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Kultur: Afrika-Solo

Gregory Maqoma beim „Tanz im August“

Von Sandra Luzina

„Ich bin ein afrikanischer Tänzer. Ich verkaufe exotische Geschichten, um zu überleben“, sagt Gregory Maqoma mit schöner Ironie. Denn in seinem Solo „Beautiful Me“, das in der Schaubühne zu sehen war, stellt der südafrikanische Choreograf keine Exotik aus – und driftet auch nicht in die Selbstbespiegelung ab.

Für „Beautiful Me“ hat er drei berühmte Kollegen gebeten, Tanzsequenzen für ihn zu entwickeln: Akram Khan, Vincent Mantsoe und Faustin Linyekula sind alle Grenzgänger zwischen den Kulturen. Wie Maqoma sich dieses in Stil und Ausdruck sehr unterschiedliche Material aneignet, wie er es verschmilzt zu eben jenem „Beautiful Me“, ist berückend. Mit einem Fingerzeig, einem Auftippen des Fußes öffnet er neue Räume, eine indisch inspirierte Haltung verbindet er mit einem wiegenden afrikanischen Gang.

Um zu wissen, wer wir sind, brauchen wir den Austausch mit anderen. Maqoma sucht ständig den Dialog, er führt imaginäre Zwiegespräche: mit dem eigenen Vater, mit den drei Choreografen, mit dem Publikum – und den vielen, die „wir nicht sehen“. Auch der Schriftsteller Wole Soyinka kommt zu Wort und betont: „Die Vergangenheit ist nicht tot.“ Und wenn Maqoma die Namen afrikanischer Herrscher ausspricht, die auf schreckliche Weise Geschichte geschrieben haben, dann stellt das eine Art Exorzismus dar.

Hinreißend ist auch das Zusammenspiel mit den vier Musikern an Sitar, Violine, Cello und Percussion, die mit ihren ungewöhnlichen Klängen den Tänzer anfeuern – umgekehrt gibt er ihnen immer neue Rhythmen vor.

Gregory Maqoma, ein Tänzer von außergewöhnlicher Sensibilität, schreibt sie weiter fort, seine Überlebensgeschichte – und hat dem „Tanz im August“ endlich wieder einen Höhepunkt beschert. Sandra Luzina

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