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Kultur: Alle wollen Roehler

Wie sich deutsche Filme ins Ausland verkaufen

2006 ist ein herausragendes BerlinaleJahr – jedenfalls, was die Nachfrage ausländischer Verleiher nach deutschen Filmen betrifft. „Deutsche Filme sind extrem gefragt“, sagt Peter Rommel, Produzent von Valeska Grisebachs „Sehnsucht“. „Dass sich die unterschiedlichsten Filme verkaufen – vom großen Publikumskino bis zum kleinen sperrigen Film –, ist ein Riesenerfolg. Das gab es noch nie.“ Auch Thorsten Schaumann, Chef des Bavaria-Weltvertriebs, sieht die Branche im Aufwind: „Die Anerkennung des Produktionslands Deutschland stabilisiert sich im Ausland.“

Wie haben sich die deutschen Filme im Rennen um die ausländischen Verleiher im Einzelnen geschlagen? Das Feld wird angeführt von Oskar Roehlers „Elementarteilchen“. Die Houellebecq-Verfilmung fand bislang Käufer in 23 Ländern. Auf Platz zwei folgt Hans-Christian Schmids „Requiem“, an dem 15 Nationen Interesse zeigten. Für „Knallhart“ von Detlev Buck gab es Abnehmer in 10 Ländern. Danach folgen Kopf an Kopf: Matthias Glasners Psychostudie „Der freie Wille“ mit Jürgen Vogel (mit Verleihern in den fünf nordischen Ländern Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island) sowie Dominik Grafs „Der rote Kakadu“, der sich nach Belgien, in die Niederlande, Luxemburg, Singapur und Brasilien verkaufte.

Nach Frankreich wurden Henner Wincklers „Lucy“ und „Montag kommen die Fenster“ von Ulrich Köhler verkauft. Dass die Franzosen sich gerade für diese Filme interessieren, überrascht nicht: Sie mögen die so genannte Berliner Schule mit ihrem stilisierten Realismus, zu der Winckler, Köhler und Grisebach zählen. Produzent Rommel freut sich über das Marktpotenzial von „Sehnsucht“ in ganz Europa. Nach der Wettbewerbsvorführung sei das Interesse erheblich gestiegen, bald kann er etwa mit Österreich, Frankreich, Österreich und der Schweiz Verträge abschließen.

Die Berlinale bringt die Geschäfte häufig erst ins Rollen. Der Filmmarkt im Martin-Gropius-Bau ist längst abgebaut, aber hinter den Kulissen wird weiter verhandelt. Juristisch wasserdichte 30-Seiten-Verträge kommen oft nicht während des Festivaltrubels zustande; sie werden danach in Ruhe ausformuliert. Der Ansturm auf die Verleihrechte von „Good Bye, Lenin!“ hatte 2003 auch erst nach dem Festival begonnen.

Doch auch das war dieses Jahr anders. Laut Mariette Rissenbeek von der Export-Plattform „German Films“ haben „die ausländischen Verleiher seit einiger Zeit erkannt, dass deutsche Filme kommerziell interessant sind“. Deshalb wurden sie häufiger als bisher bereits im Festivalvorfeld verkauft.

Julian Hanich

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