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Akademie der Künste: Muschg erklärt Rücktritt

Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg hat am Freitag auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Berliner Akademie der Künste offiziell seinen Rücktritt als Akademie-Präsident erklärt.

Berlin - Ein Nachfolger soll erst auf der regulären Frühjahrsmitgliederversammlung am 28./29. April gewählt werden, teilte die Akademie mit. Namen wurden bisher offiziell nicht mitgeteilt. Bis zur Neuwahl wird Vizepräsident Matthias Flügge die Amtsgeschäfte führen. Weitere Einzelheiten will Flügge auf einer Pressekonferenz an diesem Sonntag (10.30 Uhr) nach Abschluss der Mitgliederversammlung mitteilen, die auch die neue Satzung diskutierte, die dann Ende April beschlossen werden soll.

Der 71-jährige Muschg hatte wegen «unüberbrückbarer Differenzen» über die neue Satzung innerhalb der vom Bund getragenen Künstlersozietät am 15. Dezember überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Seine dreijährige Amtszeit wäre regulär erst auf der nächsten Frühjahrsmitgliederversammlung zu Ende gegangen.

Muschg übte am Freitag noch einmal herbe Kritik an der Akademie, die erst im vergangenen Mai ihren problematischen Neubau am Pariser Platz bezogen hatte. Die Berliner Akademie sei eine regionale Akademie, sagte er im 3sat-Magazin «Kulturzeit». Sie sei mit dem nationalen Anspruch überfordert, müsse ihn aber einlösen, wenn sie sich am Brandenburger Tor zeige. Darin liege «in einem Satz das Grundproblem», meinte Muschg. «Die Akademie hat nicht begriffen, dass sie nicht nur eine Erweiterung, sondern tatsächlich einen quantitativen Sprung gemacht hat mit diesem Neubau am Pariser Platz.»

Der Schriftsteller erneuerte auch seine Kritik an der seiner Meinung nach mangelnden öffentlichen Präsenz der Akademie bei gesellschaftspolitischen Debatten wie zum Beispiel jetzt im Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen. «Solche Themen müsste die Akademie wittern!»

Auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat die Akademie am Freitag wie zuvor schon der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bei der Eröffnung des Neubaus am Pariser Platz ermuntert, sich in politischen Debatten einzumischen und die Politiker auch zu beraten. Sie sollte zu Diskussionen anregen, meinte Neumann, «auch wenn sie unbequem sind oder gerade weil sie unbequem sind», sagte Neumann im Inforadio des RBB. «Das kann man aber nur, wenn man nicht zerstritten ist.» Die Akademie könne eine «ganz wichtige Rolle für die Kultur in Deutschland spielen und deswegen müssen wir diese Satzungsprobleme lösen». (tso/dpa)

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