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Kultur: Ägyptens Botschafterin

Eine

von Bernhard Schulz

So regelmäßig wie Ausstellungen ägyptischer Kunst kommt die Forderung, die Büste der Nofretete nach Ägypten zurückzuführen. In der vergangenen Woche, bei der Eröffnung im Gropius-Bau, war es wieder einmal so weit – durchaus zur Überraschung von Ägyptens Präsident Mubarak, der sich derlei nie zu eigen gemacht hat. Es gibt noch so ein paar Dauerbrenner im internationalen Kulturbetrieb, am prominentesten die Forderung auf Rückgabe des Parthenon-Frieses, den die beati possidentes aus England hartnäckig als Elgin Marbles bezeichnen. Dann – zweites, stets wiederkehrendes Berliner Beispiel – den Pergamon-Altar. Und wer weiter ausholen will, darf daran erinnern, dass längst nicht alle von Napoleons Beutestücken nach 1815 den Weg aus dem Louvre in ihre Heimat zurückgefunden haben. Ach, wenn man sich überhaupt in den Museen dieser Welt umschaut, gibt es vieles, das sich heutzutage gut auch in den jeweiligen Herkunftsländern vorstellen ließe.

Bei der Nofretete allerdings liegen die Dinge glasklar. Sie ist auf rechtmäßigem Wege nach Berlin gekommen, finanziert von dem wohl größten Mäzen, den die Berliner Museen je hatten: James Simon. Was dieser Transfer für Kenntnis und Wertschätzung altägyptischer Kunst bewirkt hat, lässt sich kaum ermessen. Jede Erwerbung von Kulturgütern über die Grenzen hinweg hilft, unser Verständnis zu vertiefen – und oft, wie im Falle des Pergamon-Altars, das gute Stück überhaupt zu retten. Dass sich das Völkerrecht heute sehr viel deutlicher zu Eigentumsfragen äußert, als dies zu Zeiten der Entstehung der großen Museen der Fall war, steht dazu nicht im Widerspruch. Nur – die Nofretete hält diesen strengen Kriterien stand, seit 1913 und in alle Zukunft.

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