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Klein und gemütlich: der Kinosaal. Warum nicht ein Buch zugute führen, bevor der Film abrollt?

© dpa

Aktuelle Bücher über die Magie des Films: Mit Kafka im Kino

Von Filmen, Briefen und Detektiven: Über besondere Filmbücher und weitere literarische Leckerbissen.

Nach der Berlinale ist vor der Berlinale, und die Filme laufen ja weiter, nach wie vor. Wer aus dem Kinodunkel auftauchend etwas übergreifend erhellende Reflexionen sucht, der hat es auf dem aktuellen Buchmarkt nicht leicht. Immer wieder gibt es mal Schauspieler- und Regisseursmemoiren, von Ingmar Bergman bis Marcel Ophüls, man findet einige informative Bildbände wie bei Schirmer/Mosel zu Fassbinder. Filmhistorische Klassiker aber sind zum Teil nur noch antiquarisch und bei Amazon erhältlich: etwa Lotte Eisners „Dämonische Leinwand“, Siegfried Kracauers berühmte Studie „Von Caligari zu Hitler“, Rudolf Arnheims 1974 neu aufgelegtes Werk „Film als Kunst“ (von 1932) oder Georges Sadouls 1955 zuerst in Frankreich erschienene „Geschichte der Filmkunst“.

Ähnliches gilt für François Truffauts hochspannende, anschauliche Gespräche mit dem großen Kollegen Alfred Hitchcock (deutsch als Heyne-Taschenbuch 1973: „Wie haben Sie das gemacht, Mr. Hitchcock?“). Aber es kommen auch gute Nachrichten wie die von der erweiterten Neuauflage von Hanns Zischlers wunderbar detektivischer Betrachtung „Kafka geht ins Kino“ (Galiani Verlag Berlin, 216 Seiten, 39,90 €). Der Clou: Es liegt eine DVD mit Filmszenen bei, die Kafka einst sah und die seine eigene Bilder- und Motivwelt mit animiert haben.

Kontinuierlich engagiert sich zudem der Berliner Alexander Verlag für besondere Theater- und Filmbücher. Vor einem Jahr erfuhr man so Einblicke in die enigmatische Arbeit von David Lynch („Catching the Big Fish: Meditation Kreativität Film“, 168 Seiten, 14,90 €). Und kürzlich haben es die Herausgeber Margrit Tröhler und Jörg Schweinitz, unterstützt von einer Schweizer Stiftung, geschafft, einen prallen Hardcoverband vorzulegen unter dem Titel „Die Zeit des Bildes. Französische Intellektuelle, Künstler und Filmkritiker über das Kino“ (Alexander Verlag, 768 Seiten, 29,90 €). Frankreich und Deutschland vor der NS-Zeit waren die Länder mit den Pionieren der Filmgeschichtsschreibung. Die Anthologie der Jahre 1906–1929 versammelt Texte von Autoren und Künstlern wie Aragon, René Clair, Abel Gance, Colette oder auch Fernand Léger (über „Malerei und Kino“). Erstaunlich modern dabei ein schon von 1906 stammender Beitrag der Pariser „Phono-Ciné Gazette“.

Jane Gardams Kurzgeschichten und ein besonderer Literaturverlag

Zum Schluss noch ein Tusch. Denn demnächst feiert die bei uns erst vor einigen Jahren entdeckte englische Schriftstellerin Jane Gardam ihren 89. Geburtstag. Spät berühmt wurde sie durch ihre raffinierte Romantrilogie „Ein untadeliger Mann“, „Eine treue Frau“ und „Letzte Freunde“ (alle im Hanser Verlag, als Audiobücher, gesprochen von Ulrich Noe then, Eva Mattes und Felix von Manteuffel im Hörbuch Verlag Hamburg). Nun liegt in der Edition 5Plus auf Englisch sowie in der smarten Übertragung von Isabel Bogdan Jane Gardams „Die geheimen Briefe/The Sidmouth Letters“ vor (96 Seiten, 5900 nummerierte Exemplare, 16,80 €). Die von Gardams britischer Ironie wunderbar grundierte kleine Geschichte um den Fund einiger unbekannter Liebesbriefe von Jane Austen ist ein herrliches Aperçu auch zum mal männlich geprägten, mal weiblich konterkarierten Literatur(wissenschafts)betrieb. Und eine glänzende Kostprobe der auf Deutsch noch unbekannten Shortstories der Autorin.

Man erhält die fein gemachten Bücher der Edition 5 Plus allein über die hierbei zusammengeschlossenen Buchhandlungen Klaus Bittner (Köln), Dombrowsky (Regensburg), Felix Jud (Hamburg), Lehmkuhl (München), Leporello (Wien), Zum Wetzstein (Freiburg) und in Berlin bei Schleichers sowie Kohlhaas & Company (Näheres: www.5plus.org). Die Beteiligten geben auch periodisch ein literarisches 5Plus-Magazin heraus mit Beiträgen von Schriftstellern, Kritikern, Enthusiasten zu neuen Büchern – ähnlich wie es die Berliner Autorenbuchhandlung mit ihrer schönen Zeitschrift „Geistesblüten“ macht. Deren Frühjahrsnummer erscheint diese Woche, unter anderem mit einem von Volker Schlöndorff hierfür geschriebenen Aufsatz zu seiner filmischen Beschäftigung mit dem Werk von Max Frisch. Womit wir fast schon wieder beim Ausgangsthema wären ...

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