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Daniel Craig fährt im neuen Bond-Film "Keine Zeit zu sterben" wieder den berühmten Aston Martin DB5.

© Nicola Dove/dpa

Agent zwischen Buchdeckeln: Wie 007 mal 90 000 Dosen Sprudel leerte

Mit Vollgas im Dienste Ihrer Majestät: Zwei Bücher erinnern an James Bonds alte Autos und komische Szenen in seinen Filmen.

Als Billy Wilder 1961 seine Komödie „Eins, zwei, drei“ um den Leiter der Berliner Coca-Cola-Niederlassung drehte, dürfte er kaum geahnt haben, was ein Regisseur mit der braunen Brause sonst noch alles anstellen könnte – und in welchen Mengen. Fast 32 000 Liter sollen im Spätsommer 2019 auf den Straßen der süditalienischen Stadt Matera ausgegossen worden sein, um für eine wilde Verfolgungsjagd im neuen Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ den eingesetzten Fahrzeugen die nötige Bodenhaftung zu verleihen: Vorneweg ein Oldtimer, der gewohnte silberne Aston Martin DB5 von Geheimagent 007, an dessen Heck sich unter anderen ein Jaguar XF, eine Triumph Scrambler 1200 XE und als Kamerawagen ein Mercedes ML 63 heften. Die süße Brühe, vermischt mit dem Abrieb der Reifen, verursachte eine erhebliche Schweinerei, die mühsam vom Asphalt abgeschrubbt werden musste.

Bond fuhr sogar mal Bentley

Nach und nach sickerten trotz aller offiziellen Geheimnistuerei dann doch Details aus dem neuen 007-Abenteuer mit dem scheidenden Hauptdarsteller Daniel Craig durch. Die Coca-Cola-Anekdote etwa kann man in dem parallel zum Filmstart am Donnerstag erscheinenden Buch „Motorlegenden – James Bond 007“ des Filmjournalisten Siegfried Tesche nachlesen. Es ist bereits der zweite Band, in dem sich der ausgewiesene Bond-Experte mit den meist PS-starken Fahrzeugen seines MI6-Helden befasst, ihrem Einsatz in den Filmen und der Werbung wie auch ihrem Verbleib. Der erste Band erschien 2020 im Vorfeld der coronabedingt verschobenen Premiere von „Keine Zeit zu sterben“ und behandelte die berühmtesten Bond-Autos, etwa den erstmals mit Sean Connery in „Goldfinger“ eingesetzten DB5 oder den sogar tauchfähigen, von Roger Moore gefahrenen Lotus Esprit aus „Der Spion, der mich liebte“. Die Autos und Motorräder, denen Tesche sich diesmal widmet, vom Bentley in der frühen Bond-Parodie „Casino Royale“ bis zum Aston Martin DBS im gleichnamigen ersten 007-Einsatz Daniel Craigs, sind allerdings nicht weniger spektakulär. Das gilt gleichermaßen für ihre Stunt-Einsätze wie mitunter mehr noch für die mit ihnen verbundenen Werbekampagnen.

Siegfried Tesche: Motorlegenden – James Bond 007 - Ein Bond ist nicht genug. Motorbuch Verlag, Stuttgart. 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 29,90 Euro (ab 30.9. im Buchhandel)
Siegfried Tesche: Motorlegenden – James Bond 007 - Ein Bond ist nicht genug. Motorbuch Verlag, Stuttgart. 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 29,90 Euro (ab 30.9. im Buchhandel)

© Motorbuch Verlag

Man nehme nur die Szene aus „GoldenEye“, in der Pierce Brosnan mit einem Sowjetpanzer des Typs T-55 – mit 36 Tonnen sicher Bonds schwerstes Fahrzeug – in St. Petersburg durch einen mit 90 000 Dosen Perrier beladenen Laster pflügt. Sie wurden danach sorgsam wieder eingesammelt, „da die Firma vermeiden wollte, dass mit den beteiligten Dosen, ob beschädigt oder unversehrt, nach dem Dreh Geschäfte gemacht werden“, weiß Tesche.

Der Sowjetpanzer aus "James Bond 007 - GoldenEye", gelenkt von Pierce Brosnan, war Bonds schwerstes Fahrzeug.
Der Sowjetpanzer aus "James Bond 007 - GoldenEye", gelenkt von Pierce Brosnan, war Bonds schwerstes Fahrzeug.

© United Artists/aus "James Bond - Ein Bond ist nicht genug" (Motorbuch Verlag)

Als Product Placement gab der T-55 nichts her, einen Panzer konnte sich der durchschnittliche Bond-Fan schwerlich kaufen, anders als den ebenfalls in „GoldenEye“ von Bond gelenkten BMW Z3. Der Roadster hatte einen ausgesprochen unspektakulären Auftritt, die von Waffenmeister Q versprochenen „Stinger-Raketen hinter den Scheinwerfern“ bekam man nicht mal zu sehen. Dennoch galt laut dem Branchenmagazin „Hollywood Reporter“ und dem Buch „Product Placements“ von Kinney/Sapolsky „die Platzierung des Z3 als eine der erfolgreichsten in der Filmgeschichte“, wie Tesche schreibt. Und dies trotz anfänglicher Schreckensbekundungen in der britischen Boulevard-Presse, dass Bond erstmals einen Dienstwagen aus deutscher Produktion fahren sollte.

Der BMW kam per Hubschrauber nach Tempelhof

Der Film und eine ausgeklügelte Werbekampagne spülten solche Einwände rasch beiseite, für die „Harvard Business Review“ waren deren Eckpunkte „die nahezu perfekte Vereinigung zwischen dem James Bond Film GoldenEye und dem Z3 Roadster“. Während einer von BMW organisierten Gala-Vorstellung auf dem Berliner Flughafen Tempelhof schwebte sogar als Höhepunkt ein Exemplar des Wagens am Haken eines russischen Hubschraubers ein, während aus den Boxen Tina Turners Titelsong dröhnte.

Bei den Dreharbeiten zu "James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug" durfte Pierce Brosnan als James Bond einen BMW Z8 fahren.
Bei den Dreharbeiten zu "James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug" durfte Pierce Brosnan als James Bond einen BMW Z8 fahren.

© BMW/aus "James Bond 007 - Ein Bond ist nicht genug" (Motorbuch Verlag)

In den für die Filmproduzenten und Autobauer besonders wichtigen Märkten USA, Deutschland und Japan waren Kino- und Verkaufsstart koordiniert worden. Nicht auszudenken, wenn damals eine Pandemie das Geschäft verhagelt hätte. Dass für „Keine Zeit zu sterben“ wegen des Lockdowns Szenen nachgedreht werden mussten, weil beispielsweise Partner Nokia längst neue Modelle auf den Markt gebracht hatte, war ärgerlich, aber kein Drama. Doch Bond im schon fertigen Film das Auto wegnehmen und durch ein neues ersetzen? Undenkbar!

Siegfried Tesche: 007 - Ein Quantum Humor. Skurriles Wissen und lustige Fakten aus 60 Jahren James Bond. Lappan Verlag, Oldenburg/Hamburg. 144 Seiten, 12 Euro
Siegfried Tesche: 007 - Ein Quantum Humor. Skurriles Wissen und lustige Fakten aus 60 Jahren James Bond. Lappan Verlag, Oldenburg/Hamburg. 144 Seiten, 12 Euro

© Lappan Verlag

Doch für alle Fälle durfte Pierce Brosnan in „GoldenEye“ auch den silbernen DB5 lenken, woran Bond-Spezialist Tesche in seinem ebenfalls zum Filmstart veröffentlichten Buch „007 – Ein Quantum Humor“ erinnert. Ein für ihn offenkundig ungewohntes Auto: Der Schauspieler bemerkte bei der nur kurzen Fahrt „einen unangenehmen, stechenden Geruch“. Er war mit angezogener Handbremse gefahren. Bond wäre das nie passiert.

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