zum Hauptinhalt

Kultur: Alles im Fluss

RSO Frankfurt mit Hugh Wolff in der Berliner Philharmonie

Von den ersten Takten an erwies sich das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt beim Gastspiel in der Philharmonie als hochqualifiziertes, ausgesprochen modern musizierendes Orchester. Es spricht für sich, dass es unter Leitung von Hugh Wolff seine Visitenkarte mit einem artistischen Stück Gegenwartsmusik abgab, mit Wolfgang Rihms „Vers une Symphonie fleuve IV“. Das ist in der Tat ein hochwogender, beängstigend dicht dahinbrausender kompositorischer Strom – mit allen erdenklichen Strömungsgeschwindigkeiten, drastischen Überblendungen und Brechungen und einigen grellen Choral- und Tanzmusikfetzen.

Es war zweifellos der stärkste Eindruck des Abends, wie das alles von Hugh Wolf und „seinen“ Frankfurtern mit suggestiver Bildkraft und klirrender Kontrastschärfe auf die Bühne gebracht wurde. Von ihrem so engagierten wie agilen amerikanischen Chefdirigenten, der bei allen Stücken sehr exakt disponiert, der ein strukturerhellendes Musizieren im Sinn hat und dabei stets den großen sinfonischen Zug zustande bringt, ließen sich die hessischen Rundfunk-Sinfoniker mit spürbarer Lust und Risikofreudigkeit zu imposanten Leistungen anspornen. Die Bläser, die mit virtuosem Schneid loslegen, stehen im Vordergrund, aber auch die äußerst klar und prägnant agierenden Streicher können sich hören lassen. In der insistierenden rhythmischen Härte und Ausdruckswucht übertraf das Frankfurter Orchester bei Rihm sogar die Dresdner Staatskapelle, die das ihr gewidmete Monumentalwerk im November 1998 unter Giuseppe Sinopoli in der Philharmonie spielte.

Dagegen kamen die Gäste bei der ersten Sinfonie von Brahms nicht an die klangliche und spielerische Luxusklasse des Hausorchesters (also der Philharmoniker) heran. Max Bruchs Wunschkonzertschlager in g-Moll geigte Leila Josefowicz überraschend zeitnah akzentuiert, feinnervig und rhythmisch energievoll. Auch wenn ihr transparenter Ton nicht übermäßig groß ist, die Hellhörigkeit im Adagio sowie die scharfe Brillanz und Angriffslust in den Ecksätzen beeindruckten. Eckart Schwinger

$AUTHOR

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false