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Kultur: Ad Alibitum

Metropol-Theater: Lutz von Pufendorf trifft auf Alice StröverLutz von Pufendorf ist ein höflicher Mensch.Er läßt Alice Ströver von den Berliner Grünen aussprechen.

Metropol-Theater: Lutz von Pufendorf trifft auf Alice StröverLutz von Pufendorf ist ein höflicher Mensch.Er läßt Alice Ströver von den Berliner Grünen aussprechen.Er lehnt sich einen Moment im Sessel zurück - und schnellt plötzlich nach vorne ans Mikrofon."Das ist eine Ungeheuerlichkeit, die ich strikt zurückweise!" Gewisse Dinge gehen dem Kultur-Staatssekretär dann doch zu weit.Den Vorwurf der Abgeordneten Ströver vom "gemeinschaftlichen Todschlag" der Kulturverwaltung im Fall des Berliner Metropol-Theaters will er weder auf sich noch auf seinem Senator Peter Radunski sitzen lassen: Nicht ohne zuvor darauf hinzuweisen, was für ein äußerst friedliebender Zeitgenosse er eigentlich sei, erlaubt er sich heute einmal zu explodieren.Die Frau Abgeordnete sei da mit ihrer Miss Marple-Methode (siehe Tagesspiegel vom 27.4.) wohl doch etwas zu weit gegangen.Wenn sie sich zukünftig mit Vorwürfen der vorsätzlichen Pleitemacherei nicht zurückhalte, könne er übrigens auch "mit härteren Bandagen" kommen.Und dann breitet er sein Alibi vor den erstarrten Mitgliedern des Kulturausschusses im Berliner Abgeordnetenhauses aus - und das seines Senators gleich dazu.Ein lupenreines Alibi - wie im besten Krimi: Aus der Tatsache beispielsweise, erklärt Pufendorf, daß Kollo seit Januar 1997 mehr Geld für sein Haus forderte, hätte niemand ableiten können, daß er mit der bewilligten Summe nicht auskommen würde.Ebensowenig wie aus dem Umstand, daß der Tenor bereits in den ersten sechs Monaten 21 Millionen der ihm zustehenden Subventionssumme von 29,9 Millionen Mark verbrauchte - schließlich verbrauchten ja auch die anderen Musiktheater der Stadt regelmäßig im ersten Halbjahr zwei Drittel ihres Jahresbudgets.Von Januar bis Juni seien schließlich die "Besucherdellen" immer besonders heftig spürbar.Aha.Und überhaupt: Von Mißwirtschaft im Hause Kollo gäbe es "keine Spur".Deshalb sei der Senat auch nicht verpflichtet gewesen, nach Atrikel 8 des Pachtvertrages ("Erkenntnis von Mißwirtschaft") aktiv einzuschreiten.Und außerdem habe Radunski ja auch gehandelt, indem er die Zuwendungen zuerst auf Monatsraten umstellte und dann nur noch gegen Vorlage von Rechnungen Geld herausrückte.Und was schließlich die Meinung des Bühnenschiedgerichts anging, die Metropol-Mitarbeiter seien weiterhin beim Land Berlin beschäftigte, so sei es doch - ohne jetzt grob fahrlässig "Gerichtsschelte betreiben zu wollen" - äußerst fraglich, "ob sich diese Rechtsauffassung auch in den höheren Instanzen halten kann." Dann lehnt sich der gelernte Rechtsanwalt Lutz von Pufendorf wieder in seinem Sessel zurück, der Kulturausschußvorsitzende schaut auf die Uhr und verkündet das Ende der Sitzung.Die nächste Folge sehen Sie am Montag, dem 4.Mai. F.H.

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