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Kultur: Alles nur Affentheater?

Ein Dokumentarfilm feiert die Beatband Monks

„Alright, Let’s Go! It’s Beat Time! It’s Hop Time! It’s Monk Time!“ – ein Sound wie ein Frontalangriff. So aberwitzig lebendig und ungemein aggressiv platzen die Monks in die Geschichte der Popmusik: fünf Ex-GI’s, die mitten im Beatles- Fieber und Kaltem Krieg auf deutschem Boden eine bahnbrechende Musik entfachen. „Das war wie ein Schock“, erinnert sich Hans-Joachim Irmler von den Krautrock-Pionieren Faust, der sich als direkter Nachfahre der Monks sieht. „Die Achtundsechziger-Revolution wäre zwei Jahre früher gekommen, wenn man die politische Kraft dieser Musik doch nur begriffen hätte.“ 1966 schrieb die „Bild“- Zeitung: „Krach, Krach und keine Melodie“. Und Tony Sheridan drohte der Band im Hamburger Top-Ten-Club sogar Prügel an: „Ihr beschissenen Yanks könnt doch keinen Rock’n’Roll spielen! Das können nur Briten!“

Acht Jahre haben Dietmar Post und Lucia Palacios an ihrem Dokumentarfilm „Monks – The Transatlantic Feedback“ gebastelt, der mit umfangreichem Archivmaterial die Geschichte der Monks wie ein musikalisches Roadmovie rekonstruiert – von Gelnhausen über Heidelberg, Köln und Hamburg quer durch Wirtschaftswunderland. Drei Jahrzehnte später haben die Filmemacher in der US-Provinz die fünf Bandmitglieder aufgespürt; ohne jede Rockstar-Eitelkeit erzählen sie zum ersten Mal vor der Kamera von ihrer traumhaften Zeit in Germany.

Nach ihrer Militärzeit tingelten sie zunächst als The Torquays durch die Klubs. In die Monks verwandelten sie sich auf Anregung der deutschen Pop-Visionäre Karl Remy und Walther Niemann. Die Designer aus Ulm und Essen dachten sich, angeregt von Fluxus und Minimal-Art, ein radikales Anti-BeatlesKonzept für die Torquays aus: statt Pilzköpfe rasierte Mönchstonsuren, Galgenstricke anstelle von Krawatten. Und statt „She Loves You“ sangen sie „I Hate You“ und dadaistisch verknappte Texte.

Die Musik der ersten Avantgarde- Band der Popgeschichte wurde auf einen repetitiven Stampfbeat reduziert, dazu Gitarrenfeedback, Orgellärm und ein elektrisch verstärktes Banjo. So entstand „Black Monk Time“, ihr einziges Album, das im Frühjahr 1966 von Polydor veröffentlicht wurde. Vor Punkrock, den Stooges und Velvet Underground stellten sie die Rockmusik als Konsumgut infrage – zu früh für eine Erfolgsstory.

Die Erinnerungen der Musiker, wie sie 1967 als Versager in ein durch den Vietnam-Krieg verändertes Land zurückkehrten und dort obdachlos wurden, sind ebenso anrührend wie die Ausschnitte ihres Comeback-Konzerts im rappelvollen Cavestomp Club in New York, bei dem sie 1999 erstmals in den USA auftraten. Wer wollte den verkannten Pop-Revolutionären den späten Erfolg nicht gönnen? Höchste Zeit, dass dieser wunderbare Film die Lücke schließt. Volker Lüke

Central und Eiszeit (jeweils OmU)

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