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Kultur: "Ach - Nach Kleist": Brustlos - Theater von der "kerkhof-produktion"

Diese neuen Trinkwasserbehälter in hellblau-weißer Light-Ästhetik, die neuerdings in Arztpraxen oder verwandten Einrichtungen herumstehen. Zwei davon sind derzeit in einer Ecke des kahlen, weitläufigen Bühnenraums des Theaters am Halleschen Ufer zu sehen.

Diese neuen Trinkwasserbehälter in hellblau-weißer Light-Ästhetik, die neuerdings in Arztpraxen oder verwandten Einrichtungen herumstehen. Zwei davon sind derzeit in einer Ecke des kahlen, weitläufigen Bühnenraums des Theaters am Halleschen Ufer zu sehen. In einer anderen ein gediegenes Sofamöbel, rehbraun. In wieder einer anderen: ein langer, weißer Küchentisch umstellt von einigen Stühlen. Im Hintergrund drei kleine Bäumchen in Terrakotta-Töpfen. Wir sind in der Gegenwart. Und da herrscht Durcheinander. Bevor die Akteure der "kerkhof-produktion" auftreten und "Ach - Nach Kleist" spielen, ist dieses Durcheinander noch überschaubar. Sobald sie aber auftreten, hat es auch mit der letzten Ordnung ein Ende. Von jetzt an regiert Verwirrung der Geister und Körper. "Ach - Nach Kleist" ist eine Inszenierung von Regisseur Ingo Kerkhof (wieder am 30., 31. 1. u. 1. - 4. 2., jeweils 20 Uhr). Er und sein Team haben sich mit einigen sehenswerten Theater-Performances in die vorderen Reihen der deutschen Off-Szene gespielt. Ihrem ersten Kleist-Projekt dient dessen "Penthesilea" als Grundlage. Objekt desselben sind "Menschen, die wollen, aber nicht können - können, aber nicht wissen, wie." Das bewusst Vertrackte dieser Programmheft-Syntax übersetzt Kerkhofs Ensemble in wunderbar verrückte Sprach- und Körperhandlungen. Als Handlungsfolie darunter: Penthesileas zerstörerische, von Hass und Liebe getriebene Jagd nach Achilles. Aber die wird buchstäblich zerstückelt: von zahllosen Menschen, die nicht mehr richtig miteinander sprechen können, weil ihnen ständig die eigenen Wörter und Körper außer Kontrolle geraten. Kleist, selbst ein Nervöser, hätte daran gewiss seinen Gefallen gehabt.

Alexander Haas

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