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Kultur: Akademikerschwund: "Die Signale vom Arbeitsmarkt sind entscheidend"

Harald Schomburg (49) ist Bildungsforscher am wissenschaftlichen Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung der Universität Kassel. Herr Schomburg, wovon hängt es ab, ob sich ein Abiturient zum Studium entschließt?

Harald Schomburg (49) ist Bildungsforscher am wissenschaftlichen Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung der Universität Kassel.

Herr Schomburg, wovon hängt es ab, ob sich ein Abiturient zum Studium entschließt?

Das Studium muss finanzierbar sein, es muss zu den fachlichen Interessen der Abiturienten passen, und es soll Chancen für eine spätere Berufstätigkeit eröffnen. Und dabei spielen auch Arbeitsmarktüberlegungen eine große Rolle. Wenn ein Studium nicht als Garant dafür angesehen wird, später einen zufrieden stellenden Arbeitsplatz zu finden, dann setzen viele eher auf Sicherheit und machen erstmal eine Berufsausbildung. Nach der Ausbildung entschließen sich dann doch noch manche für die Aufnahme eines Studiums.

Derzeit ist wieder einmal davon die Rede, dass die Zahl der Studienanfänger sinkt, und zwar nicht auf Grund der Geburtenrate.

Die Signale vom Arbeitsmarkt waren bis vor kurzem nicht so positiv. Bis 1998 hat es gute Gründe gegeben, angesichts vieler negativer Schlagzeilen über Akademiker-Arbeitslosigkeit, auf ein Studium zu verzichten. Das hat sich durch die Debatte über den Mangel an Fachkräften umgekehrt. Deshalb müssten die Zahlen eigentlich bald wieder steigen.

Warum schwanken Angebot und Nachfrage auf dem Akademikermarkt so stark?

Ein Beispiel: In den Siebzigern waren viele Lehrer ausgebildet worden, die in den 80er Jahren dann keine Stelle in ihrem Beruf fanden. In den Zeitungen stand viel über Lehrer, die Taxi fahren oder arbeitslos sind. So etwas schreckt die nächste Generation von Studienanfängern ab, sie suchen sich andere Fächer oder Studiengänge, zum Beispiel mit Magister- statt Lehramtsabschluss - mit dem Effekt, dass Jahre später möglicherweise zu wenig Absolventen des Lehramtsstudiums da sind. Ähnlich ist es im Maschinenbau. Mitte der 90er Jahre gab es auf Grund schlechter Konjunktur viele arbeitslose Ingenieure. Das wurde allgemein bekannt. Daraus folgte das Sinken der Anfängerzahlen in diesem Fach. Heute gibt es zu wenige Absolventen.

Wie viel Prozent eines Jahrgangs studieren eigentlich? Wie man hört, sind wir im europäischen Vergleich ziemlich abgeschlagen.

Das stimmt. In Deutschland sind es etwa 30 Prozent eines Jahrgangs, die ein Studium aufnehmen. Zum Vergleich: In den USA oder Japan sind es etwa 50 Prozent. Es kommt aber auch darauf an, wie man rechnet. In manchen Ländern werden Ausbildungen als Teil des Hochschulwesens angesehen, die in Deutschland nicht dazugehören. Es ist klar, dass die Prozentzahlen dann in anderen Ländern höher liegen.

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