbau der Rieck-Hallen für die Sammlung Flick verantwortet, nur einen Teil ihres Projekts umsetzen können. Gemeinsam mit den Grafikdesignern von Double Standards schlagen sie als ersten Schritt die chronologische Neuordnung der Sammlung auf vier Ebenen vor: ein Aufstieg vom Mittelalter bis zur Moderne. Durch eingestellte Kabinette, eine Art begehbare Großvitrinen, sollen die konturlos fließenden Räume und Ebenen rhythmisiert werden. Ende 2007 könnte im Inneren alles umgekrempelt sein.

Das Elend der Zugangsebenen ist damit nicht gelöst. Derzeit betritt man den Bau an versteckter Stelle auf der so genannten Piazzetta, um in einem niedrigen Zwischengeschoss zu landen. Kühn Malvezzi sehen, wie auch die Zweitplatzierten Landau + Kindelbacher aus München, einen neuen gläsernen Foyerkubus vor. Doch der wird erst nach dem von Senatsbaudirektor Hans Stimmann gemeinsam mit den Museen geplanten Abriss der Piazzetta sinnvoll zu verwirklichen sein. Dafür aber fehlt das Geld. Das Kulturforum ist eine ewige Baustelle – und wird es wohl bleiben.

Kulturforum, Eingangshalle. Bis 16. Januar, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-22 Uhr.

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