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Kultur: Alles in Liebe

Oliver Parker inszeniert Oscar Wilde: „Ernst sein ist alles“

Britische Regisseure lieben Shakespeare, aber auch Oscar Wilde – Experten für bissigen Wortwitz und rasante Wendungen. Oliver Parker hat sich in seinen bisher drei Spielfilmen an beiden Autoren erfolgreich versucht – und nach „Othello“ (1995) mit „An Ideal Husband“ gezeigt, dass Wildes leichtfüßige Komödien auch heute noch aktuell sind. Jetzt hat sich Parker an Wildes letztes Stück gemacht, bevor er wegen seiner Homosexualität 1895 für zwei Jahre im Kerker verschwand und sein Leben ins Dunkel kippte. „Ernst sein ist alles“ lässt von diesen Drohungen nichts ahnen: ein luftig dahinflatterndes Sommerstückchen, bei dem Lotterleben der Antrieb ist und alles in Liebe endet.

Der Stoff um zwei Londoner Freunde und ihre Lebenswirren ist zu dicht gestrickt, um ihn hier auch nur annähernd zu beschreiben. Sehr britisch alles: Klubs und Landhäuser. Der Lebemann und das süße Mündel, der brave Vormund und die aristokratische Emanze. Vertauschungen, Koffer und Findelkinder. Colin Firth und der unvermeidliche Rupert Everett; nur die Mädels (Reese Witherspoon und Frances O’Connor) kommen aus den Kolonien (Australien und USA), sind aber so adrett wie eine „british rose“.

Nett anzuschauen ist das, und gut gemacht auch. Professionelles, routiniertes Kostümkino. Doch der Wildesche Biss erstickt an den gediegenen Verkleidungen, der Wortwitz stumpft ab am konventionellen Schliff. Was bleibt, ist Judi Dench in der Rolle der Lady Bracknell, einer Frau von grandios herrischem Format. Silvia Hallensleben

Broadway, Cinema Paris, Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinestar Sony Center und Hellersdorf, Kulturbrauerei, Passage

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