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Kultur: Akademikerschwund: An den Hochschulen werden die Studenten knapp

An den deutschen Hochschulen werden die Studenten knapp. Während heute noch pro Jahr 308 000 junge Leute ein Studium aufnehmen, sinkt diese Zahl bis zum Jahr 2015 voraussichtlich um elf Prozent auf 274 000.

An den deutschen Hochschulen werden die Studenten knapp. Während heute noch pro Jahr 308 000 junge Leute ein Studium aufnehmen, sinkt diese Zahl bis zum Jahr 2015 voraussichtlich um elf Prozent auf 274 000. Dies zeigt die neueste, noch unveröffentlichte Absolventen-Prognose der Kultusministerkonferenz. Die Kultusminister registrierten mit Sorge, dass der Grund für diese Entwicklung nicht im Geburtenrückgang liegt, sondern ausschließlich darin, dass sich immer weniger junge Leute für ein Studium entscheiden.

Anfang der 90-er Jahre gingen noch 82 Prozent der Abiturienten zur Hochschule, heute nur noch 68 Prozent. In anderen Industrienationen ist das anders. Während hierzulande nur 28 Prozent eines Altersjahrgangs studieren, sind dies in anderen wichtigen Industrieländern schon 40 Prozent und mehr, wie die OECD-Statistik ausweist. Auch Länder wie Polen haben Deutschland überholt. Zur geringen Anziehungskraft der deutschen Hochschulen kommt ab 2008 noch der Geburtenrückgang hinzu. Die Studentenzahlen sinken dann deutlich unter das heutige Niveau.

Die Statistiker der Kultusminister rechnen allerdings auch vor, wie es anders aussehen kann: Wenn wie früher 70 bis 80 Prozent der Abiturienten studieren würden, gäbe es an den Hochschulen noch einmal einen deutlichen Push bei den Studentenzahlen. Für die Studienentscheidung sind die Arbeitsmarktperspektiven und vor allem die Einkommenserwartungen ausschlaggebend, heißt es in dem KMK-Papier. Doch schon heute fehlen Tausende von Informatikern und Lehrern. Ingenieure werden knapp, die Qualifikationsanforderungen auf dem Arbeitsmarkt steigen, und die Green Card-Debatte wirft ihre Schatten auf fast alle Branchen. Auch an den Schulen ist der Fachkräftemangel angekommen. Wenn in den nächsten zehn Jahren jeder zweite Pädagoge in Pension geht, fehlt auch dort Nachwuchs. Die Länder werben sich bereits gegenseitig Lehrer in den Mangelfächern ab. Nun haben sich die Kultusminister darauf verständigt, dies wenigstens während des laufenden Schuljahres zu lassen. Auch Hessen, das mit seiner bundesweiten Anwerbeaktion für Streit in der Kultusministerrunde gesorgt hatte, hat nun eingelenkt. Ein bundesweiter Arbeitsmarkt soll für Lehrer entstehen mit geringeren Hürden bei einem Wechsel. Über zusätzliche Anreize wird nachgedacht. Heute konkurrieren die Schulen in Naturwissenschaft und Technik mit der Wirtschaft um die Fachlehrer. Gleichzeitig herrscht in einigen Fächern und Schultypen noch immer Arbeitslosigkeit, so im Grundschulbereich oder beispielsweise bei Deutschlehrern.

Alle Arbeitsmarktprognosen und auch die Green Card-Debatte zeigen, dass der Arbeitsmarkt immer mehr hoch qualifizierte Arbeitskräfte braucht. Wenn der Bildungspolitik bei den Studentenzahlen keine Kehrtwende gelingt, war die Green Card-Initiative erst der Anfang für einen massiven Import hochqualifizierter Arbeitskräfte. Das ist neu in Deutschland, das bisher eher Arbeitskräfte für wenig qualifizierte Berufe angeworben hat.

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