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Kultur: All that Jazz: Der Bote Gottes

Wer weiß jetzt schon, ob sie je wieder so schmecken werden, die warmen Sommerabende in New York, deren Atmosphäre Wim Wenders so dicht und verführerisch eingefangen hat. Als wäre dieser Film vor allem eine Hommage an New York und seine Musik.

Wer weiß jetzt schon, ob sie je wieder so schmecken werden, die warmen Sommerabende in New York, deren Atmosphäre Wim Wenders so dicht und verführerisch eingefangen hat. Als wäre dieser Film vor allem eine Hommage an New York und seine Musik. " Buena Vista Social Club" hatte im Rahmen der Berlinale vor drei Jahren Weltpremiere, Arte zeigt den Film in einem "Viva Kuba!" Schwerpunkt. (Morgen, 0.35 Uhr)

Die Sängerin Cassandra Wilson tritt im Februar eine Woche lang im New Yorker Club Blue Note auf, ihre letzte CD-Veröffentlichung liegt drei Jahre zurück. In der Zwischenzeit basteln ihre Leute an eigenen Karrieren. Der musikalische Leiter ihrer Band ist der Bassist Lonnie Plaxico, bei Blue Note Records, wo auch Wilson unter Vertrag ist, erschien unlängst seine CD "Melange", die er jetzt auf einer ausgedehnten Tour vorstellt. Plaxico kommt wie die Marsalis-Brüder aus der Schule des Schlagzeugers Art Blakey. Seine eigene Musik bewegt sich zwischen Post Bop und M-Base und klingt hektisch, hart und schnell wie der ganz normale New Yorker Alltag. Plaxico spielt mit dem Kern seiner CD-Band, darunter auch der Pianist George Colligan, am Dienstag im A-Trane, Beginn des Konzerts ist so gegen 22 Uhr.

In Ken Burns Reihe "Jazz", die Phoenix noch bis 9. März jeweils sonnabends um 20.15 Uhr sendet, steuern wir auf den vierten Teil (Titel: "Willkommen") zu. In dieser Serie über die amerikanische Kultur und ihre soziale Einbettung ging es bereits darum, dass in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg der Norden der USA besonders für Afroamerikaner zum Synonym für Arbeit und Freiheit geworden war. Zunächst war Louis Armstrong, "der Bote Gottes", einem Telegramm seines Mentors King Oliver nach Chicago gefolgt. Dort tauchte er am Bahnhof mit einem Forellensandwich und einem geflickten Smoking auf. Und mit einem Kornett. Normalerweise funktionierten Plattenaufnahmen in jenen Tagen so, dass die Musiker sich um einen Trichter herumstellten und spielten. Doch mit Armstrong ging das nicht, er musste während der Aufnahme im Flur stehen, so laut spielte er. 1924 holte ihn Bandleader Fletcher Henderson nach New York. Zu der Zeit lebten allein im New Yorker Stadtteil Harlem mehr Afroamerikaner als in jeder anderen amerikanischen Stadt.Allein in Manhattan gab es damals bis zu 5000 illegale Kneipen, Speak Easies genannt, in denen gebechert wurde. Die Prohibition verschaffte vielen Jazzmusikern Jobs, das so genannte Jazz Age galt schnell als Synonym für Sittenverfall. Viel später, im letzten Teil von "Jazz", wird der Trompeter Lester Bowie dann sagen, dass der Begriff Jazz irgendwann so negativ besetzt gewesen sei, dass viele Musiker ihre Musik anders benannten. Am Samstag geht es aber erstmal darum, wie Armstrong die Popmusik revolutionierte und wie das Swing-Zeitalter begann.

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