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Kultur: Afghanistan: Isoliert - aber nicht allein

Das Taliban-Regime ist - besonders nach den UN-Sanktionen vom letzten Dezember - weltweit weitgehend geächtet. Auch von der Mehrheit der islamischen Staaten, die im März, als die Taliban die Buddhas zerstörten, vehement protestierten, weil sie - zu Recht - befürchteten, dadurch würde der Islam international weiter diskreditiert.

Das Taliban-Regime ist - besonders nach den UN-Sanktionen vom letzten Dezember - weltweit weitgehend geächtet. Auch von der Mehrheit der islamischen Staaten, die im März, als die Taliban die Buddhas zerstörten, vehement protestierten, weil sie - zu Recht - befürchteten, dadurch würde der Islam international weiter diskreditiert. Regierungen von Staaten mit überwiegend muslimischer Bevölkerung haben für ihre Aversion gegenüber den Taliban zudem auch handfeste innenpolitische Gründe: radikale und fundamentalistische islamische Bewegungen im eigenen Lande, die durch die militärischen Erfolge der Taliban neuen Auftrieb erhalten. Vor allem in Staaten mit Demokratiedefiziten, wo die Machthaber durch verfehlte Minderheitenpolitik, wie in Tschetschenien, oder brutalste Unterdrückung jeder Opposition, wie in den zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken die "grüne Gefahr" in erster Linie selbst heraufbeschworen.

Paradebeispiel ist die "Islamische Bewegung Usbekistans", die Präsident Islam Karimow den Heiligen Krieg erklärt hat und sich unter dem Schutz der Taliban in Afghanistan zur inzwischen dritten bewaffneten Invasion in Usbekistan und Kirgisien rüstet. Die verunsicherten Regime reagieren mit Massenterror. Das, potenziert durch eine katastrophale Wirtschaftslage, verschafft den Islamisten inzwischen rasanten Zulauf in breiten Bevölkerungsschichten. Teheran liegt mit den Taliban aus ähnlichen Gründen im Clinch. Diese rüsten Glaubensbrüder aus sunnitischen Randgruppen, die im schiitischen Iran legaler Artikulation weitgehend beraubt und dadurch radikalisiert sind, heimlich auf. Teheran wirft den Taliban außerdem vor, das Land als Korridor für den Drogenschmuggel zu nutzen. Auch Pakistan hat seine Unterstützung für die Taliban erheblich reduziert. Zum einen wegen drohender internationaler Isolation, zum anderen wegen der von den Taliban verfochtenen Idee eines Groß-Paschtunistans, bei dem Islamabad seine Nordwestgebiete an Afghanistan verlieren würde. Uneingeschränkt unterstützt wird das Regime nur von Saudi-Arabien. Nach Schätzungen beläuft sich der jährliche Kriegsetat der Taliban auf 100 Millionen US-Dollar.

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