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George MacKay als Schofield in einer Szene des Films "1917".

© François Duhamel/Universal Pictures/dpa

Academy Awards 2020: Das sind die Favoriten bei der Oscar-Gala

Alle Welt streamt, Hollywood vergewissert sich seiner selbst. Die Favoriten „1917“, „Joker“ und „The Irishman“ sind maskuline Heldengeschichten.

Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem der einst mächtige US-Filmproduzent Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen in New York vor Gericht steht, ist die Oscar-Anwärterriege von Männerfilmen dominiert. Während die #MeToo-Bewegung samt Quotenforderungen Wirkung zeigt, findet sich bei den Regie-Nominierungen mal wieder keine einzige Frau. Nicht einmal Greta Gerwig, deren Klassiker-Remake „Little Women“ immerhin bei den besten Filmen antreten darf. Auf die #OscarsSoWhite-Kampagne folgt der #OscarsSoMale-Protest.

[Wer räumt die begehrtesten Filmpreise der Welt ab? Wir sind in der Nacht von Sonntag auf Montag mit einem Liveblog bei der Oscar-Gala dabei. Hier geht's ab 23 Uhr so richtig los.]

Bei der Oscar-Gala in der Nacht von Sonntag auf Montag läuft es auf ein Duell zwischen Sam Mendes’ Weltkriegsfilm „1917“ und Todd Phillips’ Psychothriller „Joker“ hinaus. Seit den Golden Globes hat „1917“ so ziemlich sämtliche Preise in der englischsprachigen Filmwelt gewonnen, während Joaquin „Joker“ Phoenix’ psychotischer Rachefeldzug gegen das Establishment als Publikumsfavorit gilt.

Mit elf Nominierungen führt er die Kandidatenliste an, gefolgt von je zehn Nennungen für „1917“, Scorseses „The Irishman“ mit Robert De Niro als Mafia-Greis im Rollstuhl und Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“, der den Rückblick schon im Titel trägt. Ausnahmslos Filme, die männliche Heldentaten, maskuline Genres und die guten alten Studiozeiten beschwören. Alle Welt streamt, Hollywood vergewissert sich seiner selbst – womöglich zum letzten Mal.

Männliche Heldentaten, maskuline Genres

Aber die Sache ist vertrackt. Quentin Tarantino, der endlich mal einen Regie- oder Bester-Film-Oscar verdient hätte, wurde erheblich von Harvey Weinstein gefördert. Scorseses Dreieinhalbstundenwerk ist eine Netflix-Produktion: Der Meister wettert über Franchising-Studios wie Marvel, nennt deren Filme „Themenparks“. Schon deshalb dürfte sein „Irishman“ keine Chance haben.

Bei Noah Baumbachs brillantem Ehedrama „Marriage Story“, ebenfalls Netflix, haben wohl nur die Darsteller gute Aussichten. Oscars für Scarlett Johansson, Adam Driver und die umwerfende Laura Dern als Nebendarstellerin wären das Mindeste.

Bleibt noch „Parasite“, Bong Joon Hos koreanischer Horrorfilm über die Kluft zwischen Arm und Reich. Aber vermutlich ereilt die sechsfach nominierte Auslandsproduktion das gleiche Schicksal wie 2019 Alfonso Cuaróns Mexiko-Drama „Roma“ und er gewinnt den Auslands-Oscar.

Wenigstens stammt „Parasite“ nicht von Netflix: Vielleicht traut sich die Academy ja was und trägt der Globalisierung des Kinos Rechnung. Wobei auch „Joker“ den Wahnsinn von heute verdammt gut zeigt. Bei der Verleihung der britischen Baftas rechnete Phoenix übrigens mit der Branche ab: zu viel Rassismus, zu wenig Diversität.

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